Leserbrief „Homburger Provinzposse“

Leserbrief zu „Das lange Warten auf ein Mahnmal“

Als vor drei Jahren die Nachfahren der jüdischen Einwohner Homburgs aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz in der Kreisstadt zusammen kamen, wurde der Wunsch nach einem Mahnmal für ihre ermordeten Vorfahren geäußert, aber nicht nur: Man wollte auch jener Opfer des NS-Regimes erinnern, die in Konzentrationslager gesperrt wurden, die Widerstand leisteten, auch an jene 300 Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, die im damaligen Landeskrankenhaus starben und im Wald nahe dem Rabenhorst namenlos auf dem so genanten „Russenfriedhof“ verscharrt wurden.

Ein Homburger Bildhauer wies damals auf die am Zunderbaum gelagerten Granitstelen des ehemaligen Tiefenbrunnens vom Christian-Weber-Platz hin, die sich hervorragend für ein Mahnmal eignen und fertigte entsprechende Entwürfe. Aufstellungsort: Zwischen der ehemaligen „Judengasse“ (Karlsbergstraße) und der Synagoge, gegenüber des einst in jüdischem Besitz der Familie Dehaut/Hirsch stehenden Gasthauses „Storchen“ und vor dem ehemaligen Haus Oppenheimer/Frommer (Nudelhaus). Dass gerade in jener Stadt, aus welcher im Jahr 1832 die deutsche Freiheitsbewegung hervorgegangen war, ein Gedenkstein der Erinnerungskultur für nachfolgene Generationen ausgerechnet von einem Weihnachtsbaum „verdrängt“ werden soll, ist bundesweit einmalig und eher eine Provinzposse.

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