Gemälde, die klingen wie Geigenspiel

Homburg. Albert Fürst hat einen irreführenden Namen. Wenn man ihn in eine Internet-Suchmaschine eingibt, bekommt man als erstes Ergebnis: Fürst Albert. Nein, nein, Albert Fürst wehrt ab und lacht. Mit Fürst Albert von Monaco hat er nichts zu tun. Aber dafür jede Menge mit Homburg

 Albert Fürst vor einem seiner Gemälde. Der 90-jährige Maler, der aus Homburg stammt, gehört zur Gruppe der einflussreichen und stilbildenden deutschen Maler der 50er und 60er Jahre. Foto: SZ

Albert Fürst vor einem seiner Gemälde. Der 90-jährige Maler, der aus Homburg stammt, gehört zur Gruppe der einflussreichen und stilbildenden deutschen Maler der 50er und 60er Jahre. Foto: SZ

Homburg. Albert Fürst hat einen irreführenden Namen. Wenn man ihn in eine Internet-Suchmaschine eingibt, bekommt man als erstes Ergebnis: Fürst Albert. Nein, nein, Albert Fürst wehrt ab und lacht. Mit Fürst Albert von Monaco hat er nichts zu tun. Aber dafür jede Menge mit Homburg. 1920 wurde er hier geboren, in der Kirchenstraße, "zwischen Hebamme und Kirche, ich war also bei der Geburt bestens umsorgt", erzählt er. Später zog die Familie in die Gerberstraße um, "wo wir ein kleines Haus besaßen". Früh fühlte sich Albert zur Kunst hingezogen, er spielte Geige, sang und malte. "Du bisch e Künschtler", sagte sein Vater liebevoll, soll aber gleichzeitig deutlich gemacht haben, dass "man damit keine Familie ernähren kann". Albert Fürst erinnert sich gerne an "die geliebte Heimat Homburg". 1939 machte er am heutigen Saarpfalz-Gymnasium sein Abitur und wartete auf die Einberufung: "Wir waren ja prädestiniert, den Heldentod zu sterben", sagt er trocken. Aber nichts kam, kein Brief, keine Aufforderung, die Zeit verging. "Und da habe ich mich an einer Kunstakademie eingeschrieben, die mich zu diesem späten Zeitpunkt überhaupt noch annahm". Das war Düsseldorf. Kein schlechtes Pflaster für einen jungen Maler, der aber gar nicht so sicher war, ob er nicht doch lieber musizieren sollte. Und dann holte ihn doch noch der Krieg ein - Fürst wurde nach Russland geschickt und fertigte dort zwischendurch kleine Federzeichnungen an, die er seiner jungen Frau schickte. 1945 kam sie bei einem Bombenangriff ums Leben, Albert Fürst stand 1946 vor einem Trümmerhaufen, aber auch vor einem neuen Anfang. "Was ist Glück?" fragt er heute, "alle fanden den Russland-Feldzug grauenhaft. Ich weiß nicht, ob ich in Russland tatsächlich unglücklich war. Unglück bedeutete für mich etwas anderes." Albert Fürst hatte inzwischen erkannt: er war Maler, kein Musiker. "Obwohl mich Musik bis heute mehr erschüttert" , bekennt er. Albert Fürst arbeitete seit 1953 als Kunstlehrer in einem Gymnasium in Benrath. Und er malte - seine Palette wird dynamisch, hell und leicht. Seine Farbflecke und Striche wirken auf den Betrachter zart und luftig. "Ich liebe Kleckse", betont Fürst, "es geht nichts über einen perfekt gesetzten, schönen Farbfleck". Albert Fürst gehört als Künstler zum "deutschen Informel", eine abstrakte Malerei, die sich Anfang der 50er Jahre in Deutschland etablierte. Eine der ersten Ausstellungen war die 1952 in der Frankfurter Zimmergalerie stattfindende Ausstellung "Quadriga". Hinzu kam die in Düsseldorf 1953 gebildete "Gruppe 53", deren Leiter Albert Fürst wurde. Meistens fallen zunächst andere Namen, wenn man vom Informel spricht, wie Hans Hartung oder Emil Schumacher. Doch Albert Fürst gehört ebenfalls in die erste Reihe des Informel. Wer seine Bilder in Homburg sieht, zweifelt daran nicht. Es sind Meisterwerke dabei, die bezüglich Dynamik und Tiefe den Vergleich mit den großen Werken der Zeit nicht zu scheuen brauchen. Folgerichtig ist Albert Fürst auch bei der gegenwärtigen Düsseldorfer Ausstellung "Le grand Geste! Informel and Abstract Expressionism, 1946-1964" vertreten. Wie auch Jean Fautrier und Jackson Pollock. Fürwahr keine schlechte Umgebung! Eröffnung der Ausstellung ist am Montag Abend um 18.30 Uhr im Saalbau. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 11 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr, der Eintritt ist frei. Dauer: bis zum 4.Juli.

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