Grenzen überschreiten

Homburg · Unterschiedlich, wenn auch meist positiv, fiel das Echo der Besucher auf die Nacht der Kirchen in Homburg aus. An Pfingsten wurden in der Stadtkirche Grenzen überschritten und eine Disco eingerichtet.

 Super Stimmung und beste Feierlaune herrschte bei der DJ-Party-Nacht in der Stadtkirche in Homburg am Pfingstsonntag. Foto: Cordula von Waldow

Super Stimmung und beste Feierlaune herrschte bei der DJ-Party-Nacht in der Stadtkirche in Homburg am Pfingstsonntag. Foto: Cordula von Waldow

Foto: Cordula von Waldow

Flashlights in bunten Farben flackern durch den großen, sakralen Raum und tauchen die Tanzenden in rotes, gelbes oder pinkfarbenes Licht. Unterhalten kann man sich nur draußen vor der Tür, aber das stört niemanden. Im Gegenteil. Ob mit Hallelujah, Cotton Eye Joe oder Atemlos durch die Nacht - DJ Olde rockt sie alle. Im Rahmen des Projekts "Nacht der Kirchen" verwandelte sich die Homburger Stadtkirche am Sonntagabend in eine Disco. Komplett ausgeräumt, mit ein paar Stühlen an der Wand und wenigen Stehtischen mutierte das Gotteshaus zum Tanzclub. Mit Erfolg: Zeitweise an die 150 Menschen tanzten, standen schauend, wippend, schnippend, an ihren Getränken nippend drum herum. Einige gingen, andere kamen, Junge, Junggebliebene, Ältere.

Unter dem Motto "God is a DJ - Dancing in Heaven" verwandelte DJ Olde die Kirche in einen Dancefloor mit Clubatmosphäre. Das 26-jährige Mitglied im Landeskirchenrat, das seit neun Jahren für gute Stimmung in Clubs und auf Hardcore Partys in ganz Europa sorgt, wurde Pastorin Doris Agne von einem Kollegen empfohlen. "Pfingsten ist genau das richtige Fest, um Grenzen zu überschreiten", erklärt sie, atemlos vom Tanzen. Sie freut sich über den guten Zulauf und auch über die Unterstützung aus der Gemeinde, quer durch alle Altersschichten. Und über die Taufgesellschaft: Elke und Sascha Lembert-Eck aus Beeden haben morgens ihren Sohn Marlom Morice taufen lassen und feiern jetzt mit Freunden und Kindern ausgelassen. "Das ist doch mal ein anderer Grund, um in die Kirche zu kommen", finden sie. Sonja Schehlmann (64) aus Waldmohr ist mit ihrem Lebensgefährten auf der Rundreise durch die "Nacht der Kirchen", allerdings diesseits der Fechinger Talbrücke. "Die Veranstaltung ist super, um einmal eine andere Gruppe von Menschen in die Kirche zu bekommen", lobt sie. Allerdings habe das mit Kirche gar nichts mehr zu tun, außer dem Gebäude, vermisst die Protestantin besinnliche Elemente als religiöse Ergänzung.

Ein Argument, das Simone Müller-Orschekowski nicht nachvollziehen kann. "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen", zitiert sie das Neue Testament. Die Homburger Katholikin (40) begrüßt es ausdrücklich, dass sich die "altertümliche Kirche für etwas Neues öffnet". Mit Erfolg, denn die drei Freundinnen Julia Kirchen (30), Laura Jung (25) und Lisa Birkenhagen (31) haben mit Kirche sonst gar nichts am Hut. In der City unterwegs, um etwas trinken zu gehen, wurden sie spontan von der lauten Musik durch die weit offen stehende Tür angelockt. "Das kann doch nicht sein - in der Kirche?" fragten sie sich und zögerten zunächst, hineinzugehen. Doch dann zogen die Neugier, der Super DJ mit der genialen Show und der volle, tolle Sound sie hinein und auf die Tanzfläche. "Vielleicht kommen wir später noch einmal", meinten sie gegen 22 Uhr. "Wenn das besser beworben wäre, wäre hier viel mehr los.

"Eigene Veranstaltung auf Facebook außerhalb von Kirchenseiten und halt junge Kreise" sehen sie als begeisterte Zielgruppe. "Dann hätten wir noch Einige mitgebracht", nickt das Trio. Na gut, dann eben in zwei Jahren. Denn im nächsten Jahr öffnen die Katholiken ihre Pforten zur Nacht der Kirchen im Saarland.

nacht-der-kirchen-saar.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort