Übergabe von Material hat Beigeschmack Freude und Ärger über Schutzmasken

Homburg/Kirkel · Saarpfalz-Kreis-Landrat Theophil Gallo hat der Gemeinde Kirkel und dem dortigen ASB-Seniorenzentrum Schutzausrüstung übergeben. Die Freude war groß. Noch wenige Tage zuvor allerdings war der Frust groß: Eben weil der Kreis laut ASB-Landesgeschäftsführer keine Schutzausrüstung beibrachte, gleichzeitig aber Hygienemaßnahmen anmahnte.

 Bei der Übergabe der Schutzmaterialien (v. l.): Guido Jost, Bürgermeister Frank John, Kerstin Schmidt und Landrat Theophil Gallo.

Bei der Übergabe der Schutzmaterialien (v. l.): Guido Jost, Bürgermeister Frank John, Kerstin Schmidt und Landrat Theophil Gallo.

Foto: Sandra Brettar

Medizinische Schutzausrüstung ist in der Corona-Krise derzeit rar, gerade auch bei den Pflegeeinrichtungen. Landrat Theophil Gallo (SPD) hat vergangene Woche am ASB-Seniorenzentrum Kirkel-Limbach eine erste Lieferung an solchen Materialien übergeben, wie der Kreis in einer Pressemitteilung berichtet. Zuvor habe man sowohl bei den Kommunen als auch bei Pflegeeinrichtungen den Bedarf abgefragt. Kirkels Bürgermeister Frank John (SPD) habe sich über 100 Schutzmasken sowie 200 Handschuhe für die Mitarbeiter der Gemeinde Kirkel gefreut. Auch der Landesvorsitzende des ASB, Guido Jost, habe sich sehr über die ersten 600 Schutzmasken gefreut und sich bei dem Landrat für die dringend notwendige Unterstützung bedankt.

„Bekanntermaßen gestaltet sich die Belieferung mit Schutzmaterialien aufgrund der weltweit gigantischen Nachfrage sehr schwierig. Das führt zu einer äußerst problematischen Situation, da gerade das Pflegepersonal, das sich um die so genannten vulnerablen Menschengruppen (z. B. ältere Menschen) kümmert, in besonderem Maße auf eine schützende Ausstattung angewiesen ist“, teilt der Kreis weiter mit. Umso mehr habe es den Landrat gefreut, dass die Bemühungen des Kreises, Schutzmaterialien zu beschaffen, nun Erfolg gehabt hätten und eine erste Lieferung dem ASB-Seniorenzentrum Kirkel-Limbach sowie der Gemeinde Kirkel überreicht werden konnte.

Gallo: „Ich gehe davon aus, dass sich fortan die Liefersituation verbessern wird, so dass wir den dramatischen Engpass bald überwunden haben werden. Ich bedanke mich an dieser Stelle bei allen in der Pflege tätigen Menschen für ihr herausragendes Engagement im Interesse der besonders schutzwürdigen älteren Menschen.“

Ihren Dank richtete Pflegedienstleiterin Kerstin Schmidt nicht nur an den Kreis, sondern auch an die Bevölkerung, die das ASB Seniorenzentrum bislang mit selbstgenähten Masken, aber auch mit vielerlei anderen Hilfsangeboten unterstützt habe.

Ehe derlei Freude und Entspannung demonstriert wurden, waren aber auch Emotionen hochgekocht. Gallo hatte da einen besonderen Fokus auf die Einhaltung der Hygienemaßnahmen in den hiesigen Pflegeeinrichtungen angekündigt. Mit einem vom ihm veranlassten Rundschreiben an alle in seinem Beritt ansässigen Einrichtungen und Dienste hatte der Saarpfalz-Kreis am Donnerstag, 2. April, noch einmal explizit auf die Einhaltung der in der Landesverordnung getroffenen Regelungen sowie der ausgesprochenen Hygieneempfehlungen hingewiesen. Das Gesundheitsamt werde die Einhaltung der Vorgaben in der nächsten Zeit verstärkt kontrollieren. Seit Tagen gibt es Diskussionen etwa um die Zustände in den Mediclin-Bliestal-Kliniken in Blieskastel, in denen mehrere Corona-Fälle aufgetreten waren. Der Kreis hatte sie zum 30. März per Verfügung geschlossen.

Im Zusammenhang mit dem SZ-Artikel über besagte Ankündigung verstärkter Kontrollen vom 4. April postete ASB-Landesgeschäftsführer Bernhard Roth bei Facebook eine längere Nachricht mit dem Titel „Pflege in Verdacht? ASB Pflegeheime fühlen sich von Landrat im Stich gelassen!“. Darin schreibt er: „Am Freitag erhielten die ASB Pflegeeinrichtungen und der ASB Pflegedienst Saar ein Schreiben der Kreisverwaltung des Saarpfalzkreises, unterzeichnet von Herrn Landrat Gallo, in dem er auf die strikte Einhaltung der Hygienevorschriften hinweist und darüber hinaus scharfe Kontrollen des Gesundheitsamtes ankündigt.“ Weiter monierte Roth das späte „Aufwachen“ der Verwaltung, nachdem die ASB-Pflegekräfte schon drei Wochen lang täglich um den Schutz der Bewohner in den Einrichtungen kämpfe, alle Türen längst verschlossen und Besuch nur zur Sterbebegleitung zugelassen habe. Auch die in seinen Augen mangelhafte Unterstützung des Gesundheitsamts hinsichtlich der Beschaffung von Schutzmasken griff er auf, ebenso das fehlende Dank von Landrat und Verwaltung an die ASB-Pflegekräfte. Die Kontrolleure des Gesundheitsamtes könnten gerne zur Kontrolle kommen.

Auf den Post per E-Mail angesprochen, antwortet nicht Roth selbst, sondern PR-Mann Hubert Immesberger, der den ASB Saarland in Sachen Öffentlichkeitsarbeit unterstütze. Er betont: „Der Facebook-Post des Geschäftsführers des ASB-Saarland Bernhard Roth vom vergangenen Sonntag richtete sich nicht gegen regionale Behörden, sondern war eine starke Botschaft für die eigenen Kolleginnen und Kollegen des ASB.“ Roth habe in seinem Beitrag berichtet, „dass es einen ‚Krankenstand null‘ beim ASB gibt und von dem vorbildlichen Engagement des gesamten Personals, wenn es darum geht, die Hygienevorschriften einzuhalten und den Kontakt zu den Angehörigen der Pflegebedürftigen zu ermöglichen. Und zwar von Beginn der Corona-Krise an.“ Roth stelle sich vor seine Mitarbeiter, um dem Vorwurf zu entgehen, sie würden ihrer Verantwortung nicht gerecht werden. Sie machten einen vorbildlichen Job, die Aufsichtsbehörden können sich jederzeit davon überzeugen.

Dass das Thema eine gewisse Brisanz habe, zeige die Tatsache, dass Roth nach nur einer Stunde 2500 Likes hatte. Bei 40 000 im Laufe habe der Geschäftsführer den Vorgang vom Netz genommen. Weil es in der aktuellen Situation nicht darum gehe, Vorwürfe zu erheben oder Stimmung zu machen, sondern nur darum, den betreuten Mitbürgern die beste Behandlung zu Gute kommen zu lassen. Und das hoch motivierte ASB-Personal nicht unnötig zu verunsichern.

Und was die angekündigte Kontrolle der Hygienemaßnahmen in den Pflegeeinrichtungen des Kreises durch das Gesundheitsamt angeht, dies sei laut Kreispressestelle „ein fortlaufender Arbeitsprozess, dem die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes nachkommen“. „Sollten Pflegeeinrichtungen von den zu befolgenden Schutzmaßnahmen abweichen, werden sie umgehend mündlich und in einem nachfolgenden Bericht auch schriftlich hingewiesen“, schreibt die Kreispressestelle. In einem zeitlich versetzten Abstand sei dies wiederum Gegenstand einer Überprüfung. Das Gesundheitsamt decke daher auch keine Verstöße auf, die Gegenstand öffentlicher Diskussionen sein werden.

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