Johanneum Abschied von den gefiederten Freunden

Homburg · Nach mehr als 50 Jahren wurde jetzt die Vogelvoliere der Pfadfinder am Homburger Johanneum abgebaut.

 Für die bunten Vögel in der Voliere der Pfadfinder am Homburger Gymnasium Johanneum hieß es am Freitag „Lebewohl Homburg“, sie haben nun ein neues Zuhause in Zweibrücken.

Für die bunten Vögel in der Voliere der Pfadfinder am Homburger Gymnasium Johanneum hieß es am Freitag „Lebewohl Homburg“, sie haben nun ein neues Zuhause in Zweibrücken.

Foto: Thorsten Wolf

Nein, ein leichter Tag war der vergangene Freitag für Margrit Lehmann mit Sicherheit nicht. Nach vielen Jahren, in denen sich die Homburgerin ehrenamtlich und auch mit eigenem finanziellen Engagememt um die Vögel in der Voliere der Pfadfinder am Homburger Gymnasium Johanneum gekümmert hat, hieß es für sie Abschied nehmen von ihren kleinen, gefiederten Freunden, den drei Nymphensittichen Martha, Moritz und Mari, dem Kanarienvogel Citrus, dem Wellensittich Schneewittchen und dem Zwergfink Julio.

Seit mehr als 50 Jahren gab es die Vogelvoliere im Fort der Pfadfinder, ursprünglich initiiert von Pater Hans Ollertz. Mit den Jahrzehnten kümmerten sich dann in der Folge so einige im die Tiere, auch der gute Geist des Johanneums, Bruder Walter Schürer. Vor 15 Jahren allerdings zeichnete sich „Personalmangel“ ab. Und so übernahmen Margrit Lehmann und ihr Mann Wilfried, seines Zeichen Lehrer am Johanneum, die Aufgabe der Betreuung und wurden so zu den „Vogeleltern“ bei den Pfadfindern. „Mit sehr viel Liebe und Fürsorge, aber auch verbunden mit viel Arbeitsaufwand, übernahmen wir dann die volle Versorgung der Vögel.“ Von da an habe diese Betreuung zum Alltag für sie gehört, bei Wind und Wetter, erinnerte sich Margrit Lehmann. „Unsere liebevoll Fürsorge und Zuwendung dankten uns die Tiere, unsere kleinen Freunde, mit ihrer Art der Zuneigung.“

Nachdem ihr Mann 2016 nach schwerer Krankheit verstorben war, war es dann an Margrit Lehmann allein, sich um die Vögel in der Voliere zu kümmern. „Mit aller Liebe, Aufopferung und großem Respekt vor diesen kleinen Lebenskünstlern gab ich den Tieren alles, was in meiner Macht stand.“ Unterstützung bekam sich dabei vor allem von Fadil Ymeri, einem Freund, und vom Hausmeister des Johanneums, Victor Loch. „Er war immer da, wenn es irgendwelche Probleme an der Pfadfinder-Voliere gab und half mir dann, diese zu lösen. Ich konnte immer auf ihn zählen.“ Diese beiden Helfer seien allerdings zuletzt mehr oder minder die einzigen gewesen, von denen sie noch Unterstützung bei der Betreuung der Anlage und der Tiere erfuhr, „andere Hilfe hatte ich nicht zu erwarten“. Auch die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger bei der Betreung der Vögel, zuletzt noch sechs Tiere, sei erfolglos verlaufen, zu gering das Interesse an dieser Aufgabe. Vor diesem Hintergrund und auch immer in der Gefahr, dass sie selbst die Versorgung, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr wahrnehmen könne, habe sie sich deswegen dazu entschlossen, die Tiere in andere Obhut zu geben. Bei einer Zweibrückerin mit eigenem, großen Vogelbestand fand Lehmann für Martha, Moritz und Mari, Citrus, Schneewittchen und Julio ein neues Zuhause mit Zukunft – mit großer Voliere und „Freiflugzimmer“.

Am Freitag nun ging es darum, die Tiere in dieses neues Zuhause zu bringen, „nun heißt es Abschied nehmen, Abschied nehmen vom ‚tierischen Teil‘ der Pfadfindergemeinschaft“. Vor diesem Abschied, und das konnte man am Freitag deutlich merken, hatte Margrit Lehmann doch einigen Bammel, und das nicht nur aus rein emotionaler Sicht. Denn: Immerhin musste die sechs Vögel, einige darunter sehr betagt, sicher in der Voliere gefangen und in Transport-Käfige gebracht werden. Und zumindest der erste Versuch am frühen Freitag-Nachmittag scheiterte – zu aufgeregt und damit viel zu schnell unterwegs waren Martha, Moritz, Mari, Schneewittchen, Citrus und Julio in der hohen Voliere unterwegs. So endete der erste Versuch, die Tiere einzufangen, erfolglos. In der Dämmerung am Freitagabend dann startete ein zweiter Versuch – diesmal mit Erfolg. Da die Tiere bei schlechtem Licht nicht gut sehen, ließen sie sich deutlich leichter einfangen. Trotzdem dauerte die Aktion dann immer noch eine Stunde.

Bei der ganzen Geschichte natürlich auch nicht ganz unwichtig: Wie würden sich die Sechs nach ihrem langen Leben in der Pfadfinder-Voliere in ihrem neuen Zuhause einleben? Hier hatte Margrit Lehmann auf Nachfrage unserer Zeitung am Montag Gutes zu berichten. Zwar seien die Tiere aufgrund des Umzugs ein wenig „bedröppelt“ gewesen, hätten aber inzwischen schon gefressen, ein gutes Zeichen.

Für Margrit Lehmann ging damit am Freitag ein Lebensabschnitt zu Ende. „Es bleibt mir nur noch, meinen kleinen Freunden ein ganz tiefes Danke zu sagen. Sie haben mir in der schwersten Zeit nach dem Tod meines Mannes durch ihre liebe Art sehr viel Kraft und Mut gegeben – jeden Tag weiterzumachen.“

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