Ein Tag im Zeichen des Fußes

Homburg · Zehn Prozent der Bevölkerung sind Diabetiker. Was sie tun können, wurde beim 28. Saarländischen Diabetikertag in St. Ingbert deutlich: eine ganze Menge. Selbsthilfegruppen stellten sich vor, Podologen, Orthopädieschuhmacher und Hilfsmittel-Hersteller.

 Neben Vorträgen gab es beim Saarländischen Diabetikertag in der St. Ingberter Stadthalle auch Infostände und viele Erfahrungsaustausche und Gespräche. Fotos: Cornelia Jung

Neben Vorträgen gab es beim Saarländischen Diabetikertag in der St. Ingberter Stadthalle auch Infostände und viele Erfahrungsaustausche und Gespräche. Fotos: Cornelia Jung

. Am vergangenen Samstag fand der 28. saarländische Diabetikertag in der Stadthalle St. Ingbert statt. Die Veranstaltung wurde vom Deutschen Diabetikerbund, Landesverband Saarland, (DDB ) organisiert, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Verbesserung der gesundheitlichen Situation aller Diabetiker zu erreichen. Neben Selbsthilfegruppen stellten sich die Diabetiker-Sportgruppe Saar, Podologen, Orthopädieschuhmacher und Hersteller von Hilfsmitteln vor.

Zur Eröffnung sang der Becker-Chor und im Anschluss gab es für die Betroffenen Vorträge zum Thema "Diabetisches Fußsyndrom" und "Wundmanagement", denn der Tag stand ganz im Zeichen des Fußes. Diesem wird bei der Erkrankung, unter der zehn Prozent der Bevölkerung leiden, zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Was man als Diabetiker präventiv gegen Entzündungen und Amputationen machen kann, stellte Dr. Matthias Frank, Chefarzt im Städtischen Krankenhaus Neunkirchen, eindrucksvoll anhand von Fotos und Erläuterungen vor. Viele der Anwesenden verfolgten das Referat interessiert, schrieben eifrig mit, stellten Fragen und suchten auch in der Pause das Gespräch mit dem Arzt, der selbst Diabetiker ist.

Einführend sprach Karl Zang, Vorsitzender des DDB im Saarland, über seine eigene Diagnose "Diabetes Typ 1", die mittlerweile 26 Jahre zurückliegt. Am Anfang hätte er sich oft die Frage gestellt "Warum gerade ich?", doch mit zunehmendem Wissen über die Krankheit lernte er, sie zu akzeptieren und mit ihr zu leben. Bereits im Altertum war die Krankheit bekannt, doch bis 1920, als das Insulin entdeckt wurde, sei die Diagnose "Diabetes mellitus" einem Todesurteil gleichgekommen. "Heute können wir viel dagegen machen", sagte der 63-Jährige, "ich erinnere mich noch an mein erstes Blutzuckermessgerät, das in keine Handtasche passte. Heute ist es winzig klein, Sie brauchen nur einen Tropfen Blut und haben innerhalb von Sekunden den Wert ermittelt."

Damit trat er den Beweis an, wie viel sich inzwischen im Umgang mit der Krankheit geändert hat. "Wir vom DDB versuchen gegenüber der Politik die Interessen der Betroffenen zu vertreten", so Zang, der an die Diskussionen mit den Krankenkassen zur Kostenübernahme verschiedener Maßnahmen und Messgeräte erinnerte. 250 Saarländer sind Mitglied im DDB , was angesichts der Zahl von rund 10 000 Diabetes-Patienten im Saarland eine geringe Menge ist. "Ich denke, dass die medizinische Versorgung dieser Menschen so gut ist, dass diese Leute gar nicht die Notwendigkeit sehen, in den Verein einzutreten", vermutete der Schirmherr, Oberbürgermeister Hans Wagner . Dass das Wissen über Diabetes bei den Patienten so gut ist, hat aber auch mit der Arbeit der Selbsthilfegruppen zu tun, die sich stark engagieren. Eine solche gibt es auch in St. Ingbert , die seit 28 Jahren von Marga Keiper geleitet wird. Karl Zang bedankte sich im Namen des Vereins für ihre Arbeit. Ende des Jahres gibt die 78-Jährige den Vorsitz an Marianne Dierstein ab.

Auch für nicht von der Krankheit Betroffene war die Veranstaltung durchaus lohnend, denn in sehr persönlichen Gesprächen wurde deutlich, dass die Krankheit eben nicht immer durch einen "ungesunden Lebenswandel" mit fettigem Essen und Süßigkeiten bei älteren Menschen hervorgerufen wird. Auch Junge trifft es, denen die Krankheit durch die Gene in die Wiege gelegt wurde, oder vormals Gesunde, die als Folge einer anderen Krankheit oder Medikamenteneinnahme Diabetes bekamen. "Und das Tückische ist, dass man die Krankheit nicht merkt", sagt Helmut Braun.

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