Erdbeben beendet meditative Stille

Einöd · Pünktlich um 21 Uhr gingen die Lichter aus: Zum 19. Mal baten Kammermusiktreff und protestantische Kirchengemeinde Einöd zum etwas anderen Karfreitagskonzert. 50 Besucher ließen es sich nicht entgehen.

 Mit einem meditativen Konzert begingen etwa 50 Zuhörer einen der höchsten christlichen Feiertage. In der Apostelkirche in Einöd fand das Karfreitagskonzert „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ statt. Mit dabei: vier Musiker des Homburger Sinfonieorchesters. Foto: Nadine Lang

Mit einem meditativen Konzert begingen etwa 50 Zuhörer einen der höchsten christlichen Feiertage. In der Apostelkirche in Einöd fand das Karfreitagskonzert „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ statt. Mit dabei: vier Musiker des Homburger Sinfonieorchesters. Foto: Nadine Lang

Foto: Nadine Lang

Ganz still war es am Freitagabend in der Apostelkirche in Einöd . Pünktlich um 21 Uhr gingen die Lichter aus. Einzig die Kerzen und vier Lampen, die die Notenblätter beleuchteten, waren zu sehen, während etwa 50 Besucher in aller Ruhe auf sich wirken ließen, was in der nächsten Stunde geschah. Diese waren der Einladung des Kammermusiktreffs Einöd und der protestantischen Kirchengemeinde Einöd gefolgt.

Bereits zum 19. Mal luden die zum Meditationskonzert "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze", komponiert von Joseph Haydn im Jahre 1785 (1787 für Streichquartett) ein. Das Konzert zielte ganz auf die bewusste Wahrnehmung der Stille und der Musik und wurde angelehnt an die erste Aufführung im Dom von Cadiz in Spanien. Auch dort wurde das Konzert in der abgedunkelten Kirche vorgetragen, wobei das gesprochene Wort jeder Sonate vorangestellt wurde. Darum war Applaus auch ausdrücklich nicht erwünscht.

So kam das Meditationskonzert auch ohne eine Begrüßung aus und startete wortlos nach Eintritt des musikalischen Quartetts. Das bestand aus dem Konzertmeister des Homburger Sinfonieorchesters, Vsevolod Starko (erste Geige ), Nadine Kiefer (zweite Geige ), Gregor Berg (Violoncello) und Horst Riller (Viola), allesamt Mitglieder des Homburger Sinfonieorchesters. Pfarrerin Heide Salm schwärmte vor Beginn des Konzertes flüsternd: "Jedes Jahr ist es ein Erlebnis, jedes Mal berührt es". Seit neun Jahren spricht sie zwischen den Musikstücken und nach einem Moment andächtiger Stille die sieben letzten Wort Jesu. Und obwohl es jedes Mal das Gleiche ist, sei es doch immer wieder anders, erzählte sie. Die sieben Sonaten dieser Karfreitagsmusik von 1785 mit ihrer Introduktion, gehören wohl zu den eindringlichsten und schönsten langsamen Sätze der klassischen Musik. Erst das abschließende Terremoto (Erdbeben ) schreckte die Zuhörer in urhaydenscher Manier nach über einer Stunde aus der meditativen Stimmung. Das machte Eindruck. So auch bei Britta Schuba. Sie hatte von dem Konzert aus der Zeitung erfahren und besuchte es zum ersten Mal. "Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt", resümierte sie am Ende des Konzertes. Das Konzert habe ihre Vorstellungen des Karfreitages unterstrichen.

Der Eintritt war für die Besucher übrigens kostenlos. Nur um eine freiwillige Spende wurde gebeten. Mit diesen wurden die Konzertkosten beglichen. Der verbleibende Erlös geht dem guten Zweck - dem Förderverein Apostelkirche zum Erhalt der Kirche - zu.

Joseph Haydn war ein brillanter und einfallsreicher Komponist der angehenden Klassik. Er etablierte mit seinen über 100 Streichquartetten diese Gattung der Kammermusik. Die "Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz" besteht aus sieben Sonaten mit einer Einleitung und einem Erdbeben am Ende. Es entstand im Auftrag der spanischen Stadt Cádiz, für deren aufwendige Karfreitagszeremonie.

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