Großbrand Viel Lob für Einsatzkräfte nach Hallenbrand

Homburg · Die Aufräumarbeiten dauern kommende Woche an, dann erst ermittelt die Polizei. Gesundheitsgefahren bestehen wohl nicht.

 Mit zwei großen Baggern werden seit dem Freitagnachmittag Schneisen in die ausgebrannte Halle geschnitten, in der Nacht zum Samstag sollte noch ein drittes Großgerät folgen.

Mit zwei großen Baggern werden seit dem Freitagnachmittag Schneisen in die ausgebrannte Halle geschnitten, in der Nacht zum Samstag sollte noch ein drittes Großgerät folgen.

Foto: Thorsten Wolf

Welche Gesundheitsgefahr nach dem Lagerhallenbrand und der gigantischen Rauchsäule vom Dienstag für die Bevölkerung besteht, ist noch unklar. Bei einer Pressekonferenz am Freitag gab es aber weitgehend Entwarnung. Zunächst bezüglich möglicher Giftstoffe, die in die Luft geschleudert worden seien. Messungen der Feuerwehr während des Brandeinsatzes hätten nichts ergeben, erklärte der Feuerwehrchef Klaus-Peter Nashan.

Jetzt ziehe man Bodenproben in Kirrberg, beim Homburger Waldstadion und rund um den Brandherd, ergänzte Michael Penth vom Landesumweltamt (Lua) des Saarlandes. Ergebnisse lägen erst kommende Woche vor. Vorläufig gelte vorsichtshalber die Empfehlung, Kräuter, Obst oder Gemüse aus dem heimischen Garten vor dem Verzehr gut zu waschen. Getestet werde etwa auf Asbest und Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die teilweise als krebserregend gelten. Er gehe bereits jetzt davon aus, dass man eine Asbestbelastung „weitgehend ausschließen“ könne. Gerade auch im Dach, das in Teilen losgelöst und in kleinen Teilen durch die Stadt geweht wurde, sei kein Asbest, sondern nur Glaswolle gewesen.

Warum hatte es dann in ersten Meldungen geheißen, die Wolke sei giftig, man solle Fenster und Türen schließen, Kinder nicht nach draußen lassen? Feuerwehrchef Nashan erläuterte, dass diese Empfehlung zum Standardprozedere bei einem Einsatz mit einer solchen Rauchentwicklung gehöre. Auch Belege für den zunächst während des Feuers gemeldeten Rußniederschlag auf Landstraßen habe man nicht gefunden, ergänzte die Homburger Polizeichefin Alexandra Besse.

Dass es durch den Löschschaum zu Beeinträchtigungen der Umwelt gekommen sei, scheint indes unwahrscheinlich. Wie bereits berichtet könne man eine Kontamination der Grundwasserbrunnen in Brandnähe „nahezu ausschließen“, erklärte Michael Penth vom Lua. Dennoch habe man einen Brunnen vorsorglich außer Betrieb genommen – die Stadtwerke und das Technologiezentrum Karlsruhe analysierten das Wasser dort jetzt auf alle denkbaren Belastungen. Dass das Löschmittel den Erbach verschäumt habe, sei optisch auffällig, giftig sei das aber nicht gewesen. Da sich Schaum in den Kanälen gestaut habe, könne es bei aufkommendem Regen wieder stärker schäumen, kündigte Penth vorsichtshalber an.

Nashan beschrieb derweil den Hergang des Einsatzes, den „er keinem wünsche“ und den er in 40 Jahren bei der Feuerwehr „noch nicht erlebt“ habe: Bürger hätten am Dienstag um 15.25 Uhr die Rauchsäule (die später bis Bosen und Kaiserslautern sichtbar war) gemeldet, gleichzeitig sei die Brandmeldeanlage der Firma losgegangen. Deren Mitarbeiter hätten um die Uhrzeit bereits Feierabend gehabt, allerdings hätten sich in angebauten Hallen noch Angestellte anderer Unternehmen befunden, die infolge der Alarmsirene ins Freie gekommen seien. In der Halle hätte das Granulat in offenen Big Packs gelagert, nach und nach sei die brennende Hallendecke darauf gestürzt und hätte es immer wieder entzündet. Löschwasser habe man aus Hydranten in der Mainzer Straße und vom Stadtpark beziehen müssen. Es sei „eine wahnsinnige Leistung der Einsatzkräfte“ gewesen, dies sicherzustellen, so Nashan.

„Wir können uns auf die Hilfsdienste verlassen!“ konstatierte Landrat Theophil Gallo (SPD), der dienstags bei dem Brand vor Ort war, und ergänzte: „Ich kann nicht genug danke sagen!“ Er bezog sich etwa auf „Einsatzwillen und die hohe Kompetenz“ der Helfer. Vor Ort hätten auch Kleinigkeiten eine wichtige Rolle gespielt wie die Rostwurstbude der Malteser. Oder Toiletten, wie Landesbrandinspekteur Timo Meyer ergänzte, der auch ein Lob des Innenministers Klaus Bouillon (CDU) überbrachte. Homburgs Bürgermeister Michael Forster (CDU) lobte ebenfalls das „besonnene und entschlossene Handeln vor Ort“, das „sehr gute Zusammenwirken der Hilfsorganisation“ und nannte es „erstaunlich, wie schnell fast 300 Helfer vor Ort“ gewesen seien. Als Homburger Bürger könne er sich in den letzten 40, 50 Jahren nicht an ein vergleichbares Feuer erinnern.

Die Bundeswehr war kurz vor Ort, die Zweibrücker Flughafenfeuerwehr, Kräfte nicht zuletzt aus Waldmohr, Wiebelskirchen oder Bechhofen, dazu mehrere Werksfeuerwehren. Löschschaum habe man auch aus Birkenfeld und St. Avold bezogen, damit die eigenen Reserven nicht aufgebraucht werden, sagte Meyer. Denn man habe mit einem parallelen Einsatz anderswo im Land rechnen müssen. Er erinnerte daran, dass von den 11 300 Feuerwehrleuten im Land nur 200 Entgelt bekämen und die Helfer nur eine Woche vor dem Feuer wegen Sturmtief Eberhard mächtig im Treiben gewesen seien .Kreisbrandinspekteur Uwe Wagner wies darauf hin, dass man wegen der aufwändigen Nachlöscharbeiten irgendwann „personell am Ende“ und auf die Hilfe anderer Wehren anwiesen war. „Die Leute müssen irgendwann zur Ruhe kommen“, man habe im Schichtbetrieb gearbeitet.

In unserer Freitagsausgabe berichteten wir, dass die Stadt kommende Woche die Namen derjenigen Firmen nennen wird, die Tenside in den Erbach einleiten. Dies beruht auf einem Missverständnis. Die Stadt darf aus rechtlichen Gründen diese Namen nicht bekannt geben.

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