Gediegen und zeitgemäß inszeniert

Homburg. Das Leben im 17. Jahrhundert war nicht einfach für Wissenschaftler, die wagten, am kirchlichen Weltbild zu rütteln und die darauf bestanden, dass allein sichtbarer Beweis und Vernunft gelten sollten. Die kirchliche Inquisition machte mit solchen Köpfen nicht viel Federlesens und die Scheiterhaufen prasselten emsig

Homburg. Das Leben im 17. Jahrhundert war nicht einfach für Wissenschaftler, die wagten, am kirchlichen Weltbild zu rütteln und die darauf bestanden, dass allein sichtbarer Beweis und Vernunft gelten sollten. Die kirchliche Inquisition machte mit solchen Köpfen nicht viel Federlesens und die Scheiterhaufen prasselten emsig. Was soll man von einem Wissenschaftler wie Galileo Galilei halten, der unter diesen Umständen seine Erkenntnisse "verrät" und ihnen öffentlich abschwört, um sein nacktes Leben zu retten? Mit dieser Frage beschäftigt sich Bertolt Brecht in seinem Schauspiel "Das Leben des Galilei", mit dem die Landesbühne Rheinland-Pfalz den Anfang zur neuen Theatersaison im Homburger Saalbau machte. Sein Galilei - Volker Weidlich füllt die Rolle in jeder Hinsicht aus - ist Wissenssuchender und Genussmensch in einem. Er arbeitet unter schwierigen Umständen, muss sich mit nur an Profit interessierten Geschäftsleuten und ignoranten Herrschern herumschlagen, immer auf der Suche nach Geldgebern, und schreckt dabei auch vor Ideenklau nicht zurück.Doch als er an die Kirche gerät, ist seine Gratwanderung zu Ende. Dennoch schlägt er ihr zu guter Letzt doch noch ein Schnippchen, schreibt seine wissenschaftlichen Erkenntnisse nieder und lässt sie ins etwas liberalere Holland schmuggeln. Als erblindeter Greis unter ständiger Überwachung der Kirche stehend, wirkt Volker Weidlichs Galilei menschlicher als zuvor als Vertreter der "reinen" Lehre. Regisseur Hans Thoenies hat Bertolt Brechts Schauspiel in zwölf Bildern gediegen und zeitgemäß inszeniert, die Charaktere gut besetzt. Hervorzuheben ist außer dem Hauptdarsteller noch Johannes Prill, der gekonnt in seine so unterschiedlichen Rollen schlüpft. Weniger gut gelungen ist die Figur des Inquisitors, in der Matthias Kiel nicht ganz so diabolisch wirkt, wie er es sein sollte. Das Homburger Publikum bedankte sich mit langem, rhythmischem Applaus für eine gelungene Inszenierung.

HintergrundDie weiteren Theatergastspiele im Überblick: "Der Vater" von August Strindberg am 7. Oktober; Agatha Christies "Hobby ist Mord" am 4. November; "Otto, der Großaktionär" am 9. Dezember; "Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing am 3. Februar; "Der Geizige" von Molière am 17. März; das Konzertschauspiel mit Live-Musik "Liebesträume" am 5. Mai und "Rauhnacht" am 26. Mai. Kindertheater: "Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel" am 21. Dezember und "Aladin, eine Wunderlampe und 40 Räuber" am 12. April. Infos gibt's im Homburger Kulturkalender. Er liegt aus und kann auch beim Verkehrsverein und dem Kulturamt im Rathaus angefordert werden, Tel. (0 68 41) 10 11 66. ust

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