Tierheim Homburg Ein erster Schritt zur Tierheim-Rettung

Homburg · Um das klamme Tierheim Homburg zu stützen, wurde ein Vertrag geschlossen, der alle Kommunen zur finanziellen Unterstützung verpflichtet. Geld gibt es auch von den Kreisen. Homburgs Tierheim sieht die Bedingungen kritisch.

 Viele Tiere warten im Homburger Ria-Nickel-Tierheim auf neue Herrchen oder Frauchen. Die Unterbringung von Hunden, Katzen und Co. kostet aber auch ziemlich viel Geld. Nun hat man sich auf einen Konsortialvertrag geeinigt. Für die Homburger Tierheimleiterin Marion Schinkmann-Heppekausen muss daran aber noch einiges verbessert werden – so würde sie ihn für die Zukunft nicht mehr unterschreiben. Fotos: Stumm/SZ-Redaktion

Viele Tiere warten im Homburger Ria-Nickel-Tierheim auf neue Herrchen oder Frauchen. Die Unterbringung von Hunden, Katzen und Co. kostet aber auch ziemlich viel Geld. Nun hat man sich auf einen Konsortialvertrag geeinigt. Für die Homburger Tierheimleiterin Marion Schinkmann-Heppekausen muss daran aber noch einiges verbessert werden – so würde sie ihn für die Zukunft nicht mehr unterschreiben. Fotos: Stumm/SZ-Redaktion

Dem Homburger Ria-Nickel-Tierheim fehlt chronisch Geld. Das ist seit Jahren so. Die Hilferufe der Verantwortlichen kommen regelmäßig, in Homburg wurde der Ruf im vergangenen Sommer zum Schrei: Bleibe es beim Status quo, drohe die Insolvenz. Es gab zur schnellen Rettung Einmalzahlungen und Bemühungen um eine dauerhafte Lösung. Die scheint jetzt gefunden, stößt aber bei der Leiterin des Homburger Tierheims, Marion Schinkmann-Heppekausen, auf wenig Begeisterung.

Die Landkreise Neunkirchen, St. Wendel und der Saarpfalz-Kreis haben einen Konsortialvertrag zur Unterstützung der Tierheime in Niederlinxweiler und in Homburg unterzeichnet, 22 Kommunen sind beteiligt (wir berichteten).

"Das ist alles nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben", sagt Schinkmann-Heppekausen. Ein Grund für ihre Vorbehalte: Der angesetzte Betrag von 30 Cent sei definitiv zu wenig. Konkret sieht der nun unterzeichnete Vertrag nämlich folgende Lösung vor: Die beiden Tierheime erhalten von den jeweiligen Kommunen bis zu 30 Cent pro Einwohner im Jahr. Das hielt Schinkmann-Heppekausen bereits im Februar, als das Vertragswerk im ersten Anlauf scheiterte, für zu gering. Zum Vergleich: In dem Konsortialvertrag zwischen dem Tierheim Dillingen und den Kommunen in den Landkreisen Saarlouis und Merzig-Wadern zahlt jeder Bürger symbolisch 90 Cent. Im hiesigen Vertrag unterstützen die Landkreise zudem mit jeweils 10 000 Euro jährlich im Rahmen ihrer freiwilligen Leistungen.

Die Stadt Homburg müsste nach der neuen Regelung sogar weniger zahlen als bisher, bestätigt deren Pressesprecher Jürgen Kruthoff. Allerdings habe Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind zugesagt, dass dennoch dieselbe Summe überwiesen werde wie bisher - durchschnittlich um die 20 000 bis 25 0000 Euro pro Jahr, teils durch Zusatzzahlungen auch mehr. Und dies solange bis die Verfahren angelaufen seien und so lange bis sich abzeichne, dass die Tierheime durch den neuen Vertrag auch getragen würden. Die Stadt sei generell froh, dass sich mit der Regelung nun alle Kommunen beteiligten, sagte Kruthoff, manche hätten das bislang nicht getan. Das sehen auch die Landräte so. Saarpfalz-Landrat Theophil Gallo hatte im Februar, nachdem es zunächst nicht geklappt hatte mit dem Konsortialvertrag, betont, wie enttäuscht er über die Ablehnung von Homburg und Niederlinxweiler gewesen war. Denn, so Gallo damals: Er sei froh gewesen, Kommunen, die nie etwas bezahlt haben, endlich mit ins Boot genommen zu haben, was nicht einfach gewesen sei.

Für Tierheim-Leiterin Schinkmann-Heppekausen ist allerdings auch klar, dass das jetzige Vertragswerk ohne weitere Verhandlungen, nicht von langer Dauer sein wird., "Für Homburg werde ich den Vertrag so nicht mehr unterschreiben", machte sie deutlich. Der Vertrag gelte nur für dieses Jahr, rückwirkend vom 1. Januar bis Ende Dezember, neue Verhandlungen sollen laufen, sagt Schinkmann-Heppekausen weiter. Jetzt habe sie dem Vertrag nur deswegen zugestimmt, weil vom Innenministerium Geld kommen soll - 140 000 Euro für beide Tierheime zusammen. Die Pressesprecherin des Innenministeriums, Katrin Thomas, bestätigt auf Nachfrage zwar, dass "eine einmalige Bedarfszuweisung" in Höhe von bis zu 140 000 Euro in Aussicht gestellt ist. Entsprechende Mittel seien vorgemerkt. Nur wann das Geld kommt, ist bisher unklar. Seitens der Kommunen sei noch kein Zuweisungsantrag beim Ministerium eingereicht worden. "Da zurzeit nicht absehbar ist, wann dieser Antrag eingereicht wird und ob nach Vorlage des Antrages gegebenenfalls Unterlagen von der Prüfbehörde nachgefordert werden müssen, ist aktuell keine Aussage möglich, ob und gegebenenfalls wann eine positive Bescheidung des Antrages erfolgen wird", so das Innenministerium weiter.

Schinkmann-Heppekausen hat einen weiteren Kritikpunkt: Im Vertrag sei der Zuständigkeitsbereich des Tierheims nicht mehr so klar geregelt wie vorher. Darin heiße es nun, dass das Tierheim in Homburg "vorrangig" zuständig sei für ein bestimmtes Gebiet. Das bedeute etwa, wenn das Tierheim Niederlinxweiler voll sei, müsse das Tier nach Homburg. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei zwar nicht so hoch, dennoch mache das die Sache schwierig, was die Platzkapazität betrifft. Die Tierheime seien nicht vergleichbar. Schon die Betriebsgröße sei anders. Homburg habe mehr Aufnahmekapazität, mehr Mitarbeiter und mit 300 000 Euro mehr Ausgaben als Niederlinxweiler.

Dass das Kapitel nicht abgeschlossen ist, darauf hatten die beteiligten Landräte bereits hingewiesen. Mit Umweltminister Reinhold Jost habe man sich darauf geeinigt, dass weitere Verhandlungen erfolgen werden. Da das Land zudem seine Moderatorenrolle für die Sicherstellung der Finanzierung der Tierheime angekündigt habe, gehe man davon aus, dass das Ministerium die Gespräche federführend in Angriff nehmen werde.

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 Die Landräte Udo Recktenwald, Sören Meng und Theophil Gallo (vorne von links) unterzeichneten mit den Vorständen der Tierschutzvereine Marion Schinkmann-Heppekausen (Homburg, hinten, Zweite von links) und Dirk Walter, den Tierschützern Hans-Friedrich Willimzik und Beatrice Speicher-Spengler (Tierschutzbund) den Konsortialvertrag. Foto: Jasmin Alt

Die Landräte Udo Recktenwald, Sören Meng und Theophil Gallo (vorne von links) unterzeichneten mit den Vorständen der Tierschutzvereine Marion Schinkmann-Heppekausen (Homburg, hinten, Zweite von links) und Dirk Walter, den Tierschützern Hans-Friedrich Willimzik und Beatrice Speicher-Spengler (Tierschutzbund) den Konsortialvertrag. Foto: Jasmin Alt

Foto: Jasmin Alt

Das Konzept des Konsortialvertrags hat der Tierschutzbeauftrage Hans-Friedrich Willimzik schon früher erläutert: Ein Tierheim habe einen bestimmten finanziellen Bedarf. Dieser soll auf die Personenzahl in den beteiligten Kommunen umgerechnet werden - einen Teil des Geldes bringe das Tierheim selbst auf. Das Homburger Tierheim übernimmt bekanntlich für diverse Kommunen die Unterbringung von Fundtieren. Dazu sind Städte und Gemeinden verpflichtet.

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