Abriss dauert vier bis sechs Wochen Grünanlage statt Kulturzentrum

Erbach · Ein schöner Anblick sind die nicht sanierten Gebäude in der Lappentascher Straße 100 in Erbach schon lange nicht mehr. Nun werden sie endgültig verschwinden. Der Abriss soll vier bis sechs Wochen dauern.

 Homburgs OB Rüdiger Schneidewind durfte unter den Augen von Sascha Ernst, Mitarbeiter der Abbruchfirma, vor den Häusern an der Lappentascherstraße 100, die fallen sollen, schon mal im Bagger ein bisschen experimentieren. Mit dabei waren auch Roland Ecker und Roland Lupp vom städtischen Hoch- und Tiefbau, Heiderose Emser, stellvertretende  Ortsvertrauensfrau Erbach-West, Sebastian Rensch, Quartiersmanager Erbach, die Beigeordnete Christine Becker und Friedrich Burgard, zweiter Vorsitzender Stadtteilkonferenz Lebendiges Erbach (von links).

Homburgs OB Rüdiger Schneidewind durfte unter den Augen von Sascha Ernst, Mitarbeiter der Abbruchfirma, vor den Häusern an der Lappentascherstraße 100, die fallen sollen, schon mal im Bagger ein bisschen experimentieren. Mit dabei waren auch Roland Ecker und Roland Lupp vom städtischen Hoch- und Tiefbau, Heiderose Emser, stellvertretende  Ortsvertrauensfrau Erbach-West, Sebastian Rensch, Quartiersmanager Erbach, die Beigeordnete Christine Becker und Friedrich Burgard, zweiter Vorsitzender Stadtteilkonferenz Lebendiges Erbach (von links).

Foto: Ulrike Stumm

Die Abrissbirne donnert mit voller Wucht in die Hauswand: So eine Szene hatten vielleicht einige am Montagmorgen an der Lappentascherstraße 100 erwartet. Doch so kam es dann doch nicht, genauer gesagt noch nicht. Denn: Die Tage der beiden heruntergekommenen Häuser in Sichtweite zur neuen Musikschule sind gezählt. Der Abriss ist beschlossene Sache genauso wie die Umgestaltung des Geländes in eine Grünanlage mit Raum für Veranstaltungen. 352 000 Euro sollen Abriss und Umgestaltung  kosten, Bund und Land übernehmen jeweils ein Drittel davon, sagte Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind.

Im Moment werden die beiden Gebäude entkernt, außen türmt sich bereits Gestrüpp, denn Büsche und Bäume wurden entfernt. Auch ein kleinerer Bagger steht bereit. In den kletterte später  Homburgs OB, um sozusagen symbolisch den Abriss einzuleiten.

Zuvor hatte der Oberbürgermeister genauer erläutert, was  hier nun entstehen soll und auch warum es so lange gedauert hat, bis feststand, was mit den beiden unsanierten Häuser passiert. Immerhin sind sie seit Jahren wenig ansehnlich mit ihren eingeschlagenen, teils vernagelten Fenstern, dem Graffiti an den Wänden. Dazu holte Schneidewind etwas weiter aus: 2006 habe die Stadt das Gelände erworben, zuvor war es eine Zweigstelle des Lebacher Landesaufnahmelagers für Flüchtlinge. Geht man noch einen Schritt weiter in die Vergangenheit, dann dienten die Häuser, die in den 1950er Jahren entstanden, als Erziehungsanstalt für Jungen.

Ab Ende 2013 wurden zwei Gebäude für die Homburger Musikschule umgebaut. Dazu entstand neu eine verbindende Aula. Vor knapp drei Jahren konnte die Schule einziehen. Neu gebaut wurde auch der Kindergarten der Arbeiterwohlfahrt, der im oberen Bereich ans Gelände grenzt. In einem Gebäude am unteren Rand zog eine Schlagzeugschule ein, einen weiteren Teil nutzt mittlerweile die Arbeiterwohlfahrt, nachdem hier zuvor eine Zeit lang ein Sicherheitsdienst seine Büros hatte. Ohnehin ist die Awo mit ihren angrenzenden Ausbildungsstätten hier präsent.

Anfangs, so OB Schneidewind, habe man überlegt, die verbliebenen Häuser in ein Jugendkulturzentrum umzugestalten. Die Pläne hielten sich über mehrere Jahre, wurden mehrfach verändert und gekürzt. Er habe, sagte Schneidewind gestern, schon 2015 angesichts der angespannten finanziellen Lage der Stadt dafür plädiert, die Position zu streichen. Allerdings habe man sich dann dennoch um Zuschüsse für das Vorhaben bemüht – sogar erfolgreich. Trotzdem habe man sich angesichts der weiter schwierigen Haushaltslage letztlich dazu entschlossen, hier nicht weiter auszubauen. Die Folgekosten für Personal und zur Unterhaltung hätte die Stadt allein stemmen müssen. Grundsätzlich sollten in dem umgebauten Gebäude beispielsweise Jugendräume, Probenräume für Bands und fürs Theater entstehen. Zudem sollte es Platz geben, um Material zu lagern. Darüber hinaus wollte man einen kleinen Saal für Konzerte und Aufführungen hinbekommen. Die Kosten wurden auf 1,4 Millionen Euro beziffert, der Eigenanteil der Stadt hätte durch großzügige Fördermittel „nur“ bei 350 000 Euro gelegen.

Auch nach der Beerdigung der Kulturzentrums-Pläne im vergangenen Frühjahr gingen noch einige Monate ins Land, bis nun die Bagger anrollten. Eine Folgenutzung habe man auf den Weg bringen müssen, und auch hierfür mussten zunächst Fördermittel beantragt werden, auch Ratsbeschlüsse seien notwendig gewesen, erläuterte Schneidewind das Prozedere.

Wie die Grünlage, die entstehen soll, wenn die beiden Abrissgebäude wirklich weg sind, einmal aussehen soll, erläuterte Roland Ecker, Abteilungsleiter Hoch- und Tiefbau. Immerhin 2900 Quadratmeter umfasst die Fläche. Zusammen mit der bereits bestehenden Grünanlage von 2000 Quadratmetern Größe solle es am Ende wirken „wie aus einem Guss“. Kleine Böschungen will man begrünen, mit Bodendeckern beflanzen. Bäume sollen gesetzt, Sitzgelegenheiten geschaffen werden, auch Wege und Beleuchtung sind geplant. Auf einer Art Plateau soll eine kleine, halbrunde Spiel- und Präsentationsfläche entstehen. Eine Veranstaltungsfläche will man durch Schotter, der mit Rasen begrünt wird, so befestigen, dass sie unterschiedlich genutzt werden kann: für ein Spielmobil zum Beispiel, eventuell auch mal als Parkplatz oder etwa, um sie bestuhlen zu können.

 Die nicht sanierten Blöcke der ehemaligen Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge in Erbach sind heruntergekommen. Auf einem Plan am Zaun ist zu sehen, wie das Gelände hier nach dem Abriss gestaltet werden soll.

Die nicht sanierten Blöcke der ehemaligen Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge in Erbach sind heruntergekommen. Auf einem Plan am Zaun ist zu sehen, wie das Gelände hier nach dem Abriss gestaltet werden soll.

Foto: Ulrike Stumm

Selbst wenn an der Lappentascherstraße also deutlich abgespeckt wurde: Der OB sieht in dem Gesamtprojekt etwas, was dem „Stadtteil Erbach guttue“. Zusammen mit der Awo habe man hier ein „Schmuckstückchen“ geschaffen.

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