Konzert Musikalische Begegnung der Extraklasse

Homburg · „Jazz meets Classic“ in Homburg verband auf beeindruckende Weise das Beste aus beiden Welten.

 Bei „Jazz meets Classic“ verschmolzen Oliver Strauch (Schlagzeug), Rudi Scharf (Kontrabass), Wolfgang Mertes (Geige) und Hemi Donié‘s (Keyboard) auf fantastische Weise diese beiden Genres zu einer echten Einheit.

Bei „Jazz meets Classic“ verschmolzen Oliver Strauch (Schlagzeug), Rudi Scharf (Kontrabass), Wolfgang Mertes (Geige) und Hemi Donié‘s (Keyboard) auf fantastische Weise diese beiden Genres zu einer echten Einheit.

Foto: Thorsten Wolf

Manche Begegnungen vergisst man einfach nicht. Und am vergangenen Samstagabend gab es in der Homburger Altstadt genau eine von diesen unvergesslichen Begegnungen. Nein, tatsächlich gab es zwei davon: Zum einen begegneten sich auf der Bühne des historischen Homburger Marktplatzes Jazz und Klassik, zum anderen begegneten sich bei wirklich üblem Wetter nicht wenige Gäste auf der einen Seite und das Quartett mit Wolfgang Mertes (Geige), Hemi Donié‘s (Keyboard), Rudi Scharf (Kontrabass) und Oliver Strauch (Schlagzeug) auf der anderen. Der Titel des Sonderkonzerts im Rahmen des Homburger Musiksommers war Programm, „Jazz meets Classic“ verband auf so beeindruckende Weise das Beste aus beiden Welten, dass einem beim Zuhören buchstäblich der Mund offen stehen blieb.

Nun ist es nicht so, dass man Jazz und Klassik nicht als Folge miteinander verbinden kann. Doch diese beiden Genres zu einer Einheit zu verschmelzen, das spielt in einer ganz anderen Liga, so wie Mertes, Strauch, Scharf und Donié‘s. Dass da vier echte Vollblutprofis, so ist Mertes der Konzertmeister des saarländischen Staatsorchesters, am Werk waren, dass wusste selbst der ungeübte Zuhörer ab dem ersten Ton. Und als Homburgs Kulturbeigeordneter Raimund Konrad, programmverantwortlich für den Musiksommer, das Quartett als eines der „Extraklasse“ ankündigte, da war das fast schon zu tief gegriffen.

Man hätte nun meinen können, dass bei so viel individueller Klasse das Konzert in einer vom gewöhnlichen Zuhörer gefürchteten Flut an Soli ausartet. Soli gab es in der Tat, an allen Instrumenten. Doch Strauch, Mertes, Scharf und Donié‘s verloren nie das Ganze aus dem Auge, lieferten immer extrem Hörbares, Mitreißendes und vor allem auch Überraschendes. Bach, Paganini, Bizet und andere Größen der Klassik, vereint mit einem Jazz-Können der Extraklasse – das konnte einen nur begeistern. Und genauso präsentierte sich auch das regenfeste Publikum: schlichtweg und durchweg begeistert.

Oliver Strauch verdeutlichte in der Pause und im Gespräch mit unserer Zeitung, was nötig sei, um so organisch Jazz und Klassik zu einer Einheit zu formen. „Man muss Musiker mitbringen, die in beiden Welten zu Hause sind. Das ist schon eine Grundvoraussetzung, dass alle auf einem so hohen Level auf beiden Feldern unterwegs sind.“ Die Kunst des Improvisierens sei dabei kein Privileg des Jazz. „Gerade im Barock hat das eine große Rolle gespielt, das ist leider ein bisschen verloren gegangen. Wir beziehen uns so aber eigentlich auf eine ganz alte Tradition, die in der Klassik geherrscht hat: das Improvisieren.“

Doch bei aller Güte der beteiligten Musiker ist es aber trotzdem nicht einfach, diese zwei Genres stimmig tatsächlich miteinander zu verbinden und nicht schlicht reine Abfolgen zu kreieren. Strauch: „Das setzt, im besten Fall, das Vermögen voraus, sich in den anderen hineinzuhören. Oft sagt man, dass die besten Musiker die sind, die versuchen, sich in die anderen Instrumente reinzufühlen und sich auch von ihnen tragen zu lassen – so, wenn ich eine barocke Linie eines Geigers höre: Wie kann ich dann ein Jazz-Idiom anpassen, wie finde ich genau den richtigen Moment, in dem genau das funktioniert? Das ist eine Erfahrungssache, birgt aber natürlich auch ein Risiko. Wir basieren natürlich alle auf Akkorden und auf strengen Regeln, aber der Jazz versucht das zu interpretieren und aus dem Kästchen rauszukommen. Und hier bietet sich für uns die tolle Möglichkeit, die Strenge, aber auch die Leichtigkeit der klassischen Musik mit der Spielfreude des Jazz zu verbinden. Und das versuchen wir.“ Dabei gebe es, da man ja keine klassische Band sei, zwar ein Grundgerüst für einen solchen Auftritt wie dem am Samstagabend. Aber, so Strauch: „Karajan hat mal gesagt: ‚Suchen Sie nicht, was in den Noten steht, dort finden Sie keine Musik‘. Es gibt einen Ablaufplan. Aber was wir daraus machen, das ist der Jazz-Ansatz. Wir schmeißen es ein bisschen durcheinander und spielen wirklich damit.“

Dabei, so Strauch, überrasche man sich immer auch selbst, wenn man auf die Bühne gehe, „deswegen wollten wir auch diese Musik spielen. Der Überraschungsmoment ist der eigentliche Kick“.

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