Hoher Lohnrückstand im Saarland

Homburg. Bei den Arbeitnehmereinkommen im Saarland besteht ein erheblicher Nachholbedarf. Das ist eine der Kernbotschaften der aktuellen "AK-Fakten", die die Arbeitskammer (AK) zum Thema Einkommen vorgelegt hat. Darauf machte nun der Arbeitskammer-Vorstandsvorsitzende Hans Peter Kurtz aufmerksam. Im innersaarländischen Vergleich schneidet der Saarpfalz-Kreis gut ab

Homburg. Bei den Arbeitnehmereinkommen im Saarland besteht ein erheblicher Nachholbedarf. Das ist eine der Kernbotschaften der aktuellen "AK-Fakten", die die Arbeitskammer (AK) zum Thema Einkommen vorgelegt hat. Darauf machte nun der Arbeitskammer-Vorstandsvorsitzende Hans Peter Kurtz aufmerksam. Im innersaarländischen Vergleich schneidet der Saarpfalz-Kreis gut ab. Die durchschnittlichen Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer lagen demnach im Saarpfalz-Kreis bei jährlich 28 910 Euro. Das waren 6,7 Prozent mehr als im saarländischen Durchschnitt (27.091 Euro). Von 2000 bis 2008 hatten die Arbeitnehmer im Saarpfalz-Kreis den größten Zuwachs aller Landkreise: plus 12,4 Prozent (Saarland: plus 9,6 Prozent). Allerdings blieb real von diesem Zuwachs nichts übrig, weil die Preise im gleichen Zeitraum um 14,7 Prozent stiegen. (siehe Grafik der Woche)."Die saarländischen Arbeitnehmer verdienen 8,2 Prozent weniger als ihre Kollegen in Westdeutschland", stellt AK-Vorstandsvorsitzender fest. "Das lässt sich nicht mit der Wirtschafts- und Finanzkrise erklären, wir hinken mit unseren Arbeitnehmereinkommen schon seit langem hinterher", sagte Kurtz weiter. Im Vergleich mit attraktiven Wirtschaftsräumen, zum Beispiel in Hessen und Baden-Württemberg, falle der Saar-Lohnrückstand noch deutlich höher aus - eine der Ursachen für die anhaltenden Wanderungsverluste des Saarlandes.

Der hohe Lohnrückstand im Saarland treffe vor allem die Dienstleistungsbranchen. Hier sind die Einkommen 10,4 Prozent geringer. Im produzierenden Gewerbe sind es hingegen "nur" 5,5 Prozent. In der Metall- und Elektroindustrie kommen die saarländischen Arbeitnehmer auf 3723 Euro brutto im Monat. Das waren 6,5 Prozent weniger als im Bund (West). Die Forderung des AK-Vorstandsvorsitzenden: "Was wir jetzt brauchen, sind deutlich höhere Löhne. Dies bringt nicht nur die Saar-Verdienste näher an den Bundesdurchschnitt, die Binnenkonjunktur benötigt in der jetzigen Situation dringend Unterstützung durch mehr Kaufkraft.

Auch mit einem "verbreiteten Missverständnis" räumt die Arbeitskammer, die ihr Bildungszentrum in Kirkel hat, auf. Das saarländische Preisniveau unterscheidet sich kaum vom westdeutschen (minus 1 Prozent). Nur bei Berücksichtigung der niedrigeren Mieten wird der Unterschied etwas größer; allerdings wohnt die Mehrheit der Saarländer im Eigenheim: Für sie spielt das niedrige Mietniveau keine Rolle. Die AK-Erkenntnis: Die Lohnquote sinkt seit Jahren. Entsprechend gestiegen ist die Gewinnquote. "Alles in allem gibt es nur eine logische Konsequenz: Rauf mit den Löhnen", so das Fazit von Kurtz. Dabei verwies er nach einer Mitteilung auf zwei weitere, aus Arbeitnehmersicht wesentliche Tatsachen: "Das Saarland hat einen besonders hohen Anteil an Arbeit im Niedriglohnbereich; die Vermögenseinkommen sind in unserem Bundesland in den vergangenen Jahren mehr als drei Mal so stark gestiegen wie die Arbeitnehmereinkommen."

Armut und soziale Ungleichheit hätten im Saarland wie bundesweit im zurückliegenden Jahrzehnt deutlich zugenommen. Kurtz: "Wachsender Armut steht steigender Reichtum gegenüber, gleichzeitig schrumpft die sogenannte Mittelschicht." Die AK fordert einen gesetzlichen Mindestlohn und eine Beschränkung atypischer Beschäftigungsformen. Kurtz: "Für das Saarland brauchen wir ein integriertes Konzept zur Armutsbekämpfung."

Aus Sicht der Arbeitskammer haben die Deregulierung und Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und die Verschlechterung der sozialen Absicherung wesentlich zu dieser Situation beigetragen. Vor diesem Hintergrund begrüßt es die Arbeitskammer, dass die Landesregierung eine "Sozialstudie Saar" hat erstellen lassen. Der Sozialbericht biete eine gute Datengrundlage und Orientierungsmarken für die weitere Diskussion. Er fordere aber auch zur Kritik bei zentralen Aussagen heraus, so etwa zur Verbreitung der Armut, den Ursachen und Lösungsansätzen.

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