Wie einst die Mönche lebten Ein Tag leben wie ein Mönch

Wörschweiler · Nicht einfach nur die baulichen Überreste anschauen, sondern sich einfühlen in den Alltag der Mönche, die einst hier lebten: Sechstklässler des Gymnasiums Johanneum erlebten die Klosterruinen in Wörschweiler auf eine besondere Art.

 Um zu erfahren, wie sich das Leben in einer Glaubensgemeinschaft anfühlt, hieß es für die Schülerinnen und Schüler auch, sich beim Projekt auf dem Klosterberg in Wörschweiler und inmitten der Klosterruine wie ein Mönch zu kleiden. 

Um zu erfahren, wie sich das Leben in einer Glaubensgemeinschaft anfühlt, hieß es für die Schülerinnen und Schüler auch, sich beim Projekt auf dem Klosterberg in Wörschweiler und inmitten der Klosterruine wie ein Mönch zu kleiden. 

Foto: Edith Klenner

Die Klosterruine hoch über Wörschweiler ist vieles: Anziehungspunkt für Wanderer und Touristen, Gegenstand von Ausgrabungen und geschichtlichen Studien, ein Rückblick in die Geschichte des Ortes und auch einfach spannend. Doch, Hand aufs Herz: Wer hat sich als „normaler Besucher“ schon einmal ernsthafte Gedanken darüber gemacht, wie die Mönche früher in  diesem Kloster gelebt haben? Was passierte da oben eigentlich, wie funktioniert so eine stark reglementierte Glaubensgemeinschaft? Vier Sechser-Klassen des Homburger Gymnasiums Johanneum sind diesen und anderen Fragen rund um das Kloster Wörschweiler vor den Sommerferien auf den Grund gegangen. Und das ganz anders, als man es vielleicht von üblichen Schulexkursionen gewohnt ist.

Doch erzählen wir die Geschichte  am besten von Anfang an. Und dieser Anfang trägt den Namen Jutta Klicker. Klicker ist freiberufliche Referentin im Bereich „Fortbildung für nachhaltige Entwicklung und spirituelle Bildung“, im Fall der Kloster-Wörschweiler-Projektes im Auftrag des Bistums Speyer aktiv.

„Ich bin schon seit Jahren mit einer Projektidee schwanger gegangen – nämlich das Kloster Wörschweiler für Kinder zu erschließen.“ Mit dieser Idee sei sie an das Bistum Speyer in Person von Schulrat Thomas Mann heran getreten. Bei Thomas Mann lief Klicker augenscheinlich offene Türen ein:  „Ich war Schüler am Johanneum, kenne die Klosterruine, die ich als Ort mit einer besonderen Ausstrahlung sehr schätze“, erklärte Mann. Allerdings gerate der Ort, wie in anderen Bistümern auch, ein wenig in Vergessenheit. „Das hab’ ich sehr bedauert, weil wir als Bistum Speyer im Saarpfalz-Kreis nur sehr wenige herausragende Überreste der christlichen Kultur des Mittelalters haben. Wir wollen solche Orte für Schülerinnen und Schüler fruchtbar machen.“

Ausgehend von diesem Gedanken „landete“ Jutta Klickers Projekt beim Homburger Gymnasium Johanneum, namentlich und federführend bei Religionslehrerin Edith Klenner. Klenner griff das Angebot des Bistums gerne auf, denn „zum einen haben wir an dieser Schule die Tradition von jahrgangsgebundenen Exkursionen zu religiösen Orten. Und zum anderen ist es natürlich eine tolle Idee für eine christliche Schule, da etwas an Spiritualität wirken zu lassen, um sich besser einfühlen zu können in die Lebenssituation von Menschen, die freiwillig ein Klosterleben gewählt haben“.

Um diesen mehrdimensionalen Eindruck, weit über die baulichen Hinterlassenschaften hinaus, zu vermitteln, tauchten die Schülerinnen und Schüler tief ins Leben der Mönche ein. Während der Zeit auf dem Klosterberg hieß es: Mönchskleidung tragen, den Tagesablauf der Glaubensgemeinschaft zu erfahren, einzelne Aspekte des Klosterlebens selbst zu erleben und auch bei einem gemeinsamen Picknick eine teilende Gemeinschaft zu erfahren.

Und wie war das so? Im Gespräch mit unserer Zeitung lieferten Daria, Katharina und Maximilian Antworten. „Ich fand gerade das Picknick wirklich richtig toll, weil man da die Gemeinschaft gespürt hat und sich auch ein wenig in die Menschen damals im Kloster hineinversetzen konnte“, erzählte Daria.

Für Katharina war das Tragen der Mönchs-Gewänder eine prägende Erfahrung, „da konnte man sich wirklich ein Stück weit so fühlen, als würde man im Kloster leben“. Und Maximilian? „Ich fand die Aufgaben am besten, die uns gegeben wurden.“ Die drehten sich um viele Facetten des Klosters Wörschweiler, vom Alltagsleben bis hin zu rein  baulichen Aspekten.

Für Lehrer spannend: Verändern sich die Kinder, die man sonst „nur“ aus dem täglichen Schulunterricht kennt, im Laufe eines solchen Projekts? Klassenlehrerin Julia Heiß-Feld: „Man hat seine Schülerinnen und Schüler noch einmal in einem ganz anderen Sinnzusammenhang erlebt.“

 Jutta Klicker, freie Bildungsreferentin.

Jutta Klicker, freie Bildungsreferentin.

Foto: Thorsten Wolf
 Thomas Mann, Schulrat im Bistum Speyer.

Thomas Mann, Schulrat im Bistum Speyer.

Foto: Thorsten Wolf
 Religionslehrerin Edith Klenner.

Religionslehrerin Edith Klenner.

Foto: Thorsten Wolf

Was im Gespräch mit den Verantwortlichen des ungewöhnlichen Projektes, gleich ob vom Bistum oder von der Schule, und mit den Schülerinnen und Schülern selbst klar wurde: Man wird etwas aus dem Leben der Mönche des Wörschweiler Klosters mitnehmen, mit einem klaren Bezug zum Leben im Jetzt – sei es eine neue Wahrnehmung von Spiritualität, sei es die von neue Wahrnehmung von Ruhe als Möglichkeit der inneren Einkehr, sei es der Wunsch, die von allen gewonnene Erfahrung in den Alltag am Johanneum einfließen zu lassen, wie Schulleiter Helmut Seiwert verdeutlichte: „Das Erleben von Gemeinschaft und Ruhe zusammen – es müsste uns gelingen, dies an einem Vormittag zu verankern.“

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