Eine Aktion gegen das Vergessen Sie wienern wider das kollektive Vergessen

Blieskastel/Homburg · Die Stolpersteine in Blieskastel, die an den Nazi-Terror erinnern sollen, wurden einer gründlichen Säuberung unterzogen.

 Wie hier an der Ecke Zweibrücker Straße/Gerbergasse reinigten Dieter Geis und Antonio Reda (vorne von links) Stolpersteine in Blieskastel gegen das Vergessen.

Wie hier an der Ecke Zweibrücker Straße/Gerbergasse reinigten Dieter Geis und Antonio Reda (vorne von links) Stolpersteine in Blieskastel gegen das Vergessen.

Foto: Hans Hurth

Vor 75 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit. Nicht nur in Berlin und Saarbrücken gab es in diversen Gedenkfeiern Erinnerungen, auch in Blieskastel wurde der Verschleppten und Ermordeten gedacht. Dieter Geis und Antonio Reda als Vertreter der Initiative „Stolpersteine Blieskastel“ reinigten, unter dem Interesse einiger Passanten, die so genannten Stolpersteine an der Ecke Zweibrücker Straße/Gerbergasse. Zu einem späteren Zeitpunkt waren sie in der Kardinal-Wendel-Straße 58 und in Niederwürzbach zugange. In Messing eingravierte Namen auf den Pflastersteinen neben dem Fotogeschäft Roman Schmidt erinnern an Blieskasteler Opfer des Nationalsozialismus. Die Steine wurden als symbolischer Akt gereinigt, um der ermordeten Mitbürgerinnen und Mitbürger zu gedenken.

In Homburg hatte das Ansinnen von Izhak Hirsch, mit so genannten „Stolpersteinen“ an die jüdischen Opfer des Nazi-Terrors, darunter auch seine Großeltern, zu erinnern, keinen Anklang in der Stadt gefunden. Allerdings hat er durch seine Beharrlichkeit durchgesetzt, dass es nun auf Homburgs Marktplatz ein Mahnmal für die Opfer des NS-Regimes gibt.

Die Geschichte der Stolpersteine begann sichtbar im Mai 2009. Ab da hatte der aus Köln stammende Künstler Gunter Demnig diese Stolpersteine gegen das Vergessen in deutschen Städten gelegt, im vergangenen Monat gab es mit dem 75 000. Stolperstein ein bemerkenswertes Jubiläum. In Blieskastel begann 2009 das Projekt ebenfalls. Es hält die Vernichtung und Vertreibung der Juden, der Sinti und Roma, politisch Verfolgter und Euthanasie-Opfer während des Nazi-Regimes in Erinnerung.

Dieter Geis, Studienrat am Von der Leyen-Gymnasium, war es, der damals in der Barockstadt die Aktion, unterstützt von Parteifreunden von „Die Linke“, initiiert hatte. „Es handelt sich bis heute jedoch nicht um eine Parteiangelegenheit, sondern um eine Aktion für alle Bürger unserer Stadt“, stellte Geis heraus. „Jeder Stein steht für ein ganzes Schicksal“, so Geis und Reda bei der Reinigung. Regen begleitete die Arbeit der beiden an den zehn mal zehn Zentimeter großen Quadraten. „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“ müsse die Parole lauten. Dieter Geis bedankte sich bei den vielen Bürgern Blieskastels, die durch eine Spende oder Patenschaft das Projekt ermöglichten. „Die Steine sind verlegt in der Straße des letzten Wohnortes der Ermordeten oder Deportierten. Mit der kleinen Feier und der Reinigung werden auch die vielen Namenlosen und Vergessenen gewürdigt, die unter dem Nazi-Regime mit ihrem Leben sinnlos bezahlen mussten“, hielt Dieter Geis fest.

Ausführlich mit der Geschichte der Juden in Blieskastel hat sich Martin Dauber beschäftigt. Stets im November führt der Grünen-Kommunalpolitiker und stellvertretende Ortsvorsteher von Blieskastel-Mitte anlässlich der Reichspogromnacht seine Gäste zu Stationen jüdischen Lebens in Blieskastel. Auf Antrag der Grünen im Ortsrat Mitte war im Sommer 2010 an der Straße „An der Stadtmauer“ ein Hinweisschild angebracht worden, das die Besucher der Stadt darüber informiert, dass diese Straße bis 1935 den Namen Judengasse trug.

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