Homburg lässt Reiner Ulmcke nicht los

Homburg · Der ehemalige Oberbürgermeister der Kreisstadt wird an diesem Sonntag 80 Jahre alt und feiert dies mit seiner Familie. Beim Besuch in der Redaktion hat er sich an seine 25 Dienstjahre erinnert und verraten, was er bis heute gerne macht.

 Reiner Ulmcke war 25 Jahre lang Homburgs Oberbürgermeister. Am Sonntag wird er 80 Jahre alt. Zuvor besuchte er die Homburger SZ-Redaktion und berichtete, was ihm wichtig war und ist. Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Reiner Ulmcke war 25 Jahre lang Homburgs Oberbürgermeister. Am Sonntag wird er 80 Jahre alt. Zuvor besuchte er die Homburger SZ-Redaktion und berichtete, was ihm wichtig war und ist. Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

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Selbstverständlich hat er sich die Nadel mit dem Homburger Wappen ans Revers des Jacketts gesteckt. Das macht er immer - schließlich stammt der Vorschlag dafür von Reiner Ulmcke selbst. Damals, als er Homburgs Oberbürgermeister war, wollte er so dafür sorgen, "dass mehr Gemeinschaftsgeist entsteht". Eigentlich könnte er auch noch ganz andere Auszeichnungen tragen: die Ehrenbürger-Nadel zum Beispiel oder das Bundesverdienstkreuz. Das passiert aber nur selten, denn er bewahrt sie sich für festliche Anlässe auf. Am Sonntag könnte einer dieser besonderen Tage sein, denn Ulmcke, der 25 Jahre lang Homburgs Oberbürgermeister war, wird 80 Jahre alt.

Er ist immer noch präsent in "seiner" Stadt, obwohl er schon lange nicht mehr deren oberster Chef ist - Ende März 2002 gab er sein Amt ab. Das Leben sei angenehmer im Ruhestand, gesteht Ulmcke. Er könne länger schlafen, mit seiner Frau in Ruhe Kaffee trinken, Zeitung lesen - und dies gelassener, "wenn ich nicht mehr darin vorkomme".

Während andere also am Sonntagabend angesichts der Ergebnisse der Landtagswahl zittern und hoffen, wird er in jedem Fall feiern können. Gemeinsam mit seiner engsten Familie will er den runden Geburtstag begehen. Und da kommen einige Gratulanten zusammen: seine Frau, seine drei Kinder, fünf Enkelkinder, das jüngste sechs Jahre alt, vier Geschwister, darunter natürlich auch sein Bruder Axel Ulmcke, der noch immer in der Stadtpolitik mitmischt. Familie ist ihm wichtig. Man sieht sich bei Festen, er hält engen Kontakt mit den Enkeln, liest vor, auch mal am Telefon.

Selbst wenn Ulmcke seine aktiven politischen Jahre lange abgeschlossen hat: Homburg lässt ihn natürlich nicht los, auch wenn er sich mit Kommentaren taktvoll zurückhält. Natürlich "verfolge ich, was sich in Homburg tut. Aber es steht mit nicht zu, Noten zu verteilen. Ich gehe davon aus, dass alle in Homburg lokalpolitisch Tätigen das Beste für die Stadt wollen." Wenn er durch diese geht, werde er oft von Leuten darauf angesprochen, was er von diesem oder jenem halte. Die Antwort wieder diplomatisch: Er sage immer, dass sich alle Mühe geben, Homburg voranzubringen.

Er kennt das Geschäft. Bei 25 Jahren als Verwaltungschef hat Ulmcke selbst vieles, auf das er stolz zurückblickt. Die Liste ist so lang, dass einige Beispiele fürs Ganze stehen müssen: der Stadtpark etwa, der auf seinen Vorschlag hin ab 1980 stufenweise angelegt wurde, die Verkehrssituation, die sich völlig geändert habe, unter anderm durch die Erbach-Umgehung, den vierspurigen Ausbau der Bexbacher Straße. Als einen seiner größten Erfolge verbucht er die Ansiedlung des dritten Boschwerkes (Ost), und dass "in meiner Amtszeit 6000 Arbeitsplätze dazugekommen sind".

Dann ist da noch die Faszination für die Vergangenheit, in erster Linie die "seiner" Stadt. "Ich habe mich sehr früh mit Homburgs Geschichte vertraut gemacht." Auf dem Weg zum Saarpfalz-Gymnasium vom Zuhause der Familie in Erbach sei er dann häufig den Umweg über den Schlossberg gegangen. Und schon damals dachte er: Wenn ich jemals etwas zu sagen habe, dann werde ich dafür sorgen, dass die Ruinen freigelegt und saniert werden. Tatsächlich "hat mir das Schicksal die Möglichkeit dazu gegeben", freut er sich. Was ihm ebenfalls wichtig ist: seine Zeit als Präsident und Vizepräsident des saarländischen Städte- und Gemeindetages.

So richtig ruhig, man ahnt es schon, geht es bei Reiner Ulmcke auch im Ruhestand nicht zu. Dafür steht etwa sein Buch "Homburg. Vergangenheit und Gegenwart", die "erste Gesamtdarstellung der Homburger Geschichte", sagt Ulmcke, darin stecke das "Grundwissen, das jeder Homburger kennen sollte". Die Arbeit daran war intensiv, das Recherchieren, das Schreiben. Deswegen war es ein "großes Geschenk, als ich es im August 2015 in den Händen hielt". Um die 2000 Exemplare habe er bislang verkauft.

Auch sonst ist Ulmcke aktiv: Zweimal pro Woche spielt er Tennis, einmal pro Monat Skat. Er schätzt Städtereisen mit seiner Frau, er liest viel - natürlich über die Homburger Geschichte, führt Gespräche, hat in seinem Garten Distelfinken angesiedelt und macht noch vieles mehr.

Schon immer wichtig für ihn war der FC Homburg, in dessen Aufsichtsrat er sitzt. Bei jedem Heimspiel ist er dabei, ärgert sich, wenn sie verlieren, freut sich, wenn sie gewinnen. 1948 erlebte er sein erstes FCH-Spiel im Waldstadion, schlüpfte durch den Zaun, weil er schlicht kein Geld für den Eintritt hatte. Damals wurde der FCH Saarlandmeister gegen Burbach, erinnert er sich.

Neben dem FCH gilt seine Liebe der Musik, vor allem der von Johann Sebastian Bach. In Baden-Baden, wo er häufiger mit seiner Frau ist, besucht er gerne das Festspielhaus und freut sich darüber, dass dort auftretende Künstler auch nach Homburg kommen - selbst da ist seine Stadt präsent.

An diesem Sonntag werden seine Enkel für die musikalische Untermalung sorgen. Gewünscht hat er sich Stücke des US-amerikanischen Countrysängers Johnny Cash - es muss also nicht immer Bach sein, mal etwas anderes zum Ehrentag.

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Reiner Ulmcke wurde 1937 in Saarlouis geboren als Ältester von fünf Geschwistern. Seit 1945 lebt er in Homburg. Hier besuchte er das Saarpfalz-Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er Jura, zehn Jahre lang arbeitete er im höheren Dienst in der saarländischen Finanzverwaltung, zuletzt als Vorsteher des Finanzamts Homburg. 1974 wurde er für die CDU in den Stadtrat, 1977 vom Rat zum OB gewählt. 1986 wurde er im Amt bestätigt, 1996 ging er aus der Urwahl erfolgreich hervor. Seit 31. März 2002 im Ruhestand. Ulmcke lebt in zweiter Ehe mit seiner Frau Helga zusammen, seine erste Frau war 1980 an Leukämie gestorben. Er hat drei erwachsene Kinder und fünf Enkelkinder. Ulmcke hatte und hat viele Ehrenämter inne: Er war lange Vorsitzender des DRK Homburg-Mitte und der Stiftung Römermuseum, bis heute ist er Stellvertreter im Förderverein Freunde des Uniklinikums und in der Paul-Fritsche-Stiftung.

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