Entlang der Straße der Demokratie

Homburg

 Endstation Freiheitsbrunnen: Bei dem Projekt "Straße der Demokratie" ließ sich die Besuchergruppe aus Sinsheim über Siebenpfeiffer und Wirth in Homburg informieren. Künftig werden regelmäßig Führungen zu diesem Thema angeboten. Foto: Siebenpfeiffer-Stiftung

Endstation Freiheitsbrunnen: Bei dem Projekt "Straße der Demokratie" ließ sich die Besuchergruppe aus Sinsheim über Siebenpfeiffer und Wirth in Homburg informieren. Künftig werden regelmäßig Führungen zu diesem Thema angeboten. Foto: Siebenpfeiffer-Stiftung

Homburg. Wo Siebenpfeiffer Klavier spielte und Wirth zu Mittag aß, wo der protestantische Pfarrer Weber seinen Wein lagerte und der Journalist Fein um die Tochter seiner Vermieterin freite - Anekdoten wie diese gehörten mit zu dem Rundgang durch Homburg, der eigentlich jenen Schauplätzen galt, an denen im Vorfeld des Hambacher Festes in den Jahren 1830 bis 1832 ein Stück Geschichte geschrieben wurde. Seit zwei Jahren ist Homburg, zusammen mit Zweibrücken, unter der Regie der Siebenpfeiffer-Stiftung eine von zwölf Stationen entlang der "Straße der Demokratie".Und nachdem kürzlich die überregionale Bewerbung dieser Themenroute im Südwesten Deutschlands angelaufen ist, war nun die erste Besuchergruppe in der Stadt unterwegs. Der Verein "Freunde der Sinsheimer Geschichte" hatte sich mit etwa 40 Interessierten auf den Weg gemacht, um sich auf den Spuren der Demokratiegeschichte in Homburg umzusehen.

Auf dem Schlossberg wurde die Gruppe von Martin Baus von der Siebenpfeiffer-Stiftung empfangen. Bei schönem Ausblick auf die Umgebung gab er einen kurzen Überblick über die Geschichte von Stadt und Region. Sodann ging es dann die Treppen hinunter durch die verwinkelten Altstadtgassen zum Siebenpfeifferhaus. In dessen ruhigem Innenhof skizzierte Baus die Biografie des ersten Homburger "Landcommissärs": "Als Landrat bemühte sich Philipp Jakob Siebenpfeiffer beispielsweise um die Verbesserung des Schulwesens. In fast allen der 79 Gemeinden, für die er von Homburg aus zuständig war, wurden in seiner Amtszeit Schulen neu gebaut oder modernisiert."

Nachdem der bayrische König Ludwig I. seinen Reformvorschlägen aber keinerlei Gehör schenkte, "platzte Siebenpfeiffer 1830 der Kragen - er wurde zum oppositionellen Journalisten". Auch das Schicksal des barocken Gebäudes, in dem das "Landcommissariat" ursprünglich untergebracht war, wurde diskutiert. Trotz massiver Proteste, bei denen sich sogar Theodor Heuss eingeschaltet hatte, konnte der Abriss des historisch so bedeutsamen Domizils nicht verhindert werden - 1964 rückten die Bagger an. Im Foyer des heutigen Verwaltungsgebäudes der protestantischen Kirche bestaunten die Besucher aus Sinsheim dann jene Druckerpresse, auf der Johann Georg August Wirth 1832 seine "Deutsche Tribüne" herstellte. "Dass Wirth nach Homburg kam, um diese Zeitung herauszugeben, war dem Engagement Siebenpfeiffers zu verdanken. Er brachte ihn dazu, von München in die damalige Westpfalz überzusiedeln. Als Wirth kam, zog Siebenpfeiffer freilich fort", erläuterte Baus die sich überschlagenden Ereignisse zum Jahreswechsel 1831/32.

Das ehemalige Gasthaus Cappel (in dem sich heute die Redaktion der Saarbrücker Zeitung befindet) war der nächste Haltepunkt. In dieser Wirtschaft wurde das Festbankett für Wirth gefeiert, dessen Verlauf von dem katholischen Pfarrer Johann Jackel an den bayrischen König denunziert wurde. Über den Marktplatz ging es zum einstigen "Haus Zöller" in der Eisenbahnstraße 13, in dem sich die Druckerei von Wirths "Tribüne" befand. "Der Journalist Georg Fein aus Helmstedt gehörte zum Redaktionsteam. Und er hat von hier aus einen bis heute erhaltenen Brief an seine Mutter verfasst, der eindrücklich die Situation in der Stadt damals beschreibt", berichtete Baus und las vor, dass "das Völkchen hieselbst außerordentlich liberal und gesellig" sei.

"Das mit dem Geselligen können wir nur bestätigen", meinte zum Abschluss Christine Friedrich, die Vorsitzende des Sinsheimer Vereins. Mit dem Bus ging es dann weiter nach Zweibrücken ins Stadtmuseum. Die Siebenpfeiffer-Stiftung wird nach den Sommerferien zu regelmäßigen Terminen Führungen durchführen. Als "Regina Wirth" kostümiert wird Monika Link dann Interessierte durch die Stadt führen. red

"Sieben-

pfeiffer wurde zum oppositio-

nellen Journa-

listen."

Martin Baus

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort