Fachkräfte-Nachwuchs hausgemacht
Einöd · Seit 2008 bildet die Firma Yargici Verkäuferinnen aus. Jetzt kommen drei weitere Lehrberufe dazu, insgesamt fünf Azubis sind es ab September. Hilfe bekommt die Firma von der Industrie- und Handelskammer des Saarlands. Die will kleine und mittlere Unternehmen dazu ermutigen, ihre Fachkräfte selbst auszubilden.
Die Firma Yargici aus Gersweiler ist auf Expansionskurs. Aus einem kleinen Feinkostladen in Saarlouis ist in den vergangenen 14 Jahren ein Unternehmen mit 50 Mitarbeitern geworden, mit Läden in mehreren Globus-Filialen im Saarland, unter anderem in Einöd, und Baden-Württemberg, einem Bistro im Saarpark-Center und bald einem weiteren an der Berliner Promenade in der Landeshauptstadt. Und sie beliefern mittlerweile auch Restaurants und Supermärkte im Saarland und Rheinland-Pfalz mit ihren Antipasti.
Mit dem Wachstum ihres Unternehmens beschlossen die Eheleute Musa und Sema Yargici 2008, talentierte Mitarbeiter zu Verkäufern auszubilden. Denn gute Fachkräfte sind rar auf dem Arbeitsmarkt. "Ich wollte guten Leuten eine Perspektive in unserem Unternehmen geben, sie bei uns groß ziehen", sagt Musa Yargici, der mit seiner Frau in Dudweiler lebt.
Weil auch immer mehr Supermärkte und Restaurants als Kunden dazu kamen, konzentrierten die Yargicis die Produktion ihrer Antipasti vor drei Jahren in Gersweiler, dem jetzigen Hauptsitz der Firma. Dort kommen nun weitere Ausbildungsberufe dazu: eine Fachkraft für Lebensmitteltechnik, eine Kauffrau für Büromanagement, ein Kaufmann für Groß- und Außenhandel und eventuell bald in Saarbrücken eine Fachkraft für Systemgastronomie.
So wie die Firma Yargici aus Gersweiler halten es immer mehr kleinere und mittlere Unternehmen, meint Joachim Rauber von der Industrie- und Handelskammer (IHK), der die Firma Yargici von Anfang an begleitet. "Seit einigen Jahren gibt es den Trend, das einige große Unternehmen nicht mehr in dem Umfang ausbilden wie früher. Kleinere und mittlere Unternehmen rücken nach", erläutert Rauber. Einen Anteil daran habe auch die Ausbildungskampagne der IHK. Rauber: "Wir sprechen kleinere und mittlere Unternehmen gezielt an und machen ihnen Mut, ihre Fachkräfte selbst auszubilden."
Bei kleineren Unternehmen ohne eigene Personalabteilung wie der Firma Yargici bestehe der höchste Beratungsbedarf. Bei den Yargicis ging es unter anderem darum, welche Ausbildungsberufe das Unternehmen am Hauptsitz in Gersweiler anbieten kann. Und jede Ausbildung muss gut vorbereitet werden. Unter anderem erstellt das Unternehmen in Abstimmung mit der IHK und dem Azubi einen Ausbildungsplan, der von der IHK genehmigt werden muss. Dabei gibt es für die Auszubildenden klare Vorteile, sagt Rauber: "In kleineren und mittleren Unternehmen lernen die Azubis schnell, wie es im Unternehmen läuft. Sie sind bald vollwertige Mitarbeiter, oft mit guten Übernahmechancen, denn die Unternehmen bilden nach Bedarf aus."
Azubi für Lebensmitteltechnik
Wie die Yargicis. Aktuell suchen sie einen Azubi für Lebensmitteltechnik. "Ich habe mir die Kenntnisse über die Jahre mit Hilfe von Fachleuten aus der Branche selber beigebracht", sagt Musa Yargici. So musste er etwa für jedes Produkt, das er auf den Markt gebracht hat, eine Produktspezifikation erarbeiten mit sämtlichen Inhaltsstoffen, exakter Lieferkette und allen Produktinformationen. Lebensmitteltechniker arbeiten auch an Rezepturen, um etwa das Mindesthaltbarkeitsdatum festzulegen.
Bisher hat Musa Yargici keinen Azubi für den Beruf gefunden. Nicht ungewöhnlich findet Rauber. "Solche Nischenberufe sind bei jungen Leuten einfach nicht bekannt". Nur vier bis fünf Lebensmitteltechniker werden pro Jahr im Saarland ausgebildet. Dabei hat der Beruf eine gute Zukunft, auch weil sich Hygienestandards verschärfen. Musa Yargici: "Ich brauche jemand, der langfristig diese Arbeit übernimmt und mich entlastet." Denn sein Unternehmen soll weiter wachsen.
