Mundartwettbewerb „Friejer musste ma de Rase selwa mähje“

Homburg/St. Wendel · Bei der Preisverleihung des sechsten „Saarlän- dischen Mundartpreises“ waren die Schüler des Saarpfalz-Gymnasiums die Jüngsten und außer- dem die einzigen Homburger. Relinde Niederländer aus Limbach war bei den Erwachsenen erfolgreich (1. Preis in der Kategorie Lyrik).

Es ist zurzeit in unsrer Welt „ganz viel annerschd“ als früher. Mit dieser Feststellung begann Susanne Wachs, die Mundartexpertin von SR 3 Saarlandwelle, ihre Moderation zur feierlichen Preisverleihung der sechsten Auflage des „Saarländischen Mundartpreises“ in der Aula des Gymnasiums Wendalinum in St. Wendel. Motto des diesjährigen Wettbewerbs war der Begriff „annerschd“, der gut zu unserer schnelllebigen Zeit passt und aus dem täglichen Sprachgebrauch nicht mehr wegzudenken ist. Mundart ist „annerschd“ als Hochdeutsch, und in Sachsen spricht man „annerschd“ als im Saarland. Man muss sich im heutigen Leben ständig an Neues gewöhnen. Durch den Einsatz von Computern ist vieles „annerschd“. Es gibt gleichgeschlechtliche Ehen, die sind „annerschd“, und durch den Zustrom von Flüchtlingen, die „annerschdwo“ zu Hause waren und „annerschd“ lebten, wird bei uns auch so manches „annerschd“.

Seit 2007 schreiben SR 3 Saarlandwelle, die Stadt Völklingen und der Landkreis St. Wendel alle zwei Jahre den Mundartpreis in den Kategorien Lyrik, Prosa und Kurztext aus. Unterstützt wird der Preis, der sich an Erwachsene und Schüler(innen) richtet, von der Sparkassen-Finanzgruppe und vom saarländischen Bildungsministerium.

Die Jugendlichen wurden animiert, nicht nur Textbeiträge einzureichen, sondern auch Cartoons mit einem „coolen Spruch“ in den Sprechblasen.

Thomas Kleist, der Intendant des Saarländischen Rundfunks, freute sich über die gute Resonanz des Wettbewerbs und stellte klar, dass das Saarland, seine Mundart und der Saarländische Rundfunk untrennbar zusammengehören. Udo Recktenwald, Landrat von St. Wendel, betonte als Gastgeber, dass Mundart ein Gefühl von Heimat vermittele, authentisch sei und Nähe schaffe. „Mit Mundart können wir der Globalisierung die Stirn bieten“, meinte er und gab als sein Lieblingswort „Geheischnis“ an. Das sei nicht mit einem gleichwertigen Begriff ins Hochdeutsche zu übersetzen, denn es bedeute sowohl Geborgenheit, „sich sauwohl fühlen“ als auch ein Liebesverhältnis haben.

Die SR 3-Moderatoren Susanne Wachs und Michael Friemel führten durch das unterhaltsame Abendprogramm, Joachim Weyand strapazierte mit seinem Auftritt als „de Scherer Erwin“ die Lachmuskeln des Publikums und sorgte ebenso wie die Mundartsängerin Petra Williams und die Gruppe „die Mizzies“ für viel gute Laune. Bei dem Wettbewerb waren 246 Beiträge von insgesamt 180 Teilnehmern eingereicht worden - darunter 67 von Schülern. Insgesamt 19 Preise wurden vergeben, davon zehn für die Jugendlichen. Die einzigen Homburger Preisträger stammen aus dem Saarpfalz-Gymnasium, das zum sechsten Mal in Folge zu den Besten gehörte. Überraschend war, dass gerade die jüngsten Teilnehmer zu den erfolgreichsten gehörten. Sarah Fell, Paula Hess und Jakob Kruthoff aus der Klasse 5d setzten sich mit pfiffigen Gedichten und Cartoons durch und erlangten vier Preise, denn Sarah wurde in beiden Kategorien ausgezeichnet. Eine kleine „Fangruppe“, bestehend aus Mitschülern, Verwandten und Bekannten, begleitete die drei Preisträger zu der Abendveranstaltung ebenso wie ihr Deutschlehrer Eberhard Jung, der ganz besonders stolz auf seine Schützlinge ist.

Jörg Sämann, der Repräsentant des Bildungsministeriums, hob bei der Preisvergabe hervor: „Die Texte der Schüler stehen denen der Erwachsenen um nichts nach.“

Susanne Wachs lobte außerdem das hohe Engagement der Betreuungslehrer.

Sarah und Jakob trugen ihre Gedichte vor laufender Fernsehkamera ganz souverän vor, sorgten für Lacheffekte und wurden mit ihrer gewitzten Art auf Anhieb zu Publikumslieblingen, die viel Beifall einheimsten.

Sarahs Cartoon über ein molliges Fitness-Nashorn, das mit einem athletischen Einhorn konkurrieren möchte, ist ebenso einfallsreich wie das Bild von Paula Hess, das einen Dialog zwischen einem Frosch und einer Kaulquappe darstellt. Auf die Bemerkung des Frosches, „Du bischt awwer e drollischer Mollekopp!“, erwidert dieser: „Ball bin ich aah annerschd.“

Den Schülern machte es viel Spaß, auch die Beiträge der Erwachsenen mitzuerleben. Besonders imponierte ihnen Relinde Niederländer aus Limbach, die mit ihrem Gedicht „Wohin?“ über Flüchtlingsschicksale und die uralte Tugend der Menschlichkeit den ersten Preis in der Kategorie Lyrik erreichte. 

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