Gedenken an Schreckensnacht

Homburg · Die Stadt Homburg setzte am Montag klare Zeichen gegen das Vergessen der schlimmen Geschehnisse der Reichspogromnacht von 1938. Damals wurden in Nazi-Deutschland Juden drangsaliert, verschleppt, Synagogen geschändet, Geschäfte und Wohnungen verwüstet – auch in Homburg.

 Ungewöhnlich viele Teilnehmer gedachten gestern in der protestantischen Stadtkirche Homburg dem Schrecken der Reichs-Pogromnacht am 9. November 1938 und der anschließenden Ermordung von sechs Millionen Juden durch das Nazi-Regime des Dritten Reichs. Foto: Thorsten Wolf

Ungewöhnlich viele Teilnehmer gedachten gestern in der protestantischen Stadtkirche Homburg dem Schrecken der Reichs-Pogromnacht am 9. November 1938 und der anschließenden Ermordung von sechs Millionen Juden durch das Nazi-Regime des Dritten Reichs. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Das Gedenken an die Schrecken des 9. November 1938, an die Reichs-Pogromnacht als perfidem Auftakt zum Mord an sechs Millionen Juden , bekam gestern durch die aktuelle Flüchtlingssituation in Deutschland eine neue und auch durchaus verpflichtende Facette. So verband sich mit den Worten von Manuela Garib, Schülerin der Geschichts-AG des Saarpfalz-Gymnasiums, zu Beginn in der protestantischen Stadtkirche und denen von Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind am Ende der Gedenkveranstaltung in der ehemaligen Synagoge auch eine klare Mahnung in die Gesellschaft hinein: Aus der Geschichte ganz konkret für die Gegenwart das Richtige zu lernen. "Die Würde des Menschen ist unantastbar", rief Manuela Garib vor zahlreichen Teilnehmern der Gedenkveranstaltung einen der elementaren Grundsätze einer freien Gesellschaft in Erinnerung. "In vielen Ländern, in denen immer noch Krieg und Terror die Menschen bedrohen, sehnt man sich nach solchen Werten. So zum Beispiel in Syrien, Afghanistan, Irak und Eritrea." Für diese Menschen sei Deutschland zum Hoffnungsträger geworden. Hier zog Manuela Garib Parallelen zur Zeit des Dritten Reiches, als Menschen vor dem Terror der Nazis aus Deutschland geflohen seien. Eindringlich und unüberhörbar appellierte sie angesichts der aktuellen Lage, rechtem Gedankengut in Deutschland keinen Platz einzuräumen und warb stattdessen für Toleranz und Miteinander. "Wir sollten Vorbild sein und das Lebensmotto von Alex Deutsch zu unserem eigenen machen: Lasst euch nicht hineintreiben in Hass und Gewalt gegen andere Menschen. Lernt miteinander zu leben, nicht gegeneinander." Nach der Gedenkveranstaltung in der Stadtkirche - gestaltet von Pfarrerin Petra Scheidhauer, der Formation Atemwind, weiteren Schülerinnen und Schülern der Geschichts-AG des Saarpfalz-Gymnasiums sowie der Schindler-Biographin Erika Rosenberg - ging es dann schweigend zur Synagoge. Dabei augenfällig: Die in diesem Jahr besonders große Zahl von Teilnehmern an den Gedenkveranstaltung. In der Synagoge selbst war es an Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind , die von Manuela Garib geschlagene Brücke über die Geschichte hinweg als Weg für sein eigenes Gedenken zu nutzen. So mache ihm gerade die große Zahl von Teilnehmern an der gestrigen Veranstaltung Mut. "Und ich befürchte, dass wir von diesem Mut in Zukunft mehr brauchen. Es kommen im Moment Menschen zu uns, die vor Bürgerkrieg und Barbarei flüchten. Sie kommen in der Hoffnung, dass sie bei uns Schutz finden." Es gebe aber Bereiche, "und da muss man nicht in den Ostteil Deutschlands schauen", in denen man diese Sicherheit nicht garantieren können, so Schneidewind mit Blick auf eine Asylbewerber-Unterkunft den Brandanschlag im Bliesgau, "der ist nicht weit weg". Bei allen Herausforderungen, die die Anzahl der Flüchtlinge darstelle, müssten die demokratischen Kräfte in der Gesellschaft deswegen dafür sorgen, "dass die Menschen, die in unserer Not zu uns kommen, auch wirklich sicher sind". Und gerade vor diesem Hintergrund der aktuellen Situation in Deutschland sei das Gedenken an den schlimmsten Teil der deutschen Geschichte noch wichtiger als bisher. "Und ich danke all denen, die heute zu diesem Erinnern beigetragen haben!"

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