Eine vergnügliche Sommernacht

Homburg. Ein junges Paar, das nicht zusammen sein soll, ein zweites, das nicht zusammen sein will, und ein älteres, dessen Liebe schon reichlich angeknackst ist - willkommen in Shakespeares "Sommernachtstraum"

Homburg. Ein junges Paar, das nicht zusammen sein soll, ein zweites, das nicht zusammen sein will, und ein älteres, dessen Liebe schon reichlich angeknackst ist - willkommen in Shakespeares "Sommernachtstraum". Zum zweiten Mal gastierte die Theater-Kompagnie Stuttgart am Donnerstag in dieser Saison im Homburger Saalbau und wieder bescherte sie dem Publikum ein überaus gelungenes Theatererlebnis. Stand bei "Was ihr wollt" der düster-nachdenkliche Aspekt im Vordergrund, so wurden in der Inszenierung des Sommernachtstraums mit ebenso viel Spielwitz und Spielfreude die poetischen und burlesken Seiten und die verzauberte Atmosphäre der Liebeskomödie herausgestrichen. Doch die Stuttgarter haben erwartungsgemäß auch diesem Shakespearestück ihren eigenen Stempel aufgedrückt. Nicht nur mit der modernen Bearbeitung des Textes, der vorsichtig aktualisiert wurde, ohne die Poesie der Sprache (der deutschen Übersetzung des Originals) zu verfälschen. Bei ihnen sind Hippolita (Cornelia Elter) und Theseus (Jürgen Larys) ein altes Ehepaar mitten in der Krise. Sie hängt der Vergangenheit und den erkalteten Gefühlen nach, er amüsiert sich anderweitig. Fast spiegelverkehrt das Verhältnis im Elfenreich: Titania amüsiert sich, während Oberon relativ steif und muffelig durch den verzauberten Wald streift. Dort geht es dank der Umtriebe seines "Hofnarrs" Puck drunter und drüber. Jidu Pasqualinis Puck ist eine mitreißende Mischung aus verzogenem Buben, der unwillig vor sich hingrummelt, wenn er von seinem Herrn gescholten wird, und übermütigem, dämonischem Fabelwesen. Aus dem verschmähten Mauerblümchen Helena wird die von allen heiß Begehrte, doch das ist ihr auch nicht geheuer. Die zuvor beneidete Hermia hingegen steht plötzlich konsterniert im Abseits (sehr gut: Andrea Gerhard und Caroline Betz). Den Kontrapunkt zu den Liebeswirren im verzauberten Wald von Athen bilden die "Meisters", einfache Handwerker, die ein Theaterstück zur Erbauung ihres Fürsten einüben wollen. Der burlesken Schar voran steht Zettel (Josef Hoffmann) derb, verschmitzt, ein großer Maulheld. Inmitten all der Liebesverwirrungen in der Komödie sind die Meister so bodenständig realistisch, dass es zum Schreien komisch ist. Und so gipfelt das vergnügliche Mittsommernachtstreiben in ihrer derben Vorstellung, in der kräftig in die Klamaukkiste gegriffen wurde. Doch ein ungetrübtes Happyend ist zumindest den älteres Paaren nicht beschieden: Bei ihnen geht es vor allem darum, den Schein aufrecht zu erhalten, den lieben "Frieden" zu finden - vorerst.

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