Wahlnachlese Top-Ergebnis lässt die Grünen jubeln

Homburg · Für CDU und SPD wird es schwieriger im Homburger Stadtrat. Sie haben nun zusammen keine Mehrheit mehr.

 Die Grünen feierten bis in die Nacht den für sie sehr erfolgreichen Wahlabend. Für den Stadtrat bereits fest gesetzt sind (von links) Marc Piazolo, Katrin Lauer, Frank Kirchhoff, Yvette Stoppiera-Wiebelt, Ralph Rouget, er wird auch dem Kreistag angehören, und Winfried Anslinger. Weitere kommen hinzu.

Die Grünen feierten bis in die Nacht den für sie sehr erfolgreichen Wahlabend. Für den Stadtrat bereits fest gesetzt sind (von links) Marc Piazolo, Katrin Lauer, Frank Kirchhoff, Yvette Stoppiera-Wiebelt, Ralph Rouget, er wird auch dem Kreistag angehören, und Winfried Anslinger. Weitere kommen hinzu.

Foto: Ulrike Stumm

Die große Koalition im Homburger Stadtrat, die es zwar offiziell nie gab, de facto aber doch, ist abgewählt. Jedenfalls reichen die Ergebnisse von CDU mit ihren 14 Sitzen und SPD (11 Sitze) nicht für eine Mehrheit im insgesamt 51 Sitze starken Gremium. Während die Christdemokraten mit drei Sitzen weniger im Vergleich zur bisherigen Besetzung schon Federn lassen mussten, rutschte die SPD richtig ab und muss acht Sitze im Vergleich zu 2014 abgeben. Drittstärkste Kraft sind jetzt die Grünen (18,7), die nun mit zehn Mitgliedern im Rat vertreten sein werden, satte sechs mehr als bisher. Die Stimmung war dann auch entsprechend ausgelassen.

 „Wir sind natürlich begeistert vom Ergebnis“, sagte Yvette Stoppiera-Wiebelt am Abend bei der Feier in einem Lokal in der Homburger Innenstadt, in dem es angesichts des Abschneidens auch bei der Europawahl schon von Beginn an hoch her ging. Die Partei habe ihre Stimmenanzahl fast verdreifacht. Die „harte Arbeit der letzten Jahre“ sei bei den Wählern angekommen. Man habe eben auf Themen gesetzt, die Bürger in Homburger bewegen wie die Bebauung am Warburgring, die geplanten Straßenprojekte B 423-Umgehung und Autobahnanschluss Homburg-Ost, fügte Ralph Rouget hinzu, der ebenso wie Stoppiera-Wiebelt dem Stadtrat angehören wird. Beide sind außerdem noch im Kreistag vertreten. Man werde sich dafür einsetzen, dass „sachgerechte Politik für die Zukunft von Homburg gemacht wird“, und man biete anderen auch die Hand an, damit „sich in Homburg etwas ändert“, fügte Marc Piazolo hinzu, der ebenfalls im neuen Homburger Stadtrat sitzen wird. Was die Grünen besonders freut: Sie haben auch in Wahlbezirken zugelegt, die „wir vorher gar nicht so auf dem Radar hatten“, kommentierte Frank Kirchhoff, etwa in Kirrberg, Erbach oder Jägersburg. Stolz ist man zudem auf das Ergebnis in Beeden, wo man stärkste Kraft wurde mit 27,2 Prozent.

Auch die FWG (8,7) kann sich über einen Zuwachs von 1,8 Prozent und insgesamt vier Stadtratssitze freuen, sie wird also mit einem Mann oder einer Frau mehr im Stadtrat vertreten sein – und könnte daher – wie schon in früheren Zeiten der Fall – Zünglein an der Mehrheitswaage sein. „Wir haben deutlich mehr Stimmen als 2014“, betont Axel Ulmcke. Angesichts der hohen Wahlbeteiligung, über die er sich sehr freue, habe sich das aber wieder etwas relativiert. Wichtig ist Ulmcke, dass die FWG nicht alles negativ rede, was in der Stadt passiert. „Wir machen Sacharbeit, arbeiten unsere Themen im Stadtrat und in der Verwaltung ab“ und nicht in der Presse.

Barbara Spaniol (Linke) ist mit dem Abschneiden ihrer Partei zufrieden. Die Linke – 8,1 Prozent, mit einem ganz leichten Plus von 0,8 Prozent – habe ihre vier Sitze halten können, das sei das Wahlziel gewesen angesichts der großen Konkurrenz. Sie denke, dass auch die Wahl-Kampagne gut gezogen habe. Die Linken hatten auf ihren Plakaten etwa auf die Detektivaffäre angespielt, für die der derzeit suspendierte Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (SPD) verurteilt worden war. Vorgänge wie in der Vergangenheit sollten sich nicht wiederholen, betonte Spaniol. Neben ihr werden in den Stadtrat übrigens auch ihr Sohn Florian einziehen, mit seinen 18 Jahren sei er das jüngste Ratsmitglied, sowie Pascal Kessler und Tim Titt. Stolz ist Spaniol darüber hinaus auf das Abschneiden der Linken in den Ortsräten, in Kirrberg und Jägersburg werde man einen Sitz erhalten, und auf die Ergebnisse bei der Wahl des saarpfälzischen Kreistages (siehe Text unten).

Die AfD wird künftig deutlich stärker im neuen Homburger Stadtrat vertreten sein. Sie erzielte insgesamt 11,1 Prozent, das sind 6,6 Punkte mehr als bislang. Das bedeutet, dass sechs AfDler im Rat sitzen werden, vier mehr als bisher. „Mit 11,1 Prozent haben wir unser Ergebnis gegenüber 2014 mehr als verdoppeln können und landen auf Platz vier. Das hätte ich ehrlich gesagt nicht unbedingt erwartet“, so Markus Loew, stellvertretender Vorsitzender der AfD-Homburg und zukünftiges Mitglied im Homburger Stadtrat.

Die FDP zieht diesmal in den Stadtrat ein – mit zwei Sitzen.

 Stadtrat Homburg

Stadtrat Homburg

Foto: SZ/Müller, Astrid

Wie geht es aber in den Fraktionen der beiden großen Parteien weiter? Die CDU ist zwar wieder stärkste Fraktion, muss aber dennoch Verluste hinnehmen, wenn auch nicht solch drastische wie die Sozialdemokraten. Zur politischen Wetterlage und dem grünen Aufwind kommen bei den beiden Großen auch noch die Nachwirkungen der Rathausskandale zum Tragen. CDU-Fraktionsvorsitzender Stefan Mörsdorf fand denn am Tag nach der Wahl im Gespräch mit unserer Zeitung auch deutliche Worte: „Natürlich war die Causa Schöner [er wurde wegen Untreue und Betrugs inzwischen verurteilt] nicht gerade hilfreich, ebenso wie der SPD die Detektiv-Geschichte um Schneidewind geschadet hat.“ Aber darüber hinaus habe er in Homburg eine Stimmung der allgemeinen Unzufriedenheit festgestellt. Grüne Themen seien insgesamt auf dem Vormarsch. Mit Großprojekten wie Autobahnanschlüssen oder Umgehungsstraßen habe man es nicht leicht. Der künftige Stadtrat werde bunter, „wir haben den klaren Wählerauftrag, mit den unterschiedlichen Gruppierungen zu reden und dann auch vernünftige Kompromisse zu finden“. Mit einigen Fraktionen gebe es mit Sicherheit Gemeinsamkeiten. Und weiter: „An dem Grünen-Ergebnis kommen wir nicht vorbei. Der Wähler traut den Grünen in manchen Bereich mehr zu. Es ist Wählerwille, dass wir uns damit auseinander setzen“, so Stefan Mörsdorf.

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