Grenzenlos unterhaltsam
Homburg
Homburg. Sicher, ein Großteil des Publikums war wegen Klaus Hoffmann zum Konzert gekommen, doch Klaus Bollinger mit seinem Verein "Begegnungen auf der Grenze" ist es gelungen, mit Grzegorz Turnau und Noel Walterthum zwei in Deutschland weniger bekannte, aber ebenso hochklassige Liedermacher für den Abend im Homburger Rathaus zu gewinnen, der zugleich Auftakt zur Reihe "Begegnungen auf der Grenze" war. Der Ablauf - erst Frankreich, dann Polen, dann Deutschland - sollte aber nicht als eine musikalische Steigerung verstanden werden. Die verschiedenen Musikrichtungen der drei Interpreten stellten jeweils einen Höhepunkt dar. Sicher taugten die träumerischen Chansons des aus aus Lothringen stammenden Noel Walterthum am besten zum Aufwärmen. Begleitet von dem Saarländer Christoph Kleuser - mal an der Gitarre, mal am Klavier - vollzog Walterthum den Rückzug auf das Wesentliche. Keine Verstärker, nur akustische Gitarren. Walterthum reduziert damit in den poetischen Balladen aus seinem Album "La fille du Cafe" alles auf die Melodie und den Text - und der handelt von: Liebe, Liebe und Liebe. Weniger Liebe denn Melancholie wiederum prägt viele polnische Chansons, als deren kongenialer Interpret der polnische Künstler Grzegorz Turnau bekannt ist. Turnau, in Polen einer der erfolgreichsten Interpreten, wollte das Publikum allerdings nicht mit zu viel Schwermut erschrecken - es solle nicht nur der Eindruck der Melancholie hängen bleiben -, und so mischte er polnische Klassiker wie "Bracka"; "Czulosc" und "Liryka, Liryka" mit modernen Stücken, wobei er mit seiner Begleitband auch Ausflüge in einen gepflegten Jazz veranstaltete. Der Humor seiner Moderationen - auch im Zusammenspiel mit der spontan ernannten Übersetzerin - erschloss sich leider vornehmlich dem reichlich angereisten polnischen Publikum. Bei der Übersetzung ging viel verloren. Nach der Pause dann Szenenwechsel zu Klaus Hoffmann. Der präsentierte sich als Gesamtkunstwerk: Liedermacher, Schauspieler, Entertainer. Begleitet von Hawo Bleich am Klavier, gelang es Hoffmann perfekt, sich selbst in Szene zu setzen, die Lieder unterbrochen von spritzigen Moderationen: "Stellen Sie sich vor, Merkel und Westerwelle würden singen, was sie am Tag erlebt haben - das würde es erträglicher machen". Es scheint unglaublich: Mit Hoffmanns Liedern konnten wir schon im Pfadfinderzeiten romantische Mädchen begeistern. "Blinde Katharina" und eine Gitarre, mehr brauchte es nicht. Gefühlte dreißig Jahre ist das jetzt her. Der Mann ist ein Dinosaurier - und schafft es immer noch, das Publikum auf seine Seite zu bringen. Da machte es auch nichts aus, dass die Moderationen etwas zu professionell, die Witze etwas zu gewollt und die Textzeilen auch mal vergessen waren. Die Zuhörer, vornehmlich Mittvierziger bis Mittsechziger, die Hoffmann wahrscheinlich schon in ihrer Jugend gehört haben, dankten es ihm, dass er sie noch einmal auf Zeitreise geschickt hat. Und obwohl jeder der drei Künstler viel zu kurz auf der Bühne war, waren es letztlich drei Stunden beste Unterhaltung - grenzüberschreitend gut.