Homburg Ein Pflegedirektor mit vielen Aufgaben

Homburg · Wolfgang Klein steht vor einer großen Aufgabe: Der reibungslose Ablauf in der neuen Imed, die im Herbst eröffnet wird, muss klappen.

 Wolfgang Klein stammt aus Jägersburg, 1980 begann er mit 18 Jahren eine Ausbildung als Krankenpfleger am Uniklinikum in Homburg, er war in mehreren Leitungsfunktionen tätig, seit zwei Jahren ist er Pflegedirektor.

Wolfgang Klein stammt aus Jägersburg, 1980 begann er mit 18 Jahren eine Ausbildung als Krankenpfleger am Uniklinikum in Homburg, er war in mehreren Leitungsfunktionen tätig, seit zwei Jahren ist er Pflegedirektor.

Foto: Christine Maack

Wolfgang Klein ist seit 2016 Pflegedirektor am Uniklinikum in Homburg. Ein ruhiger Job ist das nicht. Und jeder Tag bringt etwas anderes. Derzeit hat die Grippewelle das Klinikum fest im Griff, nicht nur Patienten, auch viele Pflegekräfte sind erkrankt, Betten mussten geschlossen, sogar ein Aufnahmestopp für einige Stationen verhängt werden.

„Der Zulauf ist enorm, alle kommen zu uns, weil die kleinen Krankenhäuser schon voll sind“, sagt Wolfgang Klein. Doch eine Grippewelle flaut auch wieder ab. Winkt dann mehr Ruhe? Keineswegs. Denn das eigentliche Großprojekt wartet noch auf alle Verantwortlichen des Klinikums: Der Umzug ins neue Gebäude der Inneren Medizin im kommenden Herbst. Es ist bekanntlich der zweite und wichtigste Bauabschnitt des Saarländischen Universitätsklinikums, der dann auf einen Schlag alle Inneren Kliniken unter einem Dach vereinen wird.

Für die Pflege, das Herzstück der Krankenversorgung,  wird sich damit vieles ändern. „Abteilungen, die vorher zusammengearbeitet haben, werden  getrennt, andere, die bisher wenig miteinander zu tun hatten, werden zusammengelegt.“ Die Dienste müssen neu aufgestellt, die Prozesse anders als bisher in Gang gesetzt werden: „Wir bekommen die größte Intensivmedizin hier im Südwesten. Es wird nicht einfach, das alles perfekt umzustrukturieren.“

Aber Wolfgang Klein jammert nicht, er hat als langjähriger Pflegedienstleiter in der Anästhesie gelernt, die Aufgaben zu nehmen, wie sie sind. Was kommt, muss erledigt werden. Am besten sofort. So sieht er auch seine jetzige Aufgabe. „Natürlich ist der Pflegebereich mein Hauptanliegen. Aber ich bin auch für das Gesamtklinikum mit verantwortlich, das ist vor allem  Organisation.“ Pflege muss auch dokumentiert und im Computer abgelegt werden: „Die Digitalisierung ist auch in der Pflege  angekommen. Was nicht dokumentiert wird, kann nicht abgerechnet werden. Die Digitalisierung muss fest im Arbeitsprozess verankert werden. Das kostet Zeit und Nerven.“

Was bleibt dann noch an Zeit übrig, die beim Patienten am Bett verbracht werden kann?  Noch dazu bei sinkenden Bewerberzahlen für den Pflegeberuf?

Eine schwierige Aufgabe, die aber zu lösen sein wird, „wenn wir den Beruf mehr auffächern. Das werden wir müssen, denn sonst schaffen wir es nicht.“ Die Krankenschwester als „Mädchen für alles“ könne es künftig nicht mehr geben, sagt der Pflegedirektor, „eine hochspezialisierte Kraft kann nicht noch Essen ausgeben, den Patienten beim Koffer packen helfen und die Dienste organisieren.“ Also wird es in der Krankenpflege künftig wohl eine größere Arbeitsteilung  geben: Diejenigen, die sich um die Organisation kümmern, diejenigen, die „am Bett“ arbeiten und diejenigen, die für eher hauswirtschaftliche Tätigkeiten  zuständig sind.

Die Ausbildung gehe auch in diese Richtung, betont Pflegedirektor Klein: „Als ich 1980 mit meiner Ausbildung begann, bewarben sich 600 junge Leute auf 30 Stellen am Uniklinikum. Heute kämpfen wir, dass wir die Kurse vollkriegen.“ Allerdings habe es damals nur zwei Kurse gegeben, heute seien es fünf. Dazu komme die Kooperation mit der HTW in Saarbrücken und der katholischen Hochschule in Mainz, um Pflegemanagement oder Pflegewissenschaft zu studieren. „Der Beruf ist attraktiv und abwechslungsreich. Es gibt viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln, oder mal das Fachgebiet zu wechseln.“

Auch hier stimmt Wolfgang Klein nicht in das übliche Klagelied ein: „Natürlich verdienen wir alle zu wenig und müssen zu viel arbeiten“. Eine gestandene Pflegekraft komme mit den Zulagen auf rund 3000 Euro im Monat, „davon kann man leben.“ Schwierig werde es,  wenn man eine Familie habe und Frauen auf Tagesdienste zwischen 8 und 16 Uhr angewiesen seien,  „dann bleibt nicht mehr so viel übrig.“ Geld ist zwar wichtig aber nicht alles, betont Wolfgang Klein, „es gibt Menschen, die wollen am Ende des Arbeitstages etwas Sinnvolles getan haben, auch wenn sich das abgegriffen anhört. Aber Krankenpflege gehört zu den Berufen, bei denen man auch etwas zurückbekommt. Das ist bei einem Büro- oder Industrie-Job nicht so.“ Auch das Arbeitsumfeld Uniklinikum sei gerade für junge Leute ein wichtiger Anziehungspunkt: „Das Spektrum ist sehr groß, Homburg ist ein modernes Hochleistungsklinikum, da kann  man eine Menge lernen und auch für seine Zukunft planen. Das ist an kleinen Häusern nicht so.“ Deshalb sei auch die Palliativmedizin bei Pflegekräften sehr beliebt, „weil das ein neues, modernes Gebiet der Medizin ist.“

Trotzdem wird das Problem in fünf, spätestens zehn Jahren auf uns zukommen, „dass 70 000 Pflegekräfte bundesweit fehlen. Bei gleichzeitig steigendem Bedarf.“ Gegensteuern sei nur möglich, „wenn man frühzeitig die Weichen stellt für eine Aufteilung in akademisierte Pflege, reguläre Pflege, Pflegehelfer, Servicekräfte und Hilfskräfte.“ An seinem eigenen Werdegang habe er gesehen, wie die Modernisierung vorangeschritten ist: „Ich erinnere mich, dass Kolleginnen von mir, die an einem anderen Krankenhaus lernten, im ersten Jahr nur putzen mussten. So etwas  ist heute undenkbar.“

Wolfgang Klein will aber bestimmt  nicht  die großen Probleme wie die demographische Entwicklung oder den Pflegenotstand lösen, ihm genügen schon diejenigen, die vor seiner Nase liegen: „Erst müssen wir die Grippeausfälle in den Griff kriegen, dann den Pflegepool  ausweiten und dann geht’s los mit der Detailplanung für die Inbetriebnahme des zweiten Abschnitts der neuen großen Innere Medizin.“

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