Ein Hoch der Apotheken-Umschau

Homburg. So schnell vergehen zweieinhalb Stunden selten. Mit einem brillanten Programm-Querschnitt aus 15 Bühnenjahren begeisterten die Damen vom Kabarett Die Herbst-Zeitlosen das Publikum im Homburger Siebenpfeifferhaus. Der Andrang übertraf selbst optimistische Erwartungen. "Ich bin geplättet und ganz überwältigt", sagte Ingrid Braun, Frauenbeauftragte der Stadt Homburg

 In der Parodie auf die Gesundheitsreform machten die "Herbst-Zeitlosen" das Wartezimmer zum Ort einer Realsatire. Foto: Michael Schneider

In der Parodie auf die Gesundheitsreform machten die "Herbst-Zeitlosen" das Wartezimmer zum Ort einer Realsatire. Foto: Michael Schneider

Homburg. So schnell vergehen zweieinhalb Stunden selten. Mit einem brillanten Programm-Querschnitt aus 15 Bühnenjahren begeisterten die Damen vom Kabarett Die Herbst-Zeitlosen das Publikum im Homburger Siebenpfeifferhaus. Der Andrang übertraf selbst optimistische Erwartungen. "Ich bin geplättet und ganz überwältigt", sagte Ingrid Braun, Frauenbeauftragte der Stadt Homburg. Gemeinsam mit Jutta Bohn von der evangelischen Frauenarbeit im Dekanat Homburg und der städtischen Seniorenbeauftragten Christel Steitz war sie Veranstalterin des Abends. Das Einzige, was es schon lange vor dem Auftakt nicht mehr im Saal gab, war ein freier Sitzplatz. Das Publikum, in dem die Männer klar in der Minderheit waren, wartete ungeduldig auf die ersten Takte. "Eine Erfolgsstory" war das Programm überschrieben. Es umfasste Ausschnitte aus den seit dem Gründungsjahr 1993 gegebenen Vorstellungen, die durchweg blendend angekommen sind. Theater gehörte dazu, Revue, Kabarett, am Anfang Gedichte und Pantomime. Die "Erfolgsstory" war dabei alles andere als ein Griff zu Bühnen-Konserven. Natürlich sangen, spielten und rezitierten die Frauen unter der bewährten Regie von Inge Veit, erfrischend und zuweilen frech aus ihren erfolgreichen Programmen. Aber sie hatten ihre Lieder und Texte nicht im Ursprungs-Zustand belassen, sondern mit Blick auf das Zeitgeschehen aktualisiert. So wurde in einer Wartezimmer-Szene die Gesundheitsreform mit bissigem Spott überzogen. Der weckte zuweilen die Befürchtung, dass der sarkastische Spruch von heute Realität werden könnte: "Wie operiere ich mich selbst?", hieß es da oder auch "Die Apotheken-Umschau ist die Bravo für Rentner". Die Diagnose ließ sich auf die Melodie eines alten Hits von Bill Ramsey singen: "Die Galle, die Galle..." Oder das Thema Wirtschaftskrise. Während der Normalbürger den Gürtel immer enger schnallen müsse, würden von gierigen Investmentbankern folgenlos Milliarden verbraten. "Schultze Kathrin und ihre Schwestern" waren ein Ausschnitt aus der Geschichte des Saarlandes von 1871 bis 1955, mit romantischen Erinnerungen an das "Cremeschnittchen" in der Garage. Mit viel Erfolg hatten die Herbst-Zeitlosen Texte von Bertolt Brecht im Programm unter dem Motto "...wie er singt, liebt und lacht" und auch Kurt Tucholsky war bei "Wirklich alles nur Schall und Rauch?" ein großer Cabaret-Erfolg. Der wurde sogar im "schnäägischen" Berlin mit Begeisterung aufgenommen. Das Homburger Publikum war hingerissen von den Saarbrücker Damen, die mit viel Temperament und Herzblut spielten. Die älteste Akteurin auf der Bühne zählt 84 Jahre, die man ihr aber nicht im Geringsten anmerkt. Und dann war da noch Pianist Sergiusz Antochewicz, der die Auftritte unauffällig, jedoch brillant und feinfühlig begleitete. Ein wahrhaft zauberhafter Abend. "Ich bin geplättet und ganz überwältigt." Frauenbeauftragte Ingrid Braun

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