Lebensgefahr beim Hallenbrand? Stadt kontert Blausäure-Spekulation der Grünen

Homburg · Beim Hallenbrand der Firma Mobius habe keine Lebensgefahr bestanden. Das zu behaupten, sei „verantwortungslos“.

 Bestand im März für die Einsatzkräfte beim Hallenbrand eine Gefahr durch Blausäure? Die Grünen bringen diesen Punkt ins Spiel, die Stadt schließt das kategorisch aus.

Bestand im März für die Einsatzkräfte beim Hallenbrand eine Gefahr durch Blausäure? Die Grünen bringen diesen Punkt ins Spiel, die Stadt schließt das kategorisch aus.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Vor dem Hintergrund des Großbrandes bei der Firma Mobius Techologies im März bemängeln die Homburger Grünen, dass Gefahrbetriebe in der Stadt nicht identifiziert seien und  keine Katastrophenpläne für den Notfall vorlägen. Außer an Mobius denkt Fraktionsmitglied Winfried Anslinger etwa an eine Firma im Stadtgebiet, die mit einem PVC-Granulat arbeitet, aus dem im Unglücksfall theoretisch Salzsäure entstehen könnte. In einer der letzten Ratssitzungen habe man nach dem Brand bei Mobius Bürgermeister Michael Forster (CDU) auf solche Pläne angesprochen, allgemein sei man ans Landesumweltamt (Lua) verwiesen worden. „Dort hat man keine Ahnung, dass das bei Mobius verbrannte Granulat gefährlich sein könnte“, sagt Anslinger. Konkret spielt er auf eine Gefahr an, die er über Recherchen gefunden hat: Das in der Lagerhalle verbrannte Polyurethan setze demnach beim Verbrennung möglicherweise Blausäure frei. Dieses Gas verusache, zusammen mit Kohlenmonoxid, die meisten Todesfälle bei Bränden. Die Grünen fürchten, vor allem Schaulustige in der Nähe der Halle, Anwohner, vielleicht auch Helfer ohne Atemschutz, hätten in „Lebensgefahr“ geschwebt. „Man hätte das Gelände weiträumig absperren müssen. Man hat die Anwohner ja auch evakuiert, das war richtig, aber vielleicht zu spät“, spekuliert Anslinger.

Aus Sicht der Stadt greifen solche Spekulationen nicht. „Die genannte Gefahr bestand aufgrund der hohen Brandtemperatur zu keiner Zeit. Das haben alle zuständigen Behörden so bestätigt“, erklärt Stadtsprecher Jürgen Kruthoff. Die Bevölkerung sei zwar vorsorglich über die Medien und das Bürgertelefon gewarnt und aufgefordert worden, Fenster geschlossen zu halten, von Lebensgefahr oder dergleichen zu sprechen, sei aber „verantwortungslos“.  Durch die gute Zusammenarbeit aller Behörden und Einsatzkräfte sei eine Gefahr für die Bevölkerung vermieden worden, so die Stadt weiter. Neben der Feuerwehr seien etwa das Lua, zwei ABC-Messfahrzeuge, das Gesundheitsamt und ein Messleitfahrzeug der Feuerwehr Saarbrücken im Einsatz gewesen. „Ständige Messungen während des Einsatzes haben ergeben, dass eine Gefährdungslage für die Bevölkerung nicht bestand. Auch nach dem Brand sind weitere Messungen ohne Befund geblieben“, schreibt Kruthoff weiter. Allerdings war es bei diesen Messungen von Niederschlag infolge des Feuers nicht um Blausäure gegangen, sondern den Gehalt an Asbest, Polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und PCB. Alle waren, so vorhanden, extrem weit unter jeglichen Grenzwerten.

Derweil hält sich die Stadt weiter offiziell bedeckt, was vergangene Woche hinsichtlich des Hallenbrandes bei einem gemeinsamen Gespräch herausgekommen ist (wir berichteten). Man räumt ein, dass man das Gespräch „auf Initiative der Stadtverwaltung Homburg“ und „mit allen an der Angelegenheit beteiligten Stellen und Personen“ geführt habe. Dabei sei über das weitere Vorgehen in der Sache beraten worden. „Es liegt im Interesse der Stadt, dieses komplizierte technische Verfahren zu beschleunigen und eine konsensuale Lösung zu finden, die dazu führen soll, das Brandgut aus der Halle zu entfernen und dieses ordnungsgemäß und umweltgerecht zu entsorgen. Damit soll selbstverständlich auch erreicht werden, dass weitere Einsätze der Feuerwehr vor Ort nicht mehr erforderlich werden“, so die Stadt weiter. Da die Angelegenheit auch komplexe Rechts- und Versicherungsfragen betreffe, habe man „vereinbart, über einzelne Sachverhalte des Verfahrens Stillschweigen zu vereinbaren. Daran werden wir uns auch halten“.

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