Ein Magier mit und an der Gitarre

Homburg. Das "Homburger Meisterkonzert" am letzten Donnerstag hatte eine ganz besondere Atmosphäre, die sich den Besuchern mitteilte, und auch die Sorgenfalten der Veranstalter über den mäßigen Besuch vertrieb. Denn der Magier hinter allem war der junge polnische Gitarrenvirtuose Marcin Dylla

Homburg. Das "Homburger Meisterkonzert" am letzten Donnerstag hatte eine ganz besondere Atmosphäre, die sich den Besuchern mitteilte, und auch die Sorgenfalten der Veranstalter über den mäßigen Besuch vertrieb. Denn der Magier hinter allem war der junge polnische Gitarrenvirtuose Marcin Dylla. Was der gewandte Musiker aus den sechs Saiten seines kleinen Instrumentes an technischen Finessen, an Registerfarben und dynamischen Schattierungen hervorzauberte, grenzte an Hexerei. Das Vorspielprogramm des Polen erklang zwischen Mauro Giuliani und Joaquin Rodrigo wie ein Leitfaden durch die Geschichte der Gitarrenmusik oder auch als "Music of memory", wie der zeitgenössische englische Komponist Nicholas Maw seine interessante Auseinandersetzung mit dem Romantiker Felix Mendelssohn betitelte. Wie Maw die Liedform des Intermezzos aus Mendelssohns Streichquartett op. 13 behutsam zitierte, zerlegte und durch freitonale Räume trieb, gehörte mit der musikalischen Umsetzung durch Marcin Dylla zu den atemberaubenden Momenten des Recitals. Erinnerungen beschwor der Künstler auch in der Sonata Romatica des großen mexikanischen Komponisten Manuel Maria Ponce. Es waren Erinnerungen an Franz Schubert, an seine stets von Gesanglichkeit geprägten großen und kleinen Formen und an vertraute harmonische Wendungen, mit denen der liebenswerte Wiener in der 1928 entstandenen Sonate von Ponce Urständ feierte. Auch Dyllas Landsmann Aleksander Tansmann schwelgte in seinen 1972 entstandenen Gitarren-Variationen über das Klavier-Prélude es-Moll op. 16/4 von Alexander Skrjabin in Erinnerungen an den großen russischen Klangmystiker. Marcin Dylla versetzte in betörenden Registerübergängen seine Zuhörer zurück in jene Zeit zwischen romantischen Repliken und Visionen einer zukunftsorientierten Klangsprache, zu der Skrjabin in seinem Spätwerk fand. Selbst die "Drei spanischen Stücke" von Joaquin Rodrigo aus dem Jahre 1954 waren Erinnerungen an die große Zeit des Fandango, der Passacaglia und des Flamenco, aber auch an den legendären spanischen Gitarristen Andrés Segovia, der diese "Piezas" ebenso beeinflusst und uraufgeführt hatte wie die besprochenen Gitarrenwerke von Ponce, Maw und Tansman. Nach Mauro Giulianis "Rossiniana" mit ihren Parodien auf das koloraturenselige Primadonnengehabe und nach den mitreißenden Rodrigo-Stücken verlangten die begeisterten Zuhören eine Zugabe. Und Marcin Dylla bündelte noch einmal all seine Zaubereien im berühmten "Asturias" aus der Suite española von Isaac Albeniz. Es war auf einem kleinen Instrument der abschließende Feuertanz eines großen Meisterkonzert-Abends. ic

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