Einsam ist hier keiner

Homburg · Vor allem die Sprache ist am Anfang eine große Hürde, besonders für die Flüchtlingskinder. Doch nach den ersten Anlaufschwierigkeiten kommen die meisten Kinder gut klar im deutschen Schulsystem und fühlen sich wohl.

 Mannlich-Schulleiter Wolfram Peters mit einigen der 50 Schülerinnen und Schüler, die derzeit und nach einem speziellen Deutsch-Förderunterricht ihren schulischen Weg am Homburger Gymnasium gehen. Foto: Thorsten Wolf

Mannlich-Schulleiter Wolfram Peters mit einigen der 50 Schülerinnen und Schüler, die derzeit und nach einem speziellen Deutsch-Förderunterricht ihren schulischen Weg am Homburger Gymnasium gehen. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Wie soll das eigentlich gehen: Ohne jegliche oder nur mit ganz wenigen Deutschkenntnissen erfolgreich an einem Gymnasium dem Unterricht folgen und bestehen können? Ihren Grund hat diese Frage in der großen Zahl von Flüchtlingskindern, die in den vergangenen Monaten nach Deutschland gekommen sind. Eine Antwort geben Schüler und Schülerinnen des Homburger Mannlich-Gymnasiums, vor allem Schülerinnen und Schüler aus dem Bürgerkriegsland Syrien.

Für die hieß es am Freitag: Endlich Sommerferien, für den einen oder die andere die ersten an einer deutschen Schule. Doch wie waren die ersten Monate in der neuen Umgebung? Mit einem Strahlen im Gesicht beantwortet Sedra aus der Klasse 5d die Frage. Die junge Syrerin ist erst seit einem Jahr am Mannlich, ihre schon guten Deutsch-Kenntnisse strafen diese kurze Zeit aber Lügen. "Es war am Anfang wirklich schwer für mich. Gerade in der Naturwissenschaft gibt es viele neue Wörter. Aber jetzt kann ich schon viele von diesen Wörtern", lacht Sedra. Moussa aus der 7d ist schon seit zwei Jahren am Mannlich-Gymnasium, sein Deutsch ist nahezu perfekt. "Auch ich hatte es am Anfang ein bisschen schwer. Aber ich hatte zwei Freunde aus Syrien. Einer ist hier geboren und einer seit vier Jahren hier. Die beiden haben mir geholfen." Grundsätzlich seien die Schulsysteme in Syrien und Deutschland durchaus vergleichbar, "aber wir hatten dort ein anderes Notensystem. Es gab nicht die Noten 1, 2 oder 3, sondern 10 von 10, 9 von 10 und so weiter." Auch Sedra war schon in Syrien auf der Schule, jetzt in Deutschland machen ihr die Fächer Musik, Englisch und, mit einem Lachen, "manchmal auch Deutsch" am meisten Spaß. Für Moussa stehen Sport, Kunst "und auch Mathe" ganz oben auf der Liste. Beim letzten Fach muss Sedra grinsen, "ich hasse Mathe".

Doch nicht nur Kinder aus Syrien gehen am Homburger Mannlich-Gymnasium ihre ersten Schritte im deutschen Schulsystem, auch Nikolina aus Kroatien hat hier ihre Bildungs-Heimat gefunden. Seit neun Monaten ist sie in den Schulsälen und auf den Fluren unterwegs, die Frage, ob sie vorher schon Deutsch konnte, verneint die junge Schülerin. Weil der Vater in Deutschland Arbeit gefunden habe, sei sie aus ihrer Heimat in Dalmatien hierher gekommen. "Ich war zuerst sehr traurig, dass ich nach Deutschland musste. Am Anfang war es sehr schwer mit Freunden, der Sprache, vielen Fachbegriffen. Aber jetzt bin ich sehr froh, dass ich hier bin." Gerade Freunde zu finden, ist in Sachen Integration eine wichtige Sache, eine, die am Mannlich gut zu funktionieren scheint. "Als ich hierher gekommen bin, waren alle sehr freundlich zu mir. Und ein Mädchen hat mich direkt zu ihrer Geburtstagsparty eingeladen", freut sich Sedra. Und auch Moussa erzählt von vielen Freundschaften, die er hier in den vergangenen zwei Jahren geschlossen hat.

Auf die Frage, ob jemand an seiner neuen Schule einsam sei, schütteln Sedra, Moussa, Nikolina und die anderen Schüler , die Schulleiter Wolfram Peters zum Gespräch mit unserer Zeitung gebeten hat, energisch mit dem Kopf, "Nein" ist die fröhliche Antwort.mannlich-gymnasium.de

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Auf einen Blick Neben der Aufgabe, derzeit rund 50 Schülerinnen und Schülern ohne oder nur mit sehr geringen Deutschkenntnissen den Weg in eine schulische Laufbahn zu ermöglichen, engagiert sich das Mannlich-Gymnasium darüber hinaus auch für die Jungen und Mädchen unter den besagten 50, deren Möglichkeiten nicht für eine gymnasiale Ausbildung ausreichen. Hier strebt Schulleiter Wolfram Peters den Übergang in entsprechende Ausbildungsberufe an. Entsprechende Kooperationen entstehen derzeit. thw

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