Musikpark Eine hörenswerte Ode an den Powerchord

Homburg · Bei der Hard ’n’ Heavy-Party im Musikpark Homburg kamen am Samstagabend die Freunde der härteren Töne auf ihre Kosten.

 Alan Costa, Frontmann von AC Angry, lieferte mit seiner Band am Samstag eine herausragende Show und eine perfekte Mischung aus Sound und Licht.

Alan Costa, Frontmann von AC Angry, lieferte mit seiner Band am Samstag eine herausragende Show und eine perfekte Mischung aus Sound und Licht.

Foto: Thorsten Wolf

Wie startet man ins neue Jahr? Vielleicht ja am besten mit Vollgas. Wer dieser Theorie anhängt, der war am Samstagabend bei der zweiten Auflage von „Epiphany Thunderstorm – Die Hard ‚n’ Heavy Party“ im Musikpark Homburg bestens aufgehoben. Die Homburger Kulturgesellschaft hatte als Veranstalterin mit Lost in Pain aus Luxemburg, AC Angry aus Saarbrücken und Nitrogods aus Hannover und Stuttgart ein Line-Up auf die Beine gestellt, dass einen überaus perfekten Einblick in die Musik der härteren Gangart bot: Lost in Pain, die sich schon mit etablierten Szene-Größen wie Soundgarden und Sepultura die Bühne geteilt haben, lieferten Metal im Stil der End-Achtziger und 90er, AC Angry begeisterten mit einer hörenswerten Ode an den Powerchord und das mit einer brillanten Bühnenshow.

Die Nitrogods schließlich lieferten in der klassischen Motörhead-Besetzung „Gitarre, Schlagzeug und singender Bass“ ganz erdigen Rock-Sound. Es war also wirklich für (nahezu) jeden etwas geboten, sei es fürs Auge, sei es fürs Ohr.

Die immer schwierige Aufgabe, die Gäste auf Touren zu bringen, hatten „Lost in Pain“. Dabei setzten Hugo Centeno (Lead-Gesang und Lead-Gitarre), Dario Raguso (Gitarre und Gesang), Luca Daresta (Schlagzeug) und, als Premiere, Tom Heck am Bass auf schnellen Trash, gut angesiedelt zwischen Metallica und Pantera. Dass die 2008 gegründete Band dabei nicht den Fehler machte, sich im vermeintlich gewohnten Standard-Einerlei eines immer undurchsichtigeren Genres zu verheddern, das lag vor allem auch an Band-Head Hugo Centeno. Mit seinem kraftvollen Gitarrenspiel, seinen immer wieder gut gesetzten Soli und seinem markanten Gesang gab er der Basis aus zweiter Gitarre, Bass und Schlagzeug am Samstag einen sehr, sehr eigenständigen Charakter. Dass Centeno dabei stimmlich, bei der Auswahl seiner Gitarre vom Typ „Explorer“ und seiner Bühnenpräsenz dabei phasenweise durchaus auch Anleihen nahm beim James Hetfield, dem Metall-Übervater von Metallica, durfte man dabei durchaus als Hommage und nicht als Kopie bewerten.

Stichwort „Bühnenpräsenz“: Hier setzten am Samstag AC Angry aus Saarbrücken unbetritten den Maßstab des Abends. Was Alan Costa (Gesang und Gitarre), Stefan Kuhn (Lead-Gitarre), Dennis Kirsch (Bass) und Norman Steisslinger (Schlagzeug) da servierten, das war „Rock-Attitüde“ pur. Musikalisch beeinflusst unter anderem von Motörhead und AC/DC lieferten die vier ganz nach ihrem Motto „Hard-hitting Heavy Rock ‘n‘ Roll with reckless street attitude“ fetten Sound für Herz und Bauch.

Costa, ganz in Weiß und eine sehenwerte Mischung aus Robert Plant, Jesus Christ Superstar und Angus Young, hatte die Bühne im Griff, lieferte genau die Posen, die man bei diesem Sound erwartet. Die Musik: Knallige Riffs ohne großes Rumgeschnörkel, garniert mit stimmigen Lead-Parts und jeder Menge Druck aus den Boxen. Dass Costa zu seinem Outfit noch dazu eine weiße Flying V-Gitarre aus dem Hause „Dean“ aus den Boxen knallen ließ, machte das Bild einer Band aus dem weiten Land des klassischen Hard Rock einfach rund.

Nach dieser Show von AC Angry war der Auftritt des Headliners Nitrogods ganz anders geprägt: Henny Wolter (Gitarre), Oimel Larcher (Bass und Gesang) und Klaus Sperling (Schlagzeug) bewiesen, warum im Rock alles seinen richtigen Platz hat. Wie zuvor AC Angry lieferten die drei Vollblut-Musiker Rock fürs vegatative Nervensystem – als Zuhöhrer galt die einfach Formel: Nicht denken, Headbangen.

In Sachen Bühnenshow dann doch etwas schlichter gehalten, reduzierten die Nitrogods die Rockmusik aufs Maximale. Wolter, sechssaitig unterwegs mit Gibson und Duesenberg und früher in Diensten von Thunderhead und Primal Fear, lieferte ein wahres Rythmus- und Lead-Gewitter, Larcher knallte den Bass dazu und Klaus Sperling, auch er ehemaliges Mitglied von Primal Fear, ordnete das Ganze vom Schlagzeug aus.

Vor dem Auftritt nahmen sich Wolter, Larcher und Sperling auch ein bisschen Zeit für einen kleinen Plausch mit unserer Zeitung. Und da gab es schon die eine oder andere Frage. So zum Beispiel, wie man damit umgeht, immer wieder mit Motörhead verglichen zu werden – gerade angesichts des sehr Lemmy-liken Gesangs von Oimel Larcher. Der antwortete auf diese Frage mit einem Grinsen. „Ich singe nicht so, weil ich so singen will, sondern weil ich so singen muss. Ich kann nicht anders.“ Was im Gespräch mit den drei auch schnell klar wurde: Alles, was da auf und abseits der Bühne geschieht, ist Rock auch jenseits der Musik, ist für die Band eine Lebenseinstellung. Und das bedeutet vor allem eine klare Authentizität – im Leben und bei der durchweg handgemachten und computerfreien Musik.

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