Ballett im Saalbau Eine Berg- und Talfahrt der Emotionen

Homburg · Begeisterndes Tanztheater der „Tanzmanufaktur“ von Lisa Merscher gab es im Homburger Saalbau zu bewundern.

 Von Klassisch bis Modern, von ganz jung bis zu ziemlich erfahren: Lisa Merschers Produktion „Der leere Bilderrahmen“ konnte am Wochenende im Saalbau mit viel tänzerischer Vielseitigkeit glänzen.

Von Klassisch bis Modern, von ganz jung bis zu ziemlich erfahren: Lisa Merschers Produktion „Der leere Bilderrahmen“ konnte am Wochenende im Saalbau mit viel tänzerischer Vielseitigkeit glänzen.

Foto: Thorsten Wolf

Ein an zwei Abenden nacheinander nahezu völlig ausverkaufter Saalbau bei einer Tanztheater-Aufführung? Ja, das geht. Und damit bewies Lisa Merschers Produktion „Der leere Bilderrahmen“, die sich am vergangenen Wochenende als echter Publikumsmagnet präsentierte, dass der Saalbau als Kulturstätte wohl taugt – wenn man das entsprechend nachgefragte Programm zeigt. Was natürlich, und das darf nicht unerwähnt bleiben, auch zum großen Zuspruch beigetragen hat: Das Tanztheater-Stück entstand als Produktion von Lisa Merschers „Tanzmanufaktur“, einer Schule für Ballett und Modernen Tanz, die die gebürtige Jägersburgerin zu Beginn des Jahres in Limbach eröffnet hat (wir berichteten). Das brachte natürlich jede Menge regionalen Bezug – und ein solcher Bezug sorgt für entsprechende Nachfrage.

Am Premierensamstag war es dabei nicht nur das eigentliche Werk, das zu beeindrucken und zu begeistern wusste. Auch das Drumherum, die ganze Infrastruktur  zeugte von viel Herzblut und Engagement, aufgebracht nicht nur von den gefühlt unzähligen Tänzerinnen des Abends, sondern auch von den vielen Helferinnen und Helfern, die das Team um Lisa Merscher komplettierten.

Inhaltlich fühlte man sich vom Plot ein bisschen an „Nachts im Museum“, dem Fantasy-Klassiker aus dem Jahr 2006 mit Ben Stiller in der Hauptrolle, erinnert: Ein junges, einsames Mädchen (am Samstag dargestellt von Luise Arauz, am Sonntag von Emma Schmitt) bleibt über die eigentlichen Öffnungszeiten hinaus in einem Museum – ganz fasziniert von einem besonderen Gemälde, der „Jazzdame“. Der Versuch einer recht barschen Museumsdirektorin (Victoria Ohlmann), das Mädchen aus dem Museum zu scheuchen, scheitert. So wird Merschers Hauptdarstellerin Zeuge, wie das Museum des Nächtens ungeahnte Lebendigkeit entwickelt – im Werk transformiert in eine Vielzahl von einzelnen Choreographien und umgesetzt von Tänzerinnen vieler Altersklassen, von ganz jung bis gestanden. Zu sehen gab es Schwanenbilder, Urwaldflügel, einen Katzenkopf, Jazzdamen und Rosendamen. Sie alle erwachen zum Leben, mitten drin Putzfrauen und natürlich die Museumsdirektorin, ihre Mitarbeiter und auch Museumsgeister. Bleibt die Frage, woher das Stück seinen Titel hat? Nun ja, am Ende sind es Räuber, die das Lieblingsbild des Mädchens stehlen – und erst das Mädchen selbst schafft es, mit einem Wunderpinsel ein neues Werk zu erschaffen.

Was Merschers Erzählweise auszeichnete: Man musste sich nicht wirklich eingehend mit der Rahmenhandlung beschäftigen, um dem Ganzen etwas abgewinnen zu können. Jede einzelne Szene konnte für sich allein stehen, im Wechsel zwischen klassischem Ballett und modernem Tanz entwickelte sich im wahrsten Sinne des Wortes ein Reigen. Und dieser Reigen schaffte noch etwas Bemerkenswertes: Trotz des unterschiedlichen Leistungsniveaus zwischen den noch jungen Tänzerinnen und den Erfahrenen im Ensemble hatte man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, als mache die Qualität der einzelnen Tanz-Elemente eine Berg- und Talfahrt – aufwendige Lichtführung und fein ausgewählte Musik taten ihr Übriges dazu, um der rund einstündigen Auführung trotz ihrer Vielteiligkeit einen geschlossenen Charakter zu verleihen. Das Publikum belohnt diesen vielfachen Aufwand immer wieder mit großem Applaus und Jubel auf offener Szene.

Lisa Merscher selbst hatte in der Woche vor der Premiere im Gespräch mit unserer Zeitung die Frage, wieviel von ihr in dieser Produktion liege, so geantwortet. „Da steckt ganz viel Lisa drin, alles ist von mir, sowohl die Idee als auch jede Bewegung. Jeder Choreograph hat seine eigene Bewegungssprache und seine eigene Art und Weise zu kreieren – gerade im zeitgenössischen und modernen Tanz.“ So sei es ihr beim „Leeren Bilderrahmen“ darum gegangen, zweidimensionale und dreidimensionale Sichtweisen zu verbinden, „moderner Tanz braucht dreidimensionale Effekte“.

Am Samstag, nachdem die Premiere von „Der leere Bilderrahmen“ über die Bühne gegangen war, wandte sich Merscher dann ans sichtlich begeisterte Publikum. Und da lobte sie nicht nur die, die vor und hinter der Bühne für das Gelingen gesorgt hatten, sondern auch den Limbacher Künstler Jochen Maas. „Lieber Jochen, vielen, vielen Dank für das wunderbare Bühnenbild.“

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