Geballte Frauenkabarett-Power

St. Ingbert. Als Zugabe unter anderem den bekannten Klassiker des "Dachdecker Bach" und stehende Ovationen: Das war das Resultat nach über zwei Stunden Programm des Homburger Frauenkabaretts

St. Ingbert. Als Zugabe unter anderem den bekannten Klassiker des "Dachdecker Bach" und stehende Ovationen: Das war das Resultat nach über zwei Stunden Programm des Homburger Frauenkabaretts. Die fünf Frauen waren am Freitagabend mit ihrem aktuellen Programm "Im schönsten Krisengrunde" in der ausverkauften Stadthalle aufgetreten und hatten das Publikum - vorwiegend, aber eben nicht nur, weibliche Kabarettfans - schnell auf seiner Seite. Da spielte alleine schon der Titel des Programms mit Worten. Klar war, dass es sich nicht um das Volkslied des Dichters Wilhelm Glanzhorn handeln konnte. Dafür stand ja auch "Krisen"- statt "Wiesen"-Grunde im Motto. Und um die Krise ging es dann auch zunächst. "Wo Leben ist, ist auch Krise", stellten die Fünf gleich zu Beginn fest und entwickelten gleich entsprechende Bewältigungsstrategien. Nur Politik und Abwrackprämie oder gar Kirchenkrise? Nein, das wäre zu wenig. Da wird mit Worten gespielt, bis sich die Balken biegen. Etwa bei "Krisbrei", einem Wortspiel bis ins Extreme. Da wurde gleich klar: Das ist die Stärke der Homburger Gruppe schlechthin. Als an anderer Stelle überall ein "chen" angehängt wurde, wurden nicht nur unangenehme Realitäten verniedlicht, sondern auch die Schattenseiten von Politik und Finanzmarkt offenbart. Saarländischer Klamauk muss natürlich auch sein: Die Szene, als sich Gerda (Birgit Schöndorf) und Hedwig (Ursula Pfeiffer-Anslinger) auf dem Friedhof treffen und über aktuelles "Gerätsch" ablästern, könnte auf sich jedem saarländischen Gräberfeld abgespielt haben. Doch Tabus anzukratzen ist des Homburger Frauenkabaretts Maxime: So mancher Missbrauchs-Pater hätte auch Bischöfin Margot Käßmann vors Auto rennen können. Nein, nicht tot fahren. Aber ein paar Prellungen an der richtigen Stelle. Starker Tobak.FDP gehört OstermannDoch auch die Landespolitik bekam ihr Fett weg: Hartmut Ostermann gehören nicht nur Teile von anderen Parteien. Nee, ihm gehört gar die ganze FDP. Und das verstehen die Fünf nicht. Wenn man schon so viel Geld hat, kann man sich davon nicht was Vernünftiges kaufen? Das Leben ist bekanntlich kurz. Männer ohne Frauen halten sich nicht so lange, resümierte die Truppe an anderer Stelle. Und dann die Talkrunde "Fair, aber hart": Eine sozialkritische Satire - und gleichsam Persiflage auf Blasbergs TV-Sendung -, die mit Seitenhieben zu Hartz IV, Ernährung, Bildungsnotstand und vielem mehr nicht geizte. "Unterschicht ist einwandfrei, da geht's dir am Arsch vorbei", war genauso hart und wachrüttelnd wie "Und die Moral von der Geschicht`: Eh, Alter. Die gibt es nicht." Auch am volkstümlichen Schlager ließen die Frauen kein gutes Haar: Beim "Festival des Volksschlagers" versammelten sich gar Waldi Klieselhuber (Gisela Walter), Toni Kuhstall (Birgit Schöndorf) und Sahara Leander (Ursula Pfeiffer-Anslinger) im Stadl. Beim Wortspiel "Unsere Meinung zum Thema Zeit" offenbarte sich erneut die Stärke der Frauen: Für die Zukunft bitte noch viel mehr davon.

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