Homburger Höhlenführer gehen unter Tage

Homburg. Mal ehrlich - wer weiß, dass die Stadt Homburg drei Bergleute beschäftigt? Wohl kaum jemand. Tatsache ist, seit der Schließung der Schlossberghöhlen im Februar 2003 unterliegen die Schlossberghöhlen dem strengen Bergrecht

 Andreas Weinfurter, Gästeführer Jörg Dammann und die Höhlenführer Markus Orth, Markus Schindler und Paul Graf (von links) im Fahrkorb des einzigen Bergwerks an der Saar. Foto: SZ/Graf

Andreas Weinfurter, Gästeführer Jörg Dammann und die Höhlenführer Markus Orth, Markus Schindler und Paul Graf (von links) im Fahrkorb des einzigen Bergwerks an der Saar. Foto: SZ/Graf

Homburg. Mal ehrlich - wer weiß, dass die Stadt Homburg drei Bergleute beschäftigt? Wohl kaum jemand. Tatsache ist, seit der Schließung der Schlossberghöhlen im Februar 2003 unterliegen die Schlossberghöhlen dem strengen Bergrecht. Das bedeutet: Die Gruppengröße ist beschränkt, deshalb sollten sich Besucher anmelden, erhalten vor der "Befahrung" eine Sicherheitsbelehrung und sind verpflichtet, einen Helm zu tragen. Für die drei hauptamtlichen Höhlenführer und die Stadt Homburg als Eigentümerin ist das ebenfalls mit kostenträchtigen Auflagen verbunden. So werden unter anderem die Höhlenführer alle zwei Jahre "auf der Hirschbach", dem arbeitsmedizinischen Zentrum der DSK, auf ihre Untertage-Tauglichkeit hin untersucht, die Höhlen selbst werden jedes halbe Jahr durch das Bergamt inspiziert, es müssen Rettungseinsätze geprobt werden, und ein Wettersteiger kontrolliert den Wetterzug, also die Atemluft in den Höhlen. Durch die gute Zusammenarbeit mit dem Bergamt Saarbrücken ergab es sich, dass die Höhlenführer dieser Tage als geführte Besuchergruppe einfahren durften. Im nachfolgenden Text schildern die Homburger Höhlenführer ihre Erlebnisse: In kompletter Steigerkluft ging es in die Lampenstube. Dort erhielt jeder einen Helm. So ausgestattet, begab man sich mit Gästeführer Jörg Dammann in den Fahrkorb. Der setzte sich mit einer Geschwindigkeit von acht Metern pro Sekunde nach unten in Bewegung. Etwas benommen kamen die Fünf auf der achtzehnten Sohle auf einer Teufe von 1062 Metern an. Hier bestieg man die Personenbahn und fuhr fast zwei Kilometer ratternd und scheppernd durch die unterirdischen Tunnel. Am Personenbahnhof stiegen alle noch mal auf die Kulibahn um, die die Besucher dann steil bergauf zur Kopfstrecke zog. Dort fräste sich gerade ein Walzenschrämlader mit seinen Meißeln in die Kohle. Bei einer Temperatur von 28 Grad Celsius, mit Kohlenstaub geschwängerter, feuchter Luft und einem ohrenbetäubenden Lärm entriss hier ein Trupp Bergleute dem Berg das "schwarze Gold". In gebückter Haltung, den Fuß des Vordermanns im Lichtkegel der Kopflampe haltend, halb stolpernd und halb schlitternd, arbeitete man sich zwischen den Hydraulikstempeln der Schilde zur Fußstrecke hinab. Endlich konnte man wieder aufrecht gehen und schleunigst wieder auf die Kulibahn steigen, die die Gäste zum Personenbahnhof zog. Von hier aus fuhr man dann wieder mit dem Zug zum Fahrkorb. Eingestiegen, Gitter verschlossen, der Anschläger gab Signal, und schon ging's nach oben zur Hängebank. Erleichtert, wieder oben zu sein, wich die Anspannung aus den Gesichtern, und jeder verinnerlichte jetzt auf seine Weise den Bergmannsgruß "Glück auf!". Drei anstrengende Stunden unter Tage und eine gelungene Weiterbildung hatten ein Ende. red

Auf einen BlickNach der Winterpause öffnen die Homburger Schlossberghöhlen wieder am kommenden Sonntag, 1. Februar. Öffnungszeiten: zehn bis 15 Uhr (letzter Einlass). Eintrittspreise: fünf Euro für Erwachsene, drei Euro für Kinder, elf Euro Familienticket: zwei Erwachsene und ein Kind, jedes weitere Kind 2,50 Euro. Touristischer Betreiber ist der Verkehrsverein Homburg. Eine Anmeldung ist erforderlich unter der Telefonnummer (06841) 20 64. red

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