Eine Tafel für hungrige Kinder

Homburg. Kinder, die so hungrig sind, dass sie ein Brötchen oder eine Brezel nach wenigen Schritten verschlungen haben, Kleinkinder, die ohne richtiges Frühstück oder Mittagessen auskommen müssen, Schüler, die nach wenigen Minuten unruhig werden, weil der Magen knurrt

Homburg. Kinder, die so hungrig sind, dass sie ein Brötchen oder eine Brezel nach wenigen Schritten verschlungen haben, Kleinkinder, die ohne richtiges Frühstück oder Mittagessen auskommen müssen, Schüler, die nach wenigen Minuten unruhig werden, weil der Magen knurrt. Das, was Roland Best, Vorsitzender der Homburger Tafel, bei seinem Besuch in der Homburger Redaktion unserer Zeitung erzählt, passt so wenig zu dem, was andere normalerweise täglich erleben. Und trotzdem: Seine Erfahrungen hat er hier gemacht, sozusagen vor der eigenen Haustür. Seit Jahren sammeln die Ehrenamtlichen der Homburger Tafel Lebensmittel ein für Menschen, denen es am Notwendigsten fehlt. Montags und freitags stehen diese dann in Erbach an: 200 Menschen am Anfang des Monats, zur Monatsmitte sind es dann bis zu 250, berichtet Best. "Und hinter jedem, der hier steht, hängen rechnerisch noch einmal 3,5 Personen dran, bis zu 40 Prozent sind Kinder." Bislang mussten die Wartenden auf der Straße stehen, um Lebensmittel zu bekommen, doch das soll sich jetzt ändern. Denn die Tafel hat investiert, neue Räume hinzubekommen und umgestaltet. Entstanden sind Büros, eine kleine Küche und ein größerer Raum, in dem bis zu 40 Personen Platz finden. Etwa 60 000 Euro habe das alles gekostet, Geld kam vom Verein, der Stadt, Geschäftsleuten und privaten Spendern. Mit dieser Erweiterung könne man künftig noch besser für Bedürftige da sein, so Best weiter. So könnten die Leute nun drinnen warten, bis sie ihre Lebensmittel erhalten und hier auch mit anderen ins Gespräch kommen. "Das sind schließlich ganz normale Menschen, die ihre Würde haben und froh sind, sich auch einmal hinsetzen zu können." Doch es ist noch mehr geplant. Kinder sollen hier immer in den Ferien zwischen acht und neun Uhr Frühstück, zwischen zwölf und 13 Uhr Mittagessen bekommen. "Eine Kinderbetreuung dazwischen bekommen wir aber noch nicht hin", betont er. Gekocht und zubereitet werde alles von vielen Migrantinnen, die dieses Projekt auch mit angeschoben hätten. Zudem sollen hier Kochkurse stattfinden. Für das Konzept wurde der Verein von der Stiftung Bürger für Bürger ausgezeichnet. Zum Start in den Herbstferien rechnet Best mit etwa zehn Kindern, wenn sich das Angebot herumgesprochen habe, "werden wohl 20 bis 25 kommen". Die Zutaten fürs Essen sollen ausdrücklich nicht aus der Lebensmittelspende entnommen werden. "Das reicht gerade aus, um die Menschen zu versorgen." Die ersten 14 Tage des Ferienessens seien allerdings gesichert dank einer 600-Euro-Spende der Gesamtschule Gersheim. Für alles Weitere muss gesammelt werden. Lebensmittel werden bei der Homburger Tafel in der Inastraße 1 montags und freitags von 15 bis 17 Uhr ausgegeben. Zudem unterhält der Verein eine Zweigstelle in St. Ingbert und eine Kleiderkammer. Weitere Infos unter Tel. (06841) 9 59 89 87.Meinung

Beim Helfen ist jeder gefragt

Von SZ- RedakteurinUlrike Stumm Kinder hungern auch bei uns: Davon gehört haben wohl schon die meisten, so richtig an sich herankommen lässt man es in der Regel im Alltag nicht. Umso betroffener sind viele, wenn sie davon lesen oder hören. Allein: Beim Bedauern darf es nicht bleiben. Davon wird niemand satt, auch nicht die vielen bedürftigen Erwachsenen. Da ist es gut, dass ein Verein wie die Homburger Tafel Tatsachen schafft, Projekte anstößt und umsetzt, auch wenn er manchmal bei der Finanzierung an seine Grenzen stößt. Immer nach dem Staat zu rufen, wenn's irgendwo hakt, kann auch nicht die Lösung sein. Obgleich die Verwaltung in Notsituationen aushelfen sollte und das ja auch tut. Gefragt ist jeder Einzelne, helfen ist auf unterschiedliche Art und Weise möglich: von der Mitarbeit über die Kleider- oder Lebensmittelspende bis zur finanziellen Unterstützung. Da macht's einem der Verein leicht. Nur eines sollte nicht passieren: Einfach die Augen verschließen, bis man irgendwann einmal wieder mit dem Thema konfrontiert wird. Auf einen BlickDie neuen Räume der Homburger Tafel in der Inastraße 1 in Erbach werden am kommenden Dienstag, 1. September, 16 Uhr, eröffnet. Mit dabei sein wird unter anderem Minister Joachim Rippel. Im Anschluss ist ein Tag der offenen Tür geplant. Eingeladen ist die gesamte Bevölkerung. ust

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