Eine Geschichte aus der Geschichte

Homburg · Zu einer kleinen Sternstunde wurde der Auftritt von Landrat Theophil Gallo im Café 1680 im alten Rathaus. Für die Reihe „Vip's lesen vor“ hatte er sich einen alten Roman vorgenommen, den er seinem Publikum mit Inbrunst vorstellte.

 Landrat Theophil Gallo entführte bei seinem Gastspiel in der Reihe „Vip's lesen vor“ seine mehr als 80 Zuhörer mit Felix Dahns Roman „Ein Kampf um Rom“ in die Zeit der Spätantike. Foto: Thorsten Wolf

Landrat Theophil Gallo entführte bei seinem Gastspiel in der Reihe „Vip's lesen vor“ seine mehr als 80 Zuhörer mit Felix Dahns Roman „Ein Kampf um Rom“ in die Zeit der Spätantike. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Nein, ein übliches Kapitel der Reihe "Vip's lesen vor" war der Auftritt von Landrat Theophil Gallo am vergangenen Dienstagabend im Café 1680 im alten Rathaus am Marktplatz nicht. Denn: Einfach mit "etwas vorlesen" beließ es Gallo bei seinem Gastspiel in der von Patricia Hans und Jutta Bohn konzipierten Veranstaltungsreihe nicht.

Vielmehr wurde der Abend zu einer mehrmedialen Geschichtsstunde, zu einem Blick in die Spätantike, in die Zeit der Ostgoten und deren Untergang im Kampf mit dem oströmischen Reich. Basis für diese Exkursion in Wort und Bild war Felix Dahns Werk "Ein Kampf um Rom", erschienen im Jahr 1876. Gallo begründete seinen Entschluss, gerade aus diesem historischen Roman zu lesen, mit seiner eigenen Begeisterung: "Ich habe dieses Buch geschenkt bekommen, als ich sieben oder acht Jahre alt war und habe es mindestens drei Mal gelesen." Diese Begeisterung wollte er wohl am Dienstagabend weitergeben - und Gallo tat dies auf einem nicht üblichen Weg. Statt sich "nur" aufs Vorlesen zu beschränken, nutzte er zusätzlich einen kleinen, per Beamer auf eine Leinwand projizierten Vortrag dazu, rund um die Handlung von Dahns Roman auch noch Hintergründe aus der Zeit der Völkerwanderung zu vermitteln. "Die Gründe für diese Völkerwanderung waren vielfältig. Da war die Ernährungssituation, da waren klimatische Gründe, Naturkatastrophen, Kriege."

Im Zuge dieser Völkerwanderungen sei es Theoderich, dem König der Ostgoten, gelungen, in Italien das Reich der Ostgoten zu etablieren. "Er hat dabei versucht, die Römer und die Ostgoten zu verschmelzen." Von Ravenna aus, dem Herrschaftssitz der Ostgoten, habe Theoderich damit schon damals eine Form der Integration gesucht. "Das war ein ehrgeiziges Unterfangen." Theoderichs Problem, so Gallo: Der Ostgoten-König hatte einen Konflikt mit dem Kaiser des Oströmischen Reiches heraufbeschworen. "Theoderich hat sich mit den Oströmern angelegt - und dann ging's los!" Eben diesen Konflikt thematisiert Felix Dahn in seinem Roman, chronologisch angesiedelt in der Zeit rund um Theoderichs Tod. Auf über 700 Seiten erzählt "Ein Kampf um Rom" vom Schicksal der Nachfolger des großen Ostgoten-Königs und vom Schicksal der Ostgoten selbst. Gallo erläuterte vor diesem historischen Hintergrund auch die Herangehensweise von Dahn an die Geschichte der Geschichte.

"Felix Dahn war ein so genannter Professoren-Autor." Dabei habe Dahn auf den damaligen Stand des Wissens zurückgegriffen und diesen mit fiktiven Personen und Handlungssträngen verbunden. Wie Dahn dies rein sprachlich vermittelte, davon kündete Gallos erste Lese-Passage, in der er die Hauptfiguren des Werkes vorstellte. Und auch hier agierte der Landrat unkonventionell: "Ich möchte, dass sie alle die Augen schließen und das Ganze auf sich wirken lassen", bat er seine mehr als 80 Zuhörer. Die bekamen in der Folge und über den Abend hinweg so eine ganz besondere Geschichtsstunde.

Für Patricia Hans und Jutta Bohn bedeutet Gallos Lesung den vorletzten Akt in der Reihe "Vip's lesen vor" in dieser Saison. Doch trauern müssen die beiden nicht - Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind kündigte an, die stark nachgefragte Veranstaltungsreihe auch in Zukunft zu unterstützen.

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