Nächste Woche wird ein Entwurf vorgestellt Mahnmal soll am Marktplatz stehen

Homburg · Seit Jahren bemüht sich Izhak Hirsch um ein Mahnmal, um an seine Großeltern und andere zu erinnern, die in Homburg lebten, bis sie deportiert und von den Nazis ermordet wurden. Die Stadt will das Projekt nun zügig umsetzen.

 Im Teil des Homburger Marktplatzes Richtung Karlsbergstraße und am Aufgang zur ehemaligen Synagoge (auf unserem Foto in der rechten hinteren Ecke) soll das Mahnmal für die Opfer stehen.

Im Teil des Homburger Marktplatzes Richtung Karlsbergstraße und am Aufgang zur ehemaligen Synagoge (auf unserem Foto in der rechten hinteren Ecke) soll das Mahnmal für die Opfer stehen.

Izhak Hirsch gehört nicht zu den Menschen, die leicht die Geduld verlieren. Eigentlich ist es nur so zu erklären, dass er bis jetzt durchgehalten hat und dann auch noch ziemlich ruhig bleiben kann. Seit mehreren Jahren bemüht er sich bereits um ein Mahnmal. Damit möchte er auch an seine Großeltern erinnern. Mathilde und August Hirsch wohnten einst in der Judengasse. Mitten in Homburg. Ihre Leben endeten in Auschwitz. Der Viehhändler und seine Frau wurden in das Konzentrationslager deportiert und dort von den Nazis ermordet. So wie viele andere Menschen, die  hier einmal ganz normal wohnten, bis sie ermordet wurden oder zur Flucht gezwungen waren. Hirsch möchte, dass an die Menschen dort erinnert wird, wo sich alles abspielte: in der Karlsbergstraße – so heißt die Straße heute, die sie einst Judengasse nannten.

Er hat sich mehrfach an die Stadt gewandt, stieß dort auch im Prinzip auf offene Ohren, wurde aber immer wieder vertröstet – oder er hörte schlicht gar nichts.

Nun befasst sich der Ausschuss für Kultur, Jugend-, Sport- und Soziales in seiner Sitzung nächste Woche mit diesem Thema. Homburgs Kulturamtsleiter Klaus Kell will dort einen Entwurf des Künstlers Klaus Glutting vorstellen. Dieser basiere auf den Grundlagen dessen, was bei Gesprächen beraten worden sei. Glutting habe eine Form vorgeschlagen, bei der mit Symbolik und Zahlen gearbeitet werde, informiert Kell auf Nachfrage unserer Zeitung. Vorgesehen seien sieben unterschiedliche hohe Stelen, die an einen siebenarmigen Leuchter erinnerten – die Menora gilt als eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums. Das Mahnmal solle etwa zwei Meter breit und an der höchsten Stelle 1,80 Meter hoch werden. Es sei zum Gedenken an alle deportierten und ermordeten Opfer des NS-Regimes, für alle Verfolgten sowie die unbekannten Helfer. Noch diskutiert werde darüber, ob die Namen der Opfer einzeln  aufgeführt werden, so Kell. Klarheit herrsche dagegen über den Standort an der Ecke Klosterstraße/Saarbrücker Straße gegenüber dem alten Storchen am Marktplatz.

Izhak Hirsch wurde – auf Nachfrage bei der Stadt – in einem  Schreiben ebenfalls darüber informiert, dass über das Thema Mahnmal im Ausschuss gesprochen werden soll. Die genauen Entwürfe habe er noch gar nicht gesehen. Ihm liegen aber Vorschläge Gluttings aus dem Jahr 2017 vor.

„Ich bin schon froh, wenn die Stadt irgendetwas macht. Das liegt mir sehr, sehr am Herzen“, kommentierte er. Das Mahnmal werde ihn ja hoffentlich überleben. Sein eigenes fortgeschrittenes Alter ist es unter anderem auch, was ihn auf eine schnelle Umsetzung hoffen lässt. Dabei ist er der Stadt bei seinen Vorstellungen bereits entgegengekommen. Zunächst waren es nämlich so genannte Stolpersteine, die Hirsch setzen lassen wollte, „natürlich auf meine Kosten“. Die Steine gibt es bereits in vielen Städten, sie sind in den Boden vor den Häusern eingelassen, in denen einst jüdische Familien wohnten. Sie haben neben Befürwortern durchaus Kritiker, etwa weil die Namen der Opfer „mit Füßen getreten werden“. Als klar wurde, dass dies nicht gewünscht war, kam ein  Gedenkstein ins Gespräch  mit den Namen der deportierten Juden. Davon habe er sich überzeugen lassen, so Hirsch bei früherer Gelegenheit, und da betonte er auch: „Mir ist wichtig, dass die Namen all jener, die keine Grabstätte finden konnten, aufgeschrieben werden – im Sinne der ewigen jüdischen Grabesruhe – in ihrer Heimatstadt. Sie haben zu Lebzeiten auch zum Wohlstand der Stadt beigetragen und waren zudem stolze Bürger von Homburg.“

Das Mahnmal sollte in der Nähe des Marktplatzes stehen, am Aufgang zur Synagoge. Und damit auch nicht weit von der Karlsbergstraße. Dieser Standort war dann aber von der Stadt verworfen worden,  „weil dieser Platz für die Neuaufstellung des Weihnachtsbaums während des Nikolausmarkts und der Weihnachtszeit ausgewählt worden war“, so die Erklärung Anfang dieses Jahres. Nun kehrt man quasi wieder dazu zurück.

Und auch wenn Kulturamtsleiter Kell noch nichts Genaues zur Zeitachse sagen kann: Es soll zügig gehen, verspricht er. Voraussetzung sei allerdings, dass der Ausschuss grünes Licht gebe. Dann könne das Thema im Stadtrat beraten werden – dessen nächste Sitzung steht am 20. September an.

Das lange Warten von Izhak Hirsch geht also weiter, doch zumindest scheint sich in Sachen Verwirklichung eines Mahnmals ernsthaft etwas zu tun.

 Izhak Hirsch besuchte viele Jahre lang regelmäßig seine Tante Jenny Hirsch in Homburg. Sie starb 2006 im Alter von 103 Jahren.

Izhak Hirsch besuchte viele Jahre lang regelmäßig seine Tante Jenny Hirsch in Homburg. Sie starb 2006 im Alter von 103 Jahren.

Foto: Gerd Imbsweiler
 historischer Marktplatz Homburg

historischer Marktplatz Homburg

Foto: Ulrike Stumm

Der Kultur-, Jugend-, Sport- und Sozialausschuss kommt am Donnerstag, 6. September, 17 Uhr, im kleinen Sitzungssaal des Rathauses, Am Forum, zusammen.

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