Landrat macht Schule Gefahren für das vereinte Europa

Homburg · Landrat Theophil Gallo sprach gestern vor Schülern des Gymnasiums Johanneum über die europäische Idee.

 Eindringlich und weit mehr als symbolisch unter der Europaflagge warb Landrat Theophil Gallo vor Schülerinnnen und Schülern des Johanneums für den europäischen Gedanken und verurteile diejenigen Personen, die aus seiner Sicht diese Idee verraten.

Eindringlich und weit mehr als symbolisch unter der Europaflagge warb Landrat Theophil Gallo vor Schülerinnnen und Schülern des Johanneums für den europäischen Gedanken und verurteile diejenigen Personen, die aus seiner Sicht diese Idee verraten.

Foto: Thorsten Wolf

Was ist die Europäische Union? Diese Frage kann man ganz formal und etwas vereinfacht mit „ein politischer und wirtschaftlicher Zusammenschluss der meisten europäischen Staaten“ beantworten. Man kann – und muss – die Antwort aber eigentlich weiter fassen. Und genau das macht Saarpfalz-Landrat Theophil Gallo mit seiner Veranstaltungreihe „Landrat macht Schule“. Seit einigen Wochen ist Gallo vor Ort an Schulen unterwegs und wirbt für Europa und den europäischen Gedanken, einen Gedanken, der für den Landrat vor allem für eines steht: jahrzehntelangen Frieden. Diese Botschaft brachte er am Donnerstagmorgen ans Homburger Gymnasium Johanneum und zu Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 11, 12 sowie der EU-Klasse. Was den Morgen dabei vor allem auszeichnete, war die Art und Weise, wie Gallo von der kommunalen Ebene des Saarpfalz-Kreises den Bogen schlug hin zum großen Europa und dabei vor allem klarmachte, dass es die Bürgergesellschaft, also Menschen selbst seien, die Europa ausmachten.

Oliver Schales, der Schulleiter des Johanneums, stimmte das Plenum zu Beginn der ungewöhnlichen Doppel-Schulstunde schon mal auf das ein, was da folgen sollte. Dass der Besuch von Gallo dabei gut in eine Zeit passe, in der sich das Johanneum noch stärker an Europa ausrichte, ließ Schales nicht unerwähnt. „Ich denke, es tut gut, sich auch als Schule zu positionieren.“ Nur wäre das Johanneum nicht das Johanneum, hätte es sich für den Euro-Morgen am Donnerstag nicht auch etwas Besonderes einfallen lassen. Und so gab es für das kleine „Frühstück“ nach dem Vortrag von Theophil Gallo echte „Johanneum-Berliner“ – mit einem feinen Clou. Oliver Schales mit einem Grinsen: „Wir haben zehn Brexit-Berliner vorbereitet, gefüllt mit bitterer, englischer Orangenmarmelade. Die anderen sind normal europäisch gefüllt.“

Damit lenkte Schales schon mal den Blick auf eines der Kernthema von Gallos Vormittag – den Zwist innerhalb der Staaten der EU hinsichtlich der Antwort auf die Frage, wie sich die Mitgliedstaaten selbst zu den Werten der EU stellen. Dass diese Werte für Frieden und Wohlstand in den Mitgliedsstaaten gesorgt haben, dass betonte Gallo mehrfach.

In seinen Schilderungen musste der Landrat aber auch ein Bild der aktuellen Lage zeichnen, das sich nicht nur durch eitel Sonnenschein auszeichnete. Denn: Staaten wie Italien, Ungarn und Polen stünden für eben die Mitglieder der Union, die zunehmend nationale Interessen über die der EU stellten und immer wieder die europäischen Rechtsnormen brächen – so Polen mit dem Versuch, unbequeme Verfassungsrichterinnen und -richter zwangzupensionieren. Auch stehe die EU „im Krieg“ mit Personen und Organisationen, die nicht weniger als Ziel hätten, die Union zu zerstören.

Stellvertretend nannte Gallo hier Steve Bannon, rechtsgerichteter Medienmacher und früherer Berater des US-Präsidenten Donald Trump. Den bezeichnete Gallo mit Bezug auf ein Zitat von Bannon selbst als „Rassisten“. Gegenwärtig sitze dieser Bannon in Brüssel und habe das Ziel, rechtsradikale und rechtspopulische Kräfte in Europa zu bündeln und zusammenzuführen. Damit rückte Gallo die anstehende Europawahl in den Fokus und verband dies auch mit dem klaren Appell, von diesem Wahlrecht verantwortungsvoll Gebrauch zu machen.

Ein weiteres Thema, das Landrat Gallo am Donnerstag spürbar umtrieb, war der Versuch rechtsradikaler Kräfte, Symbole der deutschen Demokratie-Bewegung und des Widerstands gegen die Nazi-Diktatur zu vereinnahmen und umzudeuten. Beispielhaft nannte er hier das das „Neue Hambacher Fest“ und das Tragen der „Weißen Rose“ (das Symbol der Widerstandsbewegung um Sophie und Hans Scholl, von den Nazis 1943 ermordet) von rechtspopulistischen Politkern bei einer Demonstration in Chemnitz.  Auf diesem Wege entleerten rechte Kräfte diese Symbole und vereinnahmten sie.

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