Sportgeschichte Als der „Weiße Blitz“ über die Laufbahn fegte
Homburg · Der frühere Homburger Leichtathlet Jürgen Kopper erinnert sich an eine Zeit im Waldstadion mit Heinz Fütterer und Martin Lauer.
Das Jahr 1958 war ein ganz besonderes Jahr für Homburg: Am 31. Mai feierte die Stadt ihr 400-jähriges Bestehen und der FC Homburg sein 50-jähriges Gründungsjubiläum. Dieser Tage hat der heute in Einöd lebende Jürgen Kopper ein Stück Homburger Sportgeschichte hervorgeholt. Anlass war der Tod des 87-jährigen ehemaligen Sprint-Welrekordlers Heinz Fütterer im Februar.
„Am 31. Mai 1958 starteten bei einem Nationalen Leichtatletik-Abendsportfest Heinz Fütter, der Weiße Blitz, Martin Lauer, Manfred Germar und Manfred Steinbach in einer 4-mal-100 Meter-Staffel, damals noch auf einer Aschenbahn.“ Noch heute sei dieses Ereignis im Waldstadion in der Leichtathletik-Szene in bester Erinnering. “ Ein wenig Stolz auf seine Stadt klingt bei Jürgen Kopper schon mit, wenn er dies heute sagt: „Die Homburger könnern sagen, diese tollen Läufer kennen wir. Die waren schon vor über 60 Jahren erfolgreich in Homburg.“
Die 1950er Jahre in Homburg waren für die zwei Buben Jürgen und Bernd Kopper eine besondere Zeit. Sie erleben die Nachkriegszeit, die französische Verwaltung und den Übergang zur Bundesrepublik Deutschland. Jürgen Kopper: „Nach der Schule verbrachten wir viel Freizeit mit Sport; vor allem die Leichtathletik im Waldstadion hatte es uns angetan.“ Jürgen Kopper, ein promovierter Mediziner, wurde später selbst ein sehr erfolgreicher Leichtathlet.
Zurück zum „Weißen Blitz“: Die größten Erfolge von Heinz Fütterer waren drei Europameistertitel 1954 und 1958, ein neuer Hallenweltrekord über 60 Meter (1955) sowie eine olympische Bronzemedaille 1956 mit der 4-mal-100-Meter-Staffel. Er erzielte 536 internationale Siege und wurde von 1953 bis 1955 kein einziges Mal besiegt. Jürgen Kopper sagt zu Fütterers Leistung: „Am 31. Oktober 1954 stellte er mit handgestoppten 10,2 Sekundens den Weltrekord von Jesse Owens im 100-Meter-Lauf in Japan ein.“ Ebenfalls 1954 stellte er den Europarekord über 200 Meter in 20,9 Sekunden ein und verbesserte ihn noch im selben Jahr auf 20,8 Sekunden. Am Ende des Jahres wurde er von den Sportjournalisten trotz des Weltmeisterschaftssiegs der deutschen Fußballnationalmannschaft zum Sportler des Jahres in Deutschland gewählt. Im „Sportmagazin“, im „Kicker“ und sogar in der französischen Sportzeitung L‘Équipe wurde der Mann, er im Waldstadion lief, groß gefeiert. Gaston Meyer, Herausgeber der französischen Sportzeitzung prägte auch den Namen „Der weiße Blitz“, als Fütterer beim Hallensportfest in Paris vor vier afroamerikanischen Läufern die Ziellinie überquerte.
An dem Abendsportfest nahm auch Martin Lauer teil. In den meisten Biographien über ihn steht, er sei in Köln geboren, Kopper stellt richtig: „Er ist am 2. Januar 1937 in Homburg geboren.“ Bis heute gebe es noch Verwandte von ihm in Homburg. Beim FC Homburg spielte einst ein Lauer im Tor. Ein Onkel von Martin Lauer, der später die Disco Take Five betrieb, gehörte zu den Sponsoren des Abendsportfestes. Jürgen Kopper: „Diese Unterstützung bereitete große Freude der Homburger Bürger und Leichtathleten.“ Martin Lauer galt als Modell-Athlet. Als Mitglied des Sportvereins ASV Köln, war er im Zehnkampf und als Hürdenläufer über die 110-Meter-Distanz erfolgreich. „Als einer von wenigen Europäern konnte der 16-malige Deutsche Meister über diese Strecke in die Phalanx der Vereinigten Staaten einbrechen, die bis dahin fast übermächtig waren.“ Bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne wurde er Vierter über 110 Meter Hürden und Fünfter im Zehnkampf. Am 7. Juli 1959 gelangen ihm im Zürcher Letzigrund-Stadion innerhalb einer Dreiviertelstunde in zwei Läufen drei Weltrekorde. Zuerst stellte er eine Bestzeit von 13,2 Sekunden über die Hürden-Sprintdistanzen von 110 Meter und 120 Yard (109,73 Meter) auf, ehe er auch die Bestzeit über die 200-Meter-Hürden-Strecke in 22,5 Sekunden erreichte, nachdem der vorher unterlegene US-Amerikaner Willie May um eine Revanche gebeten hatte. Sein Weltrekord über die 110 Meter Hürden bestand bis zum 6. Juli 1973. Lauer, der wegen eines ärztlichen Behandlungsfehlers seine Laufbahn frühzeitig beeden musste, lebt heute in Lauf an der Pegnitz.
In unserer Region gab es damals, zwischen der „Franzosenzeit“ und der Eingliederung nach Deutschland, viele Sportveranstaltungen mit Sportlern „aus dem Reich“ (Deutschland). Radrennen mit Rudi Altig ebenfalls im Waldstadion oder auch im Gutenbrunner Tal in Wörschweiler, Boxkämpfe in Schwarzenacker im Tanzsaal einer Gaststätte, große Turnwettkämpfe in Limbach, Bexbach oder Einöd. Leichtathletik-Wettbewerbe gab es vor allem in Homburg , Beeden und Limbach.