Geburtstag im Zeichen der Zusammenarbeit

Homburg · Das Homburger Sinfonieorchester wird sich selbst ein Geburtstagsgeschenk machen mit seinem Sinfoniekonzert im Herbst, bei dem unter anderem Werke von Mahler und Dukas auf dem Programm stehen. Zuvor gibt es im Juli ein Familienkonzert.

 Jonathan Kaell wird auch am Sonntag, 22. Mai, den Taktstock in der Hand halten, wenn zum Geburtstag des Homburger Sinfonieorchesters die Carmina Burana gemeinsam mit einem Projektchor aufgeführt wird. Foto: Thorsten Wolf

Jonathan Kaell wird auch am Sonntag, 22. Mai, den Taktstock in der Hand halten, wenn zum Geburtstag des Homburger Sinfonieorchesters die Carmina Burana gemeinsam mit einem Projektchor aufgeführt wird. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Den 50. Geburtstag mit einem Trinkgelage feiern? Na ja, mit etwas gebremstem Schaum nicht völlig abwegig. Mit einem Abt, der mittendrin steckt? Die Party mit anzüglichem Liebeswerben würzen und einem gebratenen Schwan, der aus der Pfanne sein Klagelied anstimmt? Das fällt doch eher aus dem Rahmen. Dennoch hat sich das Homburger Sinfonieorchester genau das zu seinem 50. Geburtstag vorgenommen.

Am kommenden Sonntag, 22. Mai, 11 Uhr, wird im Sportzentrum Erbach gemeinsam mit einem Projektchor, der sich aus mehreren Chören und Einzelsängern zusammensetzt, Carl Orffs berühmte Carmina Burana in sinfonisch großer Besetzung aufgeführt. Die Gesamtleitung liegt bei Jonathan Kaell. Er kann sich für das Werk begeistern. Es sei unglaublich derbe, lustige Musik, mit geballter "Energie und Schmackes" - gerade für den Chor -, die etwas sehr Bodenständiges, Menschliches habe. Es geht um Liebe, Leiden, Frühling, opulente Gelage, die Flüchtigkeit des Lebens unter dem Zeichen des großen Glücksrads der Fortuna, dessen Kreisen zwischen Aufstieg und Niedergang im großen und wohl bekanntesten Chorsatz des Stückes am Anfang und Ende erklingt. Hat dieser schon fast Ohrwurm- oder Handy-Klingelton-Charakter, gibt es durchaus Unbekannteres, Zarteres zu entdecken. Die Texte werden in lateinischer, altfranzösischer und mittelhochdeutscher Sprache gesungen.

Das Stück sei, so Kaell, für das Orchester weniger herausfordernd, es sei eher ein Chorwerk. Warum also hat man gerade dies für den Geburtstag gewählt? Es geht um Zusammenarbeit. Es sollte klar signalisiert werden, dass "wir ein kulturrelevanter Faktor in Homburg und Umgebung sind, der auch auf andere Kulturschaffende und -träger zugeht".

Das ist nicht nur Kaell wichtig, sondern auch dem Vorstandsteam, aus dem der Vorsitzende Michael Schurig, sein Stellvertreter Horst Riller und Nadine Kiefer vor dem Großprojekt von der Motivation und der Organisation, die dies erfordert, berichten.

So machte es zum Beispiel die pure Menge nötig, den Ort zu wechseln: Weit über 100 Sänger, dazu um die 80 Musiker samt zwei Klavieren und üppigem Schlagwerk sorgen dafür, dass das Konzert nicht im Saalbau, sondern im Sportzentrum in Erbach aufgeführt wird. Die Stadt Homburg helfe beim wichtigen, nicht musikalischen Part, etwa dem Bühnenbau, der Bestuhlung. Und trotz bodenständiger Klänge, zum Jubiläumskonzert samt Festakt werden Gäste erwartet, sind Reden geplant: Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer habe die Schirmherrschaft übernommen und zugesagt zu kommen. Auch die Vorgänger Kaells am Dirigentenpult seien eingeladen (zur Geschichte des Orchesters siehe Infobox).

Überhaupt sieht sich das Orchester zum 50. Geburtstag stabil aufgestellt. So gut, dass für die in der Carmina Burana geforderten vier Schlagzeuger nur eine Aushilfe gebraucht werde. "Wir versuchen, möglichst viele Stellen fest mit Mitgliedern zu besetzen", betont Kaell, der diesen Grundsatz seit seinem Antritt ausgebaut hat. Der Vorteil, bei Konzerten auf bezahlte Musiker zu verzichten: Es mache "uns zufriedener als Orchester " und eröffne die Möglichkeit, in andere Dinge zu investieren, etwa in die Beschaffung von Instrumenten. Die Besetzung habe sich sehr gut entwickelt, auch wenn es natürlich eine Fluktuation gebe, nicht alle bei jedem Projekt mitspielen. Vom Alter übrigens sei das Orchester sehr gemischt - und: Es seien zwei Mitglieder dabei, die bereits die Anfänge miterlebt haben. Bei der ersten Probe kamen damals sechs Geigen, drei Bratschen, drei Celli , ein Kontrabass und ein Cembalo zusammen.

Da ist die Besetzung am Sonntag natürlich ein ganz anderes Kaliber. Und es geht ganz bewusst ums Miteinader: das Zusammenspiel von Chor und Orchester .

Das Konzert mit Carl Orffs Carmina Burana am Sonntag, 22. Mai, im Sportzentrum Erbach beginnt um 11 Uhr. Neben dem Homburger Sinfonieorchester ist ein Projektchor zu hören, geleitet wird dieser von Matthias Rajczyk. Im Chor mit dabei sind Sing 'n' Swing, der Chor der Musikschule Sulzbach-/Fischbachtal, Stimmgewand(t), der Kinderchor des saarländischen Staatstheaters sowie Einzelsängerinnen und -sänger aus der Region. Solisten sind Algirdas Drevinskas, Nelly Palmer und Stefan Röttig. Die Gesamtleitung liegt in den Händen von Jonathan Kaell.

Homburg. Zum 50. Geburtstag hat das Homburger Sinfonieorchester in diesem Jahr noch einiges vor. Nach dem Großprojekt Carmina Burana am kommenden Sonntag, 22. Mai, geht es bereits in wenigen Wochen weiter. Anfang Juli ist in Homburg ein Familienkonzert geplant, erläutert Jonathan Kaell, der Dirigent und künstlerische Leiter des Orchesters. Gespielt werde Musik aus der Ballettsuite Schwanensee von Peter Iljitsch Tschaikowsky. Die Idee "Kinder- und Familienkonzert" gibt es dabei schon länger: Im Orchester werde darüber seit drei Jahren diskutiert, so Kaell weiter. Der Knackpunkt: Es muss pädagogisch sehr gut gemacht sein. Es müsse jemand mit im Boot sein mit Erfahrung, der wisse, wo man Kinder abholen kann. Da habe es oft terminlich nicht gepasst. Zwei ganz unterschiedliche Punkte haben nun gerade im Geburtstagsjahr dazu beigetragen, dass es jetzt doch klappt mit dem Familienkonzert: Zum einen konnte die Musiktheaterpädagogin des saarländischen Staatstheaters, Johanna Schatke, für eine Zusammenarbeit bei dem Projekt gewonnen werden. Zum anderen fällt bekanntlich die Festa Italiana und damit auch das Open-Air-Konzert des Orchesters aus. Das habe die Umsetzung des Vorhabens beschleunigt, sagt Kaell. Normalerweise brauche man einen Vorlauf von mindestens einem Jahr, nun blieben wenige Monate. Übrigens: Zum Familienkonzert am 9. Juli im Homburger Saalbau, das mit "Schwanensee. Die Sage eines verzauberten Schwans" übertitelt ist, gibt es auch einen Malwettbewerb - Kinder können ihre Werke bis 10. Juni in die Brunnenapotheke in Homburg bringen oder schicken. Infos dazu gibt es auf der Internetseite www.hkso.de unter dem Punkt Konzerte.

Im Herbst steht dann wie üblich das große Sinfoniekonzert an mit, so der Plan, der vierten Sinfonie von Gustav Mahler , der Ballettsuite Schwanensee - die wurde quasi fürs Kinderkonzert vorgeprobt - und dem Zauberlehrling von Paul Dukas . "Das ist unser Geburtstagsgeschenk an uns selbst", betont Kaell. Es seien spannende Stücke für die Musiker, zum Teil nicht einfach, aber machbar. "Ich habe großes Vertrauen, dass wir das hinkriegen."

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 Markus Korselt war nach Ulrich Voss Dirigent des Orchesters. Unter seiner Leitung wurde 2009 das erste Klassik-Open-Air im Rahmen der Festa Italiana in Homburg gespielt. Foto: Thorsten Wolf

Markus Korselt war nach Ulrich Voss Dirigent des Orchesters. Unter seiner Leitung wurde 2009 das erste Klassik-Open-Air im Rahmen der Festa Italiana in Homburg gespielt. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf
 Ulrich Voss übernahm das Ensemble von Gründungsdirigent Helfried Steckel im Jahr 1982. Im Oktober 1986 wurde die erste große Sinfonie mit Bläsern aufgeführt. Foto: Simmet

Ulrich Voss übernahm das Ensemble von Gründungsdirigent Helfried Steckel im Jahr 1982. Im Oktober 1986 wurde die erste große Sinfonie mit Bläsern aufgeführt. Foto: Simmet

Foto: Simmet

Hintergrund Einen Rückblick auf die Geschichte des Homburger Sinfonieorchesters gibt es auf einer Doppel-CD samt umfangreichem Beiheft. Die Hörproben stammen aus Konzertmitschnitten der vergangenen Jahrzehnte. Hier beispielhaft ein paar markante Daten: Nach ersten Proben im Herbst 1965 gab es im Herbst 1966 das erste Konzert: die Bauernkantate von Johann Sebastian Bach . Im März 1976 wurde zum zehnten Geburtstag des Orchesters eine erste Schallplatte aufgenommen. 1979 wurde der Verein Homburger Kammerorchester gegründet. Im März 1982 tritt Ulrich Voss für den Gründungsdirigenten Helfried Steckel ans Pult. 1991 wird der Name in Homburger Kammersinfonieorchester geändert. Im Januar 2000 wird das erste Neujahrskonzert gespielt. 2005 wird ein Förderverein gegründet. Im Sommer 2008 wird Markus Korselt Dirigent des Orchesters, die ersten eigenen Bläser kommen zu den Streichern hinzu. Im Februar 2012 übernimmt dann Jonathan Kaell als Dirigent. 2013 wird der Name erneut geändert in Homburger Sinfonieorchester. Karten für das Konzert am Sonntag, 22. Mai, 11 Uhr, im Sportzentrum Erbach kosten 15 Euro, ermäßigt 8 Euro. Kinder bis 12 Jahre haben freien Eintritt, allerdings muss man auch für sie eine Karte reservieren. Erhältlich sind Tickets im Vorverkauf beim Kulturamt Homburg, in der Brunnenapotheke und bei Ticket Regional. Hilfreich im Internet: www.hkso.dewww.ticket-regional.de/homburg ust

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