Hofläden trotzen dem Supermarkt

Homburg · Ob Bio oder regionale Produkte – Hofläden haben Konjunktur. Beispiele aus Rohrbach, Ommersheim und Einöd zeigen, wie die Vermarktung heute läuft. Und wie mit Bio-Lebensmitteln aus dem Automaten auch in Dörfer Produkte zurückkehren, wo der Einzelhandel schon lange auf dem Rückzug ist.

 Hans Pick produziert Öle auf dem Einöder Berghof. Foto: Wolf

Hans Pick produziert Öle auf dem Einöder Berghof. Foto: Wolf

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Unkomplizierter lässt es sich wohl nicht einkaufen: Ein kleiner Schlitz im Holzbänkchen fürs Geld, ein Taschenrechner für Kopfrechen-Muffel obenauf, an der Kühlschrankwand sind Preise vermerkt für Milch, Eier, Quark und Jogurt. Das Münzgeld fällt klingend ins Kästchen, ein Griff ins Kühlteil und der Handel ist perfekt. Zugegeben, das "Milichheisje" neben Blumen Zeller in Niederwürzbach hat ein überschaubares Angebot - ein paar Bioprodukte eben vom Biolandhof Wack in Ommersheim, dem Eichelberger Hof. Es könnte aber gerade in den kleinen Dörfern, wo sich der Einzelhandel aus der Vor-Supermarktzeit schon lange verabschiedet hat, ein Zukunftsmodell sein. Die Wacks betreiben drei solcher "Milich-Heisjer". Neben Niederwürzbach gibt es sie in Erfweiler-Ehlingen (als Automaten) und auch daheim auf dem Eichelberger Hof. Darüber hinaus bestücken die Bio-Bauern zwei Verkaufsautomaten in den Kreissparkassen Bliesmengen-Bolchen und Gersheim .

Und so was funktioniert? "Im Großen und Ganzen funktioniert das wirklich gut", sagt Daniel Wack, "die Leute in Bliesmengen-Bolchen zum Beispiel sind sehr dankbar für das Angebot." Angst vor Diebstahl oder Vandalismus hat er nicht. Es habe zwar in Erfweiler schon Probleme gegeben, auch im Häuschen am Hof seien Dinge gestohlen worden, aber das seien Einzelfälle. Die Automaten sind im Oktober 2013 in Betrieb gegangen. Den Hofladen haben die Wacks seit über 30 Jahren.

Hofladen - das klingt nach früher. Ist es aber nicht. Die Wacks präsentieren ihre Arbeit im Internet mit einem Zehn-Minuten-Video. Überhaupt ist das Netz eine Fundgrube für Interessierte an Lebensmitteln von der Wiese ganz in der Nähe. Seiten bieten Informationen zu Bauernläden und natürlich lässt sich auch die App für das Smartphone runterladen, die den Weg zum nächsten Direkt-Anbieter kennt.

Direktverkauf vom Hof gibt es bei der Familie Beck in Rohrbach ebenfalls seit Jahrzehnten. Der neue Hofladen hat 2012 geöffnet. Die Kühltheke brummt, der schmale Raum ist in helles Licht getaucht. In der Theke liegt Bliesgau-Lamm, Rinderbraten , Schweinekotelette, aber auch Wurstsorten. Rinder schlachten die Becks auf dem eigenen Gelände. In der Kühlabteilung findet sich Quark und Käse vom Neukahlenberger Hof. In kleinen Holzregalen sind Dosenwurst, Nudeln, Meersalz, Wein, Schnaps, Marmelade und Honig. Dazu Eier und Kartoffeln - und für die kalten Füße sind nahe beim Eingang Pantoffeln. Mit dem Angebot lässt sich über die Runden kommen. Rita Beck, 57, sagt: "Das regionale Einkaufen kommt bei vielen Leuten wieder. Es muss nicht unbedingt Bio sein, aber regional." Ihr Mann Herbert: "Die Leute sind wieder bereit, sich mit Fragen guter Ernährung und auch Tierschutz zu beschäftigen." Was im Supermarkt über die Fleischtheke gehe, stamme aus Intensivwirtschaft. Das Interesse am Fleisch vom Hof in der Nähe sei wieder größer. Anders als im Supermarkt ist hier klar: Wenn die Theke leer ist, ist sie leer. Ein Rind und drei Schweine treten pro Monat den Gang zur Schlachtung an. Das Rind stirbt auf dem Hof, die Schweine fahre er nach Zweibrücken, im großen Hänger mit viel Luft und wenig Stress, sagt Herbert Beck. Das sei besser für die Tiere, und besser für den Geschmack des Fleisches. Die Theke, erläutert seine Frau, sei verhältnismäßig schnell leer - "Der Laden läuft."

Das ist auch bei den Wacks in Ommersheim nicht anders. Die Stammkunden kommen seit Jahren, berichtet Daniel Wack, in jüngerer Zeit sieht er zunehmend neue Leute. "Es ist bunt gemischt. Viele junge Familien kommen mit Kindern. Man kann feststellen, dass bei den Eltern der Wunsch besteht, den Kindern zu zeigen, wo die Sachen, die sie essen, herkommen." Der Hofladen bietet ein breites Sortiment bis hin zum Fleisch aus eigener Produktion. Auch selbst gebackenes Brot gibt es auf dem Eichelberger Hof. Und um neue Ideen ist die Familie nicht verlegen. "Miet dir dein Huhn" ist so eine Geschichte. Wack: "Man muss immer neue Ideen finden. Das bringt Leute auf den Hof."

Menschen auf den Hof bringen, das ist auch Teil des Konzeptes bei Hans Pick: "Wenn man nichts macht, kommen die Leute nicht." Der Landwirt und Ölmüller ist mit seinem Berghof Einöd am Rande der Biosphäre zu finden. Ein Stück weit hat er sich spezialisiert. Denn in erster Linie geht es bei ihm um verschiedene Öle. Pick: "Ein klassischer Hofladen hat noch andere Produkte. Wir bieten ein eher kleines Sortiment, das wir selbst produzieren, und dazu die Produkte des Bliesgau-Regals und Produkte befreundeter Landwirte." Leindotteröl, Mariendistelöl, Mohnöl, Rapsöl, Hanföl, dazu kam noch die Sparte Senf - seit 2011 betreibt er neben der Landwirtschaft die "Bliesgau Öl- und Senfmühle Berghof".

Die Kunden nehmen es an, denn auch Pick bekräftigt: "Der Laden läuft sehr gut." Sein Kniff, um Menschen für den Hof zu interessieren: Wanderungen. Landschaftsführer Peter Hartmann - der beste, wie Pick überzeugt sagt - bringt Interessierten die Landschaft der Biosphäre näher. Und führt sie dabei auch auf den Berghof.

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