Emotionale Reise durch den Gipsy-Jazz

Homburg · Fachsimpeln über die Gitarre und eindringliche, emotionale Musik: Das Lulu-Weiss-Ensemble bot auf der Homburger Marktplatz-Bühne Gipsy-Jazz vom Feinsten, der von den Zuhörern begeistert aufgenommen wurde: Ein in jeder Beziehung hörenswerter Auftritt.

 Das Lulu-Weis-Ensemble mit Sergio Parra, Jordan Weiss, Lulu Weiss und Otmar Klein (von links) entführte die Gäste des Homburger Jazzfrühschoppens am Samstag virtuos in die Welt des Gypsy-Jazz. Foto: Thorsten Wolf

Das Lulu-Weis-Ensemble mit Sergio Parra, Jordan Weiss, Lulu Weiss und Otmar Klein (von links) entführte die Gäste des Homburger Jazzfrühschoppens am Samstag virtuos in die Welt des Gypsy-Jazz. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Mit einer völlig anderen Musikfarbe ist der Homburger Jazzfrühschoppen am Samstagmorgen so richtig in die Sommerferien gestartet. Auf dem Programm: Gypsy-Jazz mit dem Lulu-Weiss-Ensemble. Doch eigentlich, und darauf wies Homburgs ehrenamtlicher Kulturbeigeordneter Raimund Konrad in seiner Begrüßung hin, höre man nicht ein Weiss-Ensemble, sondern gleich derer zwei. "Also eigentlich ,Weiss hoch zwei'." Wie es dazu kam? Einer von Lulu Weiss' etatmäßigen Mitmusikern musste erkrankt passen, dafür sprang dann Lulus Cousin Jordan Weiss ein. Eben der brachte noch einen seiner Musiker mit - und so bekamen die Gäste am Samstag einen so nicht geplanten, aber in jeder Beziehung hörenswerten Auftritt geboten.

Die Musiker selbst zeigten sich vor dem ersten Akkord sichtlich entspannt und ließen sich von der lockeren Atmosphäre auf dem historischen Marktplatz anstecken. Jordan und Lulu Weiss fachsimpelten über eine Gitarre , die anderen Musiker des Morgens - Sergio Parra (Saxofon ), Herbert Hetzel (Gitarre ) und Otmar Klein (Kontrabass) - machten es sich an einem der Tische vor der Bühne gemütlich. Die Stimmung? Bestens. Zeit für ein kleines Interview? Auch. Da drehte es sich erst mal natürlich um Lulu Weiss Handwerkszeug, die Gitarre . Die Frage, ob er ein echter Sechs-Saiten-Fetischist sei, beantwortete Parra für seinem Bandleader mit einem lauten Lachen. "Auf jeden Fall!" Ein bisschen detaillierter wurde dann Weiss selbst. "Eine Gitarre muss nicht teuer sein, sie muss zu einem passen. Man muss sie gut spielen können, so einfach ist das." Was folge, seien dann viele Jahre harter Arbeit. "Es gibt schlechtere Gitarristen als mich, es gibt bessere. Das ist halt so."

Dabei sei für ihn jeder Auftritt neu, "mal bin ich besser drauf, mal schlechter. Ich weiß nicht, wie andere Musiker damit umgehen. Aber bei mir ist das so." Und wie gut sei er heute drauf? Diese Antwort ließ Lulu Weiss unbestimmt, "ich weiß es nicht." Sein Cousin Jordan wurde das schon klarer. "Er ist heute so gut drauf, dass er mich an die Wand spielen wird."

Zuletzt sei er vor vielen Jahren Gast in Homburg gewesen, die lockere Atmosphäre auf dem Marktplatz gefalle ihm, erzählte Lulu Weiss. "Es ist nicht so angespannt. Denn wenn ich angespannt bin, dann geht bei mir nur noch die Hälfte." Bei dieser Einschätzung gab Cousin Jordan dann aber Entwarnung. "Aber die Hälfte reicht auch noch."

Der Auftritt des familiären Doppelpacks entwickelte sich in der Folge zu einem spannenden Jazz-Event, der bei weitem nicht nur mit "Weiss hoch zwei" zu glänzen wusste. Vor allem Sergio Parra prägte mit seinem Saxofon immer wieder den Vormittag und war weit mehr als eine akustische Ergänzung des brillanten Gitarrenspiels von Lulu und Jordan Weiss. Letztgenannte zeigten, mal dominierend, mal servierend und im Wechsel zwischen Rhythmus- und Führungsspiel, ihr außergewöhnliches Können - ohne sich dabei den eigenen Fertigkeiten in Selbstverliebtheit zu ergeben. Das macht große Musiker aus.

So wurde aus dem Jazzfrühschoppen eine eindringliche und emotionale Reise durch den Gypsy-Jazz, in einer gelungenen Mischung aus Herz und Hand.

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