Eine Mühle ohne Mehl

Limbach. Sie ist neben der Elisabeth-Kirche das Wahrzeichen Limbachs, die Limbacher Mühle am Ortseingang in Richtung Altstadt. Und gerade eine solche Mühle, auch wenn sie heute als solche nicht mehr in Betrieb ist, passt zur Vorweihnachtszeit wie Knecht Ruprecht zum Nikolaus. Denn Weihnachtszeit ist Backzeit - und ohne Mehl kein Plätzchen

 Reiner Gabriel, der ehrenamtliche "Mühlenwart" der Limbacher Mühle, öffnete für unsere Serie zahlreiche Klappen und Türen im historischen Gemäuer. Foto: Thorsten Wolf

Reiner Gabriel, der ehrenamtliche "Mühlenwart" der Limbacher Mühle, öffnete für unsere Serie zahlreiche Klappen und Türen im historischen Gemäuer. Foto: Thorsten Wolf

Limbach. Sie ist neben der Elisabeth-Kirche das Wahrzeichen Limbachs, die Limbacher Mühle am Ortseingang in Richtung Altstadt. Und gerade eine solche Mühle, auch wenn sie heute als solche nicht mehr in Betrieb ist, passt zur Vorweihnachtszeit wie Knecht Ruprecht zum Nikolaus. Denn Weihnachtszeit ist Backzeit - und ohne Mehl kein Plätzchen. Und natürlich hat eine solche Mühle auch jede Mengen Türen. Und hinter einigen von diesen lässt uns Reiner Gabriel, der ehrenamtliche "Mühlenwart" des Fördervereins Limbacher Mühle für unsere Serie "Der Advent öffnet Türen" auch gerne blicken.

Die Mühle präsentiert sich heute, zumindest in dem Teil, den die Gemeinde 1988 erworben hat, als bunte Mischung ganz unterschiedlicher Aktivitäten. So hat im Obergeschoss das Trauzimmer der Gemeinde seine Heimat gefunden. Andere Räumlichkeiten werden vom Förderverein der Limbacher Mühle mit Leben gefüllt - von kulturellen Angeboten bis zu Kunsthandwerker-Märkten. Und auch die Buchbindekunst, der Druck oder auch Kalligraphie finden als Angebot des Fördervereins im historischen Gemäuer ihren Platz.

Reiner Gabriel aber führt uns an die Stelle in der Mühle, die den "normalen" Gästen, sieht man einmal von speziellen Besuchergruppen ab, eigentlich nicht offen stehen. Das sind die Orte in der Mühle, die noch sehr unvermittelt vom Leben und Arbeiten dort erzählen. Ein kurzer Blick in die Geschichte: Eine erste Erwähnung fand die Mühle im Jahr 1219 - so ist es zu lesen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg betrieb von 1776 bis 1931 die Müllerfamilie Weber die Mühle. Der letzte Müller, Alfred Bohn, führte die Mühle dann bis 1963. Und vielen von den Geräten, mit denen Bohn das Getreide zu Mehl verarbeitete, stehen heute noch in einigen Räumen der Mühle, rund um den Bereich, in dem die großen Getreidesilos stehen. Mit viel Sachkenntnis schildert Gabriel im Gespräch mit unserer Zeitung, wie Müller Bohn zunehmend auf Elektrifizierung und Mechanisierung setze, wie über Transmissionsriemen zunehmend einzelne Arbeitsschritte von Maschinen erledigt wurden. So im Bereich der Trocknungsanlage oder beim Sieben der Frucht. Die Zeugen: Leicht verstaubte Maschinen, deren Sinn sich erst nach genauen Schilderungen ergibt.

Über Stiegen und schmale Treppen führt uns Gabriel bis in die letzten Winkel, "das hier alles ist kein öffentlicher Raum, hier einfach rumzulaufen ist viel zu gefährlich." Am Ende der Reise stehen die Silos, ein Blick von oben hinein in die großen Holzbauten ist beeindruckend.

Über diese Silos führt ein schmaler Stieg zu einem Ort in der Mühle, den ein gewisses Geheimnis umgibt: Den Raum ohne Tür. "Wir erzählen immer, dass dort der Mühlengeist wohnt", lacht Gabriel. Eine andere mögliche Begründung für den "weißen Fleck" in der Gebäude-Architektur: Das Verstecken von Mehl und anderen Erzeugnissen vor den Augen staatlicher Gewalt. Von einem Nebenraum des Trauzimmers aus kann man heute zumindest durch ein kleines Loch in diese versteckte Kammer blicken.

Auch außerhalb der Mühle gibt es viel zu entdecken, so den alten Mühlgraben und dessen Verbindung in die Holzau und zum gleichnamigen Holzauwehr bei Niederbexbach. Gabriel: "Das alles ist Teil eines früher sehr komplexen Systems."

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