Erleichterung und Entlastung

Homburg. An einen Besuch beim Friseur ist nicht zu denken. Der Arzttermin, aufgeschoben, ein ums andere Mal. Freizeit? Fehlanzeige. Wer einen Demenzkranken zu Hause pflegt, stellt dessen Wohlergehen in den Mittelpunkt. Die Kranken brauchen Nähe, und sie benötigen nahezu rund um die Uhr Aufmerksamkeit. Um diese schenken zu können, opfern sich die Pflegenden oft regelrecht auf

 Partner von Demenzkranken werden durch den EfA-Dienst unterstützt und je nach Bedarf im alltäglichen Ablauf entlastet. Foto:dpa

Partner von Demenzkranken werden durch den EfA-Dienst unterstützt und je nach Bedarf im alltäglichen Ablauf entlastet. Foto:dpa

Homburg. An einen Besuch beim Friseur ist nicht zu denken. Der Arzttermin, aufgeschoben, ein ums andere Mal. Freizeit? Fehlanzeige. Wer einen Demenzkranken zu Hause pflegt, stellt dessen Wohlergehen in den Mittelpunkt. Die Kranken brauchen Nähe, und sie benötigen nahezu rund um die Uhr Aufmerksamkeit. Um diese schenken zu können, opfern sich die Pflegenden oft regelrecht auf. Meist sind es die Ehepartner. Sie stellen eigene Bedürfnisse hinten an, gehen an Grenzen der Belastbarkeit - und oft darüber hinaus. Der Malteser Hilfsdienst Homburg möchte Verwandte von Demenzkranken bei ihrer Arbeit unterstützen. Sie bieten neu den Entlastungsdienst für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz an, kurz EfA genannt. Geschulte Helfer kommen stundenweise in eine Familie und betreuen den Erkrankten: Sie spielen mit ihnen, singen, lesen vor - oder schenken einfach nur Zeit. "Die Angehörigen können währenddessen Pause machen", sagt Monika Heinz. Ein paar freie Stunden - Zeit, um sich etwas Gutes zu tun oder lang Aufgeschobenes zu erledigen. Monika Heinz ist Ansprechpartnerin für den Entlastungsdienst in Homburg. Angehörige können sich bei ihr melden. Es folgt ein Kennenlern-Gespräch mit der Familie, in dem beispielsweise besprochen wird, wie sich der Erkrankte gern beschäftigt. So soll eine passende Helferin oder ein passender Helfer gefunden werden. Wann, wie oft und wie lange ein Helfer im Einsatz ist, sprechen die Angehörigen mit Standortkoordinatorin und Helfer ab. "Wir stehen auf Abruf bereit", so Monika Heinz. Neben der stundenweisen Betreuung zu Hause besteht außerdem ab dem 16. April die Möglichkeit, dementiell erkrankte Angehörige in 14-tägigen Abständen für jeweils 3 Stunden im Café Malta, einer Betreuungsgruppe für Menschen mit Demenz, betreuen zu lassen. Im Café Malta finden neben Betreuung individuelle Angebote statt, um bei den Patienten gezielt vorhandene Fähigkeiten und Talente anzuregen. Das gemeinsame Tun vermittelt zusätzliche Energie und Lebensfreude. "Besonders stolz sind wir darauf, dass wir Astrid Gercke-Müller, Ehefrau unseres saarländischen Ministerpräsidenten und Schirmherrin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft im Saarland, als Schirmherrin für unser Café Malta gewinnen konnten", sagt Gerhard Maurer, Stadtbeauftragter der Malteser in Homburg. "Es ist gut, eine starke Partnerin an der Seite zu haben, der das Thema Demenz am Herzen liegt", so Maurer. Die Kosten für die Demenzbegleitung im EfA und Café Malta übernehmen in der Regel die Pflegekassen. Pflegenden Angehörigen steht ein Jahresbudget für Entlastungsdienste zu, die Höhe hängt vom Grad der Demenzerkrankung ab. Dieses Jahresbudget ist unabhängig von einer Pflegestufe, das bedeutet, Menschen, die bisher in keiner Pflegestufe eingestuft sind, haben erstmals Anspruch auf so genannte "zusätzliche Betreuungsleistungen". Diejenigen, die bereits in einer Pflegestufe eingestuft sind, erhalten diese Leistungen zusätzlich. Die Malteser helfen bei den Anträgen an die Kassen - und übernehmen auf Wunsch die Kostenabwicklung. red

Hintergrund13 Schulungsteilnehmer haben gerade ihren Abschluss zum Demenzbegleiter mit Erfolg bestanden, teilen die Malteser Homburg mit. Für den Entlastungsdienst für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz und das Café Malta stehen in Homburg nun neun Helfer bereit, die in einer 30-stündigen Schulung auf die Arbeit vorbereitet wurden. Die Qualifizierung erfolgte über das Modul "Demenzkranke verstehen und begleiten", das zu der sozialpflegerischen Ausbildung der Malteser gehört. Sie unterliegt bundeseinheitlichen Qualitätsstandards. Hier wird unter anderem Grundlagenwissen zum Umgang mit demenzerkrankten Menschen auf der Grundlage einer speziellen Haltung und Gesprächsführungstechnik (Validation) vermittelt. Informationen, Unterstützung bei der Antragstellung für zusätzliche Betreuungsleistungen nach § 45 b SGB XI und Anmeldung zum Café Malta/EfA bei Standortkoordinatorin "Hilfen für Pflegende" Monika Heinz, Telefon (01 76) 96 47 67 49 oder unter Monika.Heinz@malteser.org red

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