Homburger Amateur Theater Theaterhimmel auf dem Schlossberg

Homburg · Die Geschichte vom Brandner Kaspar, der dem Tod ein Schnippchen schlägt, ist ein beliebter Theaterstoff. Das Homburger Amateur Theater zeigt das Stück auf Saarländisch in der Ruine der Hohenburg.

 In der Ruine der Hohenburg spielt das Homburger Amateur Theater Ende August. Vor Ort mit dabei: Regisseurin Bettina Mick, Christoph Neumann (links) als Brandner Kaspar und Dieter Meier als Tod.

In der Ruine der Hohenburg spielt das Homburger Amateur Theater Ende August. Vor Ort mit dabei: Regisseurin Bettina Mick, Christoph Neumann (links) als Brandner Kaspar und Dieter Meier als Tod.

Foto: Ulrike Stumm

Dem Tod begegnet man normalerweise nicht besonders gerne. Und persönlich in der Regel nur einmal. Doch an diesem Nachmittag auf dem Homburger Schlossberg gibt sich der Schnitter eigentlich ganz charmant. Er ist nicht alleine hier und auch nicht zufällig, denn der Gevatter ist Teil des Homburger Amateur Theaters. Und das plant in der Ruine der Hohenburg etwas Besonderes.

Was genau das ist, davon berichten neben dem Tod, bürgerlich Dieter Meier, Regisseurin Bettina Mick und Christoph Neumann beim Termin hoch oben über Homburg. Erstmals wird die engagierte Theatergruppe unter freiem Himmel spielen – und dann gleich unter was für einem. Gerade zeigt dieser sich freundlich mit einigen wenigen Wolken; nicht zu heiß und nicht zu kühl ist es. Ein Wetter, das sie sich für ihre Aufführungen Ende August/Anfang September wünschen (Termine siehe Infobox). Und als ob der Ort nicht schon spektakulär genug wäre, setzt man noch einen drauf. Als Stück haben sie nämlich den „Brandner Kaspar“ ausgesucht. Die Geschichte um einen gewitzten und rüstigen Senior, der dem Tod ein Schnippchen schlägt, indem er ihn betrunken macht und ihm dann beim Kartenspiel viele weitere Lebensjahre abluchst. Letztlich gehe es um das alte Thema des ewigen Lebens und um die Idee, wie es im Himmel denn aussehen könnte.

Eigentlich spielt das Mundartstück, das mit viel Humor und Selbstironie gewürzt ist, am Tegernsee, wo der Tod der Boanlkramer ist – übersetzt so etwas wie ein Knochenkrämer – und Kerschgeist, ein Kirschenschnaps, getrunken wird. Da man zwar in Homburg Bayernbezug hat, aber einen ganz anderen Dialekt spricht, haben Bettina Mick und Dieter Meier das Ganze überarbeitet, ins Saarland versetzt, sprachlich und überhaupt. So spielt die Gruppe also in Mundart, Premiere Nummer zwei. Das stellte sich als gar nicht so einfach oder besser einheitlich heraus. Die Theatergruppe sei ein „saarländisches internationales Team“, einige kommen aus der Saarlouiser Ecke, andere aus Saarbrücken, viele aus Homburg und Umgebung, sagen sie. Und da das Saarländische eben ein breites Spektrum biete, spricht nun der Petrus Moselfränkisch, der Brandner Rheinfränkisch und der Tod Saarbrücker Platt. Und manchmal gebe es einfach keine Mundart­ent­sprechung für die bayerischen Ausdrücke, auch das wurde klar. So ist auf dem Schlossberg der Boanlkramer mangels Dialekt-Alternative schlicht der Tod.

Auch die Figuren haben die Theaterleute angepasst, das Stück zudem gekürzt, Szenen verdichtet.  So treten saarländische Heilige auf, die Heilige Barbara etwa. Und auch der für Homburg so bedeutende Siebenpfeiffer bekommt eine Rolle. Außerdem hält das mit Engeln ausgestattete Paradies natürlich das bereit, was man sich als Saarländer da eben so wünscht: Schwenker und Urpils. Der Nebenhimmel des Stücks ist in der Saarfassung übrigens der Franzosenhimmel. Wer jetzt sprachlich Bedenken hat: Wer das Stück kenne, der sei auch als jemand von außerhalb nicht aufgeschmissen.

Aber warum eigentlich Mundart? Der Dialekt, so erklärt es Bettina Mick, sei oft ein bisschen stiefmütterlich behandelt worden. Doch dabei gehe es auch um die Frage: Wo sind meine Wurzeln? Das habe eine Bedeutung für die Leute.

Und wie kam die Hohenburg in Spiel? Als die Filmnächte hier stattfanden, sei ihm sofort klar gewesen: „Hier oben willst Du mal Theater spielen“, erinnert sich Christoph Neumann, der die Rolle des Brandner Kaspar übernimmt. Eine „spinnerte Idee“ entwickelte sich zum Herzenswunsch.

Bei einer Begehung habe man sich alles genauer angeschaut und festgestellt: Es passt, auch die verschiedenen Ebenen bis zum Paradies lassen sich in den steinernen Resten richtig gut abbilden. Ein Teil wird zudem mit einer zwölf mal vier Meter großen Bühne überbaut. Zwei Kulissenteile schafft man zudem auf den Berg, der Rest laufe über Requisiten. Und die Natur, die braucht man nicht eigens herzustellen, die gibt’s hier sowieso. Letztlich sei das Geplante auch für die Ruine selbst etwas ganz Neues.

Der Aufwand ist für das Homburger Amateur Theater dennoch ungleich größer als sonst, auch finanziell muss man deutlich tiefer in die Tasche greifen, selbst wenn man etwa die Stromversorgung, die zuvor fürs Freilichtkino gelegt wird, nutzen kann. Um die 17 000 Euro werde die Inszenierung kosten, bei zwischen 2000 bis 5000 liege man üblicherweise. Nach Sponsoren suchen sie daher noch weiter. Und auch wenn hier vieles gut passt: Bedingungen wie bei einer echten Freilichtbühne herrschen nicht.

Seit Februar probt die Gruppe, allerdings in der Hohenburgschule, vor etwa drei Wochen ist man in die Ruine gewechselt. Etwa 20 Darsteller, nicht alle mit Sprechrollen, gilt es zu koordinieren, Unterstützung gibt es zudem vom Jagdhornbläsercorps Bliesbergerhof. Vieles ist vor Ort anders, die Laufwege für die Auf- und Abgänge zum Beispiel, die Akustik – obwohl grundsätzlich gut, kommen wegen störender Außengeräusche Headsets zum Einsatz. Viel zu tun also für die Theaterleute. Und alles zusammengeführt wird dann bei der öffentlichen Generalprobe am Abend des 28. August.

 Bärbel Waldura, Barbara Neumann, Lara König, Barbara Schneider, Birgit Meier und Heike (Lizzy) Lismann-Gräß sind bei der Aufführung in der Burgruine die Engel im saarländischen Paradies.

Bärbel Waldura, Barbara Neumann, Lara König, Barbara Schneider, Birgit Meier und Heike (Lizzy) Lismann-Gräß sind bei der Aufführung in der Burgruine die Engel im saarländischen Paradies.

Foto: Lea Jochem

Trotz der arbeitsreichen Gegenwart wagt man einen Blick in die Zukunft und auf mögliche weitere Freilicht-Theaterstücke. „Wenn’s gut läuft, dann ist es nicht ausgeschlossen, dass wir das hier oben nochmal machen“, sagen sie. Aber jetzt haben sie erst mal das aktuelle Projekt im Fokus. Noch bleiben dem Kaspar, dem Tod und allen anderen ja ein paar Wochen.

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