Gespendete Kleider blieben lange liegen

Homburg · In Homburg gibt es jetzt eine Kleiderkammer. Hier können Spenden regelmäßig abgegeben werden. Während die Stadt von einer relativ „zeitnahen“ Eröffnung spricht, finden andere: Es hat zu lange gedauert, Kleider blieben liegen.

 Im alten Stammhaus der Bäckerei Ecker in Erbach ist nun die neue Homburger Kleiderkammer untergebracht. Foto: Stumm/SZ-Redaktion

Im alten Stammhaus der Bäckerei Ecker in Erbach ist nun die neue Homburger Kleiderkammer untergebracht. Foto: Stumm/SZ-Redaktion

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Homburg. Kürzlich wurde am Erbacher Hochrech die neue Kleiderkammer eröffnet. "Endlich", hat da wohl so mancher gedacht. Auch eine Homburgerin, die selbst in der Flüchtlingshilfe tätig ist. Sie habe schon seit langem immer wieder nachgefragt, wann es denn soweit sei, sagte sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Ihrer Meinung nach habe sich das Vorhaben zu lange hingezogen, andernorts, etwa in Limbach, funktioniere es besser mit der Kleiderausgabe - obgleich das in kleineren Strukturen vermutlich auch einfacher sei. Dennoch seien sie und etliche ihrer Freunde schon verärgert gewesen. Hintergrund ist die große Kleidersammlung der Stadt in den Räumen des christlichen Jugenddorfs (CJD) im vergangenen September. Da sei sehr viel abgegeben worden, aber es sei auch nach der Ausgabe an Bedürftige noch jede Menge übrig geblieben. Was ist damit passiert?, will unsere Leserin wissen. Sie frage seit Monaten nach, wann diese Kleider weitergegeben würden.

Dass es eine große Unzufriedenheit bei einigen gab, die helfen und unterstützen wollten, weil es mit der Kleiderkammer nicht schnell genug voran ging, ist auch bei der Stadt bekannt. Allerdings habe es Mitte und Ende des vergangenen Jahres so viele Flüchtlinge in der Stadt gegeben, dass der Fokus auf deren Unterbringung und Versorgung gelegen habe, erklärt Pressesprecher Jürgen Kruthoff auf Anfrage unserer Zeitung. Erst im Laufe des Jahres 2015 sei dann weiteres Personal für diese Arbeit aufgebaut worden: durch Einstellungen und durch Versetzungen im Rathaus.. Die Pläne für eine Kleiderkammer, sogar ein Sozialkaufhaus stammten bereits aus der Zeit vor dem großen Zustrom von Flüchtlingen.

Die Logistik für ein Kaufhaus mit Möbeln hätte die Stadt aber überfordert, daher überlasse man dies dem "Besonderen Kaufhaus" des Vereins "Leuchtender Stern" in Limbach, und beschränke sich in der neuen Kleiderkammer auf Kleider , Wäsche, aber auch kleinere Haushaltsgegenstände, Taschen, Schulranzen, Bettwäsche, Handtücher. Im November habe das ehemalige Bäckerhaus über die Homburger Parkhaus- und Stadtbus-Gesellschaft (HPS) gekauft werden können. Generell gehe es "bei uns nicht so schnell, wie man es sich von außen vorstellt". Gerade als öffentliche Hand seien bei allem, also etwa Sanitäranlagen, Strom Wasser, hohe Auflagen zu erfüllen, auch aus Gründen der Sicherheit. Die Kleiderkammer habe nun einige Monate nach Kauf des Gebäudes eröffnet werden können. Das sei aus Sicht der Stadt "zeitnah". Das sei nur deswegen möglich gewesen, da in der jüngsten Zeit weniger Flüchtlinge nach Homburg gekommen seien. So habe man bei der Kleiderkammer mehr Tempo machen können, sagte Kruthoff. Nach der Kooperation mit dem CJD habe es einen relativ langen Stillstand gegeben, räumte er ein. Allerdings hätten die Mitarbeiter in der Flüchtlingshilfe auf die Spenden zugreifen können - auch ohne öffentliche Ausgabestelle. So manches, das vermeintlich liegen geblieben sei, habe also inzwischen den Weg zu Bedürftigen gefunden, so Kruthoff. Zudem seien die in der Halle am Hochrech gelagerten Kleider auch nicht vergammelt. Alles sei mittlerweile nach Größen geordnet in Regale sortiert worden. Vor Ort stünden Waschmaschinen und Bügelmöglichkeiten bereit.

Auf Sicht soll in dem Gebäude auch ein Kontaktcafé eingerichtet werden und das Büro des Stadtteilmanagers soll hierhin verlegt werden.

Eine gute Nachricht für alle, die helfen möchten: Die Kleiderkammer ist regelmäßig geöffnet. Montags und freitags, 11 bis 16 Uhr, können Bedürftige hier Ware abholen. Sie brauchen dafür einen Berechtigungsschein, zudem müsse ein kleiner Obolus entrichtet werden. So soll vermieden werden, dass kommerzielle Händler kommen, erläutert die Stadt. Abgeben kann man Kleider und Co. dienstags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr sowie mittwochs von 17 bis 19 Uhr. Beim Malteser Hilfsdienst, der mit der Kleiderkammer zusammenarbeitet, können Spenden von montags bis freitags, 8 bis 16 Uhr, in der Schwesternhausstraße 4 abgegeben werden.

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