Christliches Jugendorf Ein guter Start ins Berufsleben

Schwarzenbach · Am Christlichen Jugenddorf CJD in Schwarzenbach sind zwei neue Ausbildungsberufe hinzugekommen, die Geschäftsführer Norbert Litschko beim Besuch in unserer Redaktion vorstellte: Mediengestalter und Gebäudereiniger.

 Das neueste Projekt des CJD in Schwarzenbach ist die Bewirtschaftung der römischen Taverne in Reinheim. Das CDJ-Team trägt passende Schürzen in pompejanischem Rot, mit dabei sind die Azubis  Maurice Lagaly, Jennifer Hans, Wiebke Linz, Maximilian Spanier, die Leitung hat Christina Altmaier

Das neueste Projekt des CJD in Schwarzenbach ist die Bewirtschaftung der römischen Taverne in Reinheim. Das CDJ-Team trägt passende Schürzen in pompejanischem Rot, mit dabei sind die Azubis  Maurice Lagaly, Jennifer Hans, Wiebke Linz, Maximilian Spanier, die Leitung hat Christina Altmaier

Foto: Sandra Brettar

Es gibt kaum eine Branche, die nicht froh wäre, gute Auszubildende zu bekommen, die später mal Maler, Elektriker, Landschaftsgärtner oder Koch werden möchten. Und damit ist nur ein Bruchteil der 40 Berufe erwähnt, die man am Christilichen Jugenddorf, kurz CJD, erlernen kann.

Das Jugenddorf, eine weit über Homburg hinaus bekannte Einrichtung, hat es sich zur Aufgabe gesetzt, jungen Menschen mit Behinderungen an der Arbeitswelt teilhaben zu lassen, damit sie einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen können, „was eine wesentliche Voraussetzung für ein möglichst selbstbestimmtes und zufriedenes Leben ist“, so Norbert Litschko, der Geschäftsführer des Jugenddorfes in Schwarzenbach, der zusammen mit der Pressesprecherin Barbara Hartmann zu Besuch in unserer Redaktion war. Menschen, denen aufgrund einer Behinderung der Einstieg ins Arbeitsleben nicht auf Anhieb gelinge, denen biete das CJD Hilfe zur Selbsthilfe und eine gut betreute Berufsausbildung an.

Nun sind zwei neue Ausbildungsberufe hinzugekommen, die Litschko vorstellte: Mediengestalter und Gebäudereiniger. „Wir orientieren uns dabei immer am Bedarf der Wirtschaft“, betont Litschko, „und wir haben festgestellt, dass gerade im Reinigungssektor Leute gesucht werden.“  Das gelte ebenso für den Beruf des Mediengestalters. So bestehe die Ausbildung darin, dass die Jugendlichen lernen, wie man eine Homepage gestaltet, wie man Flyer und Plakate herstellt und wie man sein Unternehmen gut im Internet präsentiert. „Da wir unsere Ausbildung immer an eine Kooperation mit einem entsprechenden Betrieb koppeln, haben wie sowohl für die Gebäudereinigung als auch für die Mediengestaltung gut aufgestellte Betriebe als Partner gewinnen können“, so Litschko.

Natürlich seien die handwerklich ausgebildeten Jugendlichen, die  dieselben IHK-Abschlussprüfungen absolvieren müssen wie alle anderen Azubis auch, am leichtesten vermittelbar, oft hätten sie schon während der Ausbildungszeit ein Stellenangebot. „Aber wir müssen uns trotzdem überlegen, wie wir die digitalisierte Arbeitswelt 4.0 anpacken“,  überlegt Norbert Litschko. Derzeit bilde das CJD noch 30 Lageristen aus, „aber die Zukunft gehört dem computergesteuerten Hochregal, da arbeitet kein Mensch mehr drin. Da müssen die Lageristen andere Aufgaben übernehmen. Da müssen wir dranbleiben“.

Gute Chancen haben auch die 30 jungen Leute, die Systemelektroniker lernen, noch dazu mit großem Erfolg: „Von unseren 90 Prüflingen haben 82 bestanden“, betont Litschko nicht ohne Stolz. Nun sind natürlich auch die Interessen an den Ausbildungsangeboten verschieden,  besonders gut laufe bei den Mädchen „alles, was mit Verkauf und Gastronomie zu tun hat“. Bei den Jungen seien es mehr die Computer- und Metall-Bereiche.

Die Anforderungsprofile sind mit den Jahren immer höher geworden, was damit zusammenhängt, dass sich auch die Probleme der Schüler verlagert haben. Waren es vor 30 Jahren noch hauptsächlich junge Leute mit Lernbehinderungen, die vorwiegend im CJD ausgebildet wurden, so liegt dieser Anteil inzwischen nur noch bei knapp 20 Prozent. Auch körperlich behinderte Jugendliche machen nur noch 20 Prozent aus.

Über die Hälfte der Auszubildenden haben hingegen psychische Probleme, „das können Depressionen sein, Autismus, ADHS, auch Psychosen“. Aber diese Probleme haben nichts mit Intelligenz und Auffassungsgabe zu tun, das heißt, dass diese Jugendlichen auch anspruchsvolle Ausbildungen absolvieren können, die man vor ein paar Jahrzehnten noch nicht hätte anbieten können.

Für ihre psychischen Probleme stehen im Jugenddorf sechs Psychologen zur Verfügung, die die Jugendlichen auch über ihre Schul- und Ausbildungszeit hinaus begleiten, „wir kümmern uns auch nach dem Berufseinstieg noch ein Jahr um unsere Absolventen und halten Kontakt zu den jeweiligen Arbeitgebern“, erklärt Norbert Litschko. Das Jugenddorf nehme da seine Verantwortung ernst, „wir entlassen niemanden ohne Anker ins Berufsleben.“

Insgesamt werden im CJD in Schwarzenbach derzeit 360 junge Leute ausgebildet, davon sind 200 im Internat untergebracht, die übrigen kommen aus der näheren Umgebung. Im Schnitt verbringen sie dreieinhalb Jahre im Jugenddorf, „eine Zeit, die wir nutzen, um sie fürs Leben fit zu machen“, betont Litschko, „denn oft ist es so, dass wir in dieser Zeit bei der Persönlichkeitsentwicklung noch entscheidend mitwirken können.“

Neben der psychologischen Betreuung wird deshalb viel Wert auf Sport, Bewegung, Entspannung und gesunde Ernährung gelegt. In der Kantine gebe es mittlerweile an den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ausgerichtete Speisen, „das heißt, dass die Schnitzel- und Pommes-Zeiten vorbei sind“, lacht Geschäftsführer Litschko, der selbst in der Kantine isst und dabei zwei Kilo abgenommen habe, wie er sagt.

 Pressesprecherin Barbara Hartmann und CJD-Geschäftsführer Norbert Litschko waren zu Gast in der Redaktion, um ihre  Angebote vorzustellen.

Pressesprecherin Barbara Hartmann und CJD-Geschäftsführer Norbert Litschko waren zu Gast in der Redaktion, um ihre  Angebote vorzustellen.

 CJD-Absolventen unter den Landesbesten, hier  (v. l.) mit Maria Fier (Kultusministerium), Anke Rehlinger (Ministerin), Marie-Christin Höffgen, Lisa-Marie Geib, Dennis Bettinger und Armin Reinke (Kreissparkasse Saarpfalz)

CJD-Absolventen unter den Landesbesten, hier  (v. l.) mit Maria Fier (Kultusministerium), Anke Rehlinger (Ministerin), Marie-Christin Höffgen, Lisa-Marie Geib, Dennis Bettinger und Armin Reinke (Kreissparkasse Saarpfalz)

Foto: Barbara Hartmann

Stolz ist man im CJD auf das jüngste, öffentlichkeitswirksame Projekt der Schule: Auf dem Gelände des Europäischen Kulturparks Bliesbruck-Reinheim befindet sich in einem rekonstruierten römischen Gebäude die Taverne Reinheim, die seit einem knappen Monat von jungen Leuten aus dem CJD bewirtschaftet wird. Auf der Terrasse vor einer schönen Landschaftskulisse gibt es täglich kleine Gerichte mit Bezug zur römischen Küche. So schließt sich der Kreis von der  ehemals römischen Siedlung Schwarzenacker zur römischen Taverne in Reinheim. Und mitten drin junge Gastrononomie-Fachleute aus dem Jugenddorf. Sozusagen in der Nachfolge des Wirtes Capitolinus. Damit wird auch eine 2000 Jahre alte Geschichte fortgeschrieben.

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