Tierischer Fund an der Blies Galt im Saarland als ausgestorben: Der Fischotter ist zurück

Homburg · In der Mastau zwischen Beeden und Schwarzenbach hat ein Homburger Naturfreund mit seiner Kamera zufällig einen Fischotter gefilmt. Die Sichtung ist unter Tierfreunden eine Sensation – das Tier findet sich eigentlich nur in mittel- und ostdeutschen Wasserlandschaften. Wo könnte das Tier herkommen?

Der Eurasische Fischotter gehört zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten Mitteleuropas. Nun lebt einer davon an der Blies. Die Deutsche Wildtier Stiftung hatte den Fischotter zum Tier des Jahres 2021 erklärt. Foto: Bernd Wüstneck/dpa-

Der Eurasische Fischotter gehört zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten Mitteleuropas. Nun lebt einer davon an der Blies. Die Deutsche Wildtier Stiftung hatte den Fischotter zum Tier des Jahres 2021 erklärt. Foto: Bernd Wüstneck/dpa-

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Eigentlich wollte Naturfreund Hardy Welker nur mal nach dem Biber an der Blies schauen. „Dem Biber ist beim Hochwasser vor einigen Wochen ein Baumstamm in den Bau reingerauscht und hat alles zerstört. Für die Biberfamilie ein harter Schlag. Ich wollte nur wissen, ob die Biberfamilie noch in der Gegend ist oder ob sie nach diesem Unglück das Weite gesucht hat.“ Mit der Gegend gemeint ist die Mastau, eine zwischen Beeden und Schwarzenbach gelegene Auenlandschaft.

Fischotter an der Blies: Durch Zufall entdeckt

Welker beobachtet die Natur regelmäßig mithilfe einer Wildkamera, die auch nachts sehr gute Bilder macht. Und als er den vermeintlichen Biberfilm auswertete, glaubte er nicht, was ihm da vor die Kamera gelaufen war: „Da war kein Biber, sondern ein Fischotter. Das gibt’s doch nicht, dachte ich. Der Fischotter ist in Südwestdeutschland so gut wie ausgestorben, man findet ihn nur noch in den mittel- und ostdeutschen Wasserlandschaften, aber doch nicht an der Blies.“

Hardy Welker, der auch beim Nabu aktiv ist, erkundigte sich bei Fachleuten, „ich mache Tierbeobachtungen nur als Hobby, also wollte ich doch mal von einem richtigen Experten wissen, ob das möglich ist, dass sich hier ein Fischotter angesiedelt hat.“ Nun, Welkers Nachtaufnahmen waren eindeutig: Es war einer. Und, dem Schnee vor 14 Tagen sei Dank, es ließen sich dort auch einwandfrei Fußspuren des Fischotters nachweisen. Wo das Tier herkommt, ist noch die große Frage, „Fischotter sind schnell und sportlich, die können in einer Nacht bis zu 40 Kilometer zurücklegen“, berichtet Welker, „aber selbst wenn man das hochrechnet, ergibt sich kein Fischotter-Gebiet im weiten Umkreis, das passen würde“.

Fischotterspur im Schnee.

Fischotterspur im Schnee.

Foto: Hardy Welker

Die nächste nachgewiesene Population wäre im Weser-Ems-Gebiet und an der holländischen Grenze. „Es gibt aber noch die Möglichkeit, dass der Fischotter aus einem Wildgehege ausgebrochen ist, vermutet der Experte, den ich gefragt habe“, so Welker, „es sind wohl Fischotter bei Freisen aus einem Gehege ausgebrochen. Vielleicht ist das einer davon“. Der Fischotter wohnt nicht in der Mastau, „ich nehme an, es ist sein südlichstes Gebiet, in das er vordringt, er ist mit Sicherheit mehr Blies-aufwärts angesiedelt, wo das Wasser noch nicht so vom Erbach verdreckt ist, da geht der Fischotter nicht rein“.

Auch der Biber ist an der Mastau unterwegs

Der Fischotter sei als Fotomotiv quasi ein „Beifang“ gewesen, scherzt Welker, „mir geht es meist um die Beobachtung der Schwarzstörche und der Biber“. Auch die berühmten Wildkatzenspuren in der Mastau hat er entdeckt, die als Hauptargument gegen den Bau der Umgehungsstraße B 423 neu angeführt wurden. Und was ist nun mit dem Biber? Hardy Welker ist erleichtert: „Ich entdeckte kürzlich erst beim Wandern frische Bissspuren im Unterholz an der Mastau, da wusste ich, dass der Biber sich nicht hat vertreiben lassen, er sammelt gerade Holz für eine neue Biberburg.“

Auch die Jungtiere hat Welker mit der Kamera schon entdeckt: „Sie helfen beim Sammeln von Zweigen eifrig mit und lernen so von den Alten, wie man einen richtigen Bau anlegt.“ Wo der sein wird, weiß Welker noch nicht, „aber ich vermute mal nicht allzu weit entfernt vom alten Platz und wieder an der Blies“. Dass er den seltenen Fischotter entdeckt hat, ist nun unter Naturfreunden im Saarland ein großes Ding, auch einen Film darüber hat Welker ins Internet gestellt.

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