Serenadenkonzert des Homburger Sinfonieorchesters Salonmusik mit ungeheurem Charme

Homburg · Homburger Sinfonieorchester spielte ein sehr gelungenes Serenadenkonzert im Saalbau.

 Ob vor kleinem oder großen Orchester: Der musikalische Leiter Jonathan Kaell reißt seine Musiker mit.

Ob vor kleinem oder großen Orchester: Der musikalische Leiter Jonathan Kaell reißt seine Musiker mit.

Foto: Thorsten Wolf

Tja, ein bisschen ungewohnt war es am Sonntag ja schon: Der große Saal, nur wenige Zuhörer – und das leider nicht nur wegen der Coronabeschränkungen –, ein Orchester im Miniformat und dann so viel Leidenschaft, so viel Wiener Flair, so viel Schmelz in den musikalischen Häppchen zum Mitsummen und Träumen. Und das im Homburger Saalbau nicht etwa unter freiem Himmel. Hierhin hatte das Homburger Sinfonieorchester am SonntaG nämlich eingeladen, vielmehr ein kleiner Teil dieses sonst üppigen Ensembles. Der Pandemie geschuldet trat man hier nämlich als Salonorchester auf, mit etwas über zehn Musikern, auch einem Pianisten und dem Staatstheater-Tenor Algirdas Drevinskas. Trotz aller äußerlichen Widrigkeiten: Der Funke sprang über. Auch wenn es eben nicht das große Open Air auf einem vollen historischen Marktplatz war, sondern die Variante „klein, aber fein“.

Auch da lassen sich nämlich Klänge erschaffen, die ins Herz gehen. Die einen mitschwingen lassen, mitwippen auf den Plätzen. Abstand hin, Abstand her.

Und was war da nun das herausragende Stück? „Eigentlich alle“ war da hinterher aus dem Publikum zu hören. Das fing beispielsweise bei Louis Gannes „La Czarine“ oder Isaac Albeniz’ „Tango“ an und hörte auch nach dem offiziellen Programmende noch lange nicht auf. Gleich drei Zugaben forderte das Publikum lautstark und bekam sie auch. Eine davon: „Dein ist mein ganzes Herz“, das wohl bekannteste Lied aus der Operette „Land des Lächelns“ ließ dann so manchem endgültig die Tränen in die Augen steigen. Mit dafür verantwortlich war Drevinskas, der mit so viel Energie in den Raum mal schmetterte, mal zart hineinsang, dass das viel mehr nach großer Opernbühne als einem Konzert auf Abstand klang.

So ein bisschen Schmelz tut eben auch gerade in diesen Zeiten gut, etwa bei Franz Lehars „Liebste glaub’ an mich“ oder Emmerich Kálmáns „Heut’ Nacht hab’ ich geträumt von Dir“, gar nicht zu sprechen von „Santa Lucia“. Da konnte Algirdas Drevinskas natürlich mit seinem gekonnten Charme punkten.

Aber das Salonorchester überzeugte auch ohne Gesang, ob beispielsweise bei Kurt Noacks „Heinzelmännchens Wachtparade“ oder den prächtigen Donauwellen von Iosif Ivanovici, zart schmelzend bei Gade und seiner Jalousie, wirklich sehr schön auch Peter Kreuders „Blindekuh“. Dabei bemerkenswert, wie engagiert zum einen Jonathan Kaell da vorne den Taktstock schwang, dieselbe Energie wie vor der ganz großen Kulisse. Und toll die Leistung der Musikerinnen und Musiker, in dieser kleinen Besetzung war wirklich jeder genau zu hören.

Am Ende die einhellige Meinung: Obwohl in dieser Form durch äußere Bedingungen erzwungen, war das Konzert mit all diesen Blüten der Salonmusik alles andere als eine Notlösung, sondern vielmehr eine echte Sternstunde. Fehlten eigentlich nur noch die passenden Getränke und leckeren Häppchen. Aber die gab’s ja musikalisch

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