Legendäre Band Guru Guru brilliert im Musikpark

Homburg · Die „legendäre“ Rock-Formation um Schlagzeuger Mani Neumeier gab vor über 200 Gästen ein Konzert.

 Ein Guru-Guru-Bühnenklassiker: Bei „Living in the Woods“ verließ Bandgründer Mani Neumeier (links) sein Schlagzeug und gab von ganz vorne auf der Bühne den Takt für die Kultband vor.

Ein Guru-Guru-Bühnenklassiker: Bei „Living in the Woods“ verließ Bandgründer Mani Neumeier (links) sein Schlagzeug und gab von ganz vorne auf der Bühne den Takt für die Kultband vor.

Foto: Thorsten Wolf

In Tagen wie diesen wirft man gerne mit dem Begriff der „Legende“ um sich, gerade im Musikbusiness. Gute Prädikate verkaufen sich halt einfach gut – und „Legende“ ist da so allumfassend, dass man eigentlich gar nicht mehr sagen muss. Allerdings: Nicht alles, was sich Legende nennt oder Legende genannt wird, hat sich diesen Titel auch tatsächlich verdient. Und nicht selten sind es die Künstler oder ihr Management selbst, die sich dieses Label verpassen. Das haben Guru Guru allerdings wahrlich nicht nötig, mit einer Bandgeschichte von einem satten halben Jahrhundert ist die Band eine Legende, eine echte, gemachte, durchlebte – alles echt, nix gefakt, nix aufgebauscht, nix marketingtechnisch aufgehübscht und aufpoliert. Guru Guru sind Guru Guru. Und genau als die waren die Musiker um den schlagzeugenden Bandgründer und Spiritus Rector Mani Neumeier mit Ronald Schaeffer und Jan Lindquist an den Gitarren (Schaeffer brillierte auch an der indischen Kegel-Oboe „Nadaswaram“) sowie Peter Kühmstedt am Bass am vergangenen Samstag im Homburger Muskpark zu Gast. Und dieser Abend sollte sich durchaus das Prädikat „denkwürdig“ verdienen, zum einen aufgrund der phantastischen Performance von Guru Guru auf der Bühne vor weit über 200 Gästen, zum anderen aufgrund der ganz persönlichen Geschichten, die sich da rund um den Auftritt ereigneten.

Eben eine dieser Geschichten trug sich noch vor dem Konzert vor dem Eingang des Musikparks zu – als einer der Gäste Mani Neumeier um ein Autogramm auf einer mehr als 40 Jahre alten Eintrittskarte bat. Damals war Guru Guru in der „Langdell“ in Spiesen aufgetreten. Der Fan bekam natürlich sein Autogramm und danach besagtes Konzert, dass durch die Bank weg von der ersten Minute an begeisterte.

Nun könnte man das, was es zu hören gab, unter dem Begriff „Krautrock“ summieren. Zum Hintergrund: Mit diesem Genre wurde ab Ende der 1960-er, Anfang der 1970-er Jahre die Rockmusik vor allem westdeutscher Bands bezeichnet. Doch dieses, wenn auch in der Musikgeschichte sehr beliebte Prädikat mit seiner Reminiszenz an deutsches Sauerkraut als urtypische und wenig einfallsreiche Hausmannskost, wird dem, was sich tatsächlich hinter diesem Genre verbindet, nun so gar nicht gerecht. Das bewiesen Guru Guru auch ohne Mühe und zum einen mit ihrem hohen, handwerklichen Können an den Instrumenten, zum anderen aber auch mit den zahlreichen Anleihen bei Space-Rock, Progressive und Psychedelic. Was da am Samstag zu hören war, war damit alles andere als biedere Hausmannskost, sondern die gelebte Freiheit, die man als Musiker nun dann erreicht, wenn man wirklich weiß was man tut, wenn man seine Musik beherrscht und nicht von ihr beherrscht wird – und wenn man es als echte Legende nicht nötig hat, sinnfreien Trends zu folgen und da schon im Lebensalter von gerade mal 30 Jahren die ja ach so ferne Vergangenheit zu besingen. Ja: es gibt wirklich ausgezeichnete, deutsche Bands, ganz abseits von Revolverheld und anderen.

Was am Samstagabend auch deutlich wurde: Bei allem Können der anderen Bandmitglieder, das Herz von Guru Guru schlägt buchstäblich am Schlagzeug, Mani Neumeier ist Dreh- und Angelpunkt der Band seit ihrer Gründung im Jahr 1968, damals noch unter dem Namen „The Guru Guru Groove“. Und auch wenn der Groove, der Takt, aus dem Namen verschwunden ist, eben der ist es, der die Songs ausmacht. Mit am deutlichsten wurde das am Samstagabend, als Neumeier seine Schlagzeugbastion verließ und bei „Living in the Woods“ ganz vorne am Bühnenrand die Trommel schlug. Da wurde auch visuell klar, wer in der Band den Takt vorgibt. Drumherum sorgten Schaeffer und Lind­quist mit klar akzentuiertem Gitarrenspiel für eine zeitweise fast schon mystische Klanglandschaft. Das hatte alles, was Musik wirklich ausmacht.

Für viele Gäste war der Samstag dabei auch eine Reise in die eigene Vergangenheit, einige Überraschungen mit eingeschlossen. Eine von denen erlebte Ralph Dejon im Publikum. „Es war für mich ein echtes Abtauchen in meine Jugend, begleitet und gekrönt von einem Zusammentreffen mit einem meiner wichtigen Freunde aus dieser Zeit, den ich dort nach nun fast vierzig Jahren wiedergetroffen habe. Er ist nach langer Zeit der heimatlichen Abkehr wieder zurückgekehrt. Super.“

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