Ein außergewöhnlicher Besuch

Homburg. Das wissenschaftliche Symposium einer Forschergruppe der medizinischen Fakultät des Saarlandes ist in der Regel nur für die Forscher selbst von erhöhtem Interesse. Gerade auch dann, wenn die dort behandelten, biomchemischen und molekularbiologischen Themen kaum auf eine breite Öffentlichkeit ausgerichtet sind

Homburg. Das wissenschaftliche Symposium einer Forschergruppe der medizinischen Fakultät des Saarlandes ist in der Regel nur für die Forscher selbst von erhöhtem Interesse. Gerade auch dann, wenn die dort behandelten, biomchemischen und molekularbiologischen Themen kaum auf eine breite Öffentlichkeit ausgerichtet sind. So wäre es wohl auch dem seit gestern laufenden Treffen der Forschergruppe "For 967" von Richard Zimmermann, Professor für Medizinische Biochemie und Molekularbiologie an der Universität des Saarlandes, im Homburger Schlossberghotel widerfahren - hätte nicht die Liste der teilnehmenden Wissenschaftler und ein nicht ganz unerheblicher Vorfall in der vergangenen Woche dem Meeting eine ganz besondere Note gegeben. Schon lange geplant sind Tom Steitz und Ada Yonath als Referenten geladen, eben jener Tom Steitz und jene Ada Yonath, die in der vergangenen Woche vom Nobelpreiskomitee für ihre herausragenden Forschungen rund um so genannte Eiweißfabriken in den menschlichen Zellen mit dem Nobelpreis für Chemie geehrt worden waren (wir berichteten). Damit dürfte Homburg bis zum heutigen Mittwoch wohl die höchste Nobelpreisträgerdichte der Welt innehaben. Am vergangenen Sonntag kam es zu einem ersten informellen Treffen der teilnehmenden Forscher. Ein lockeres "come together", ein erstes Zusammenkommen, im Römermuseum in Schwarzenacker sollte der mehrtägigen Konferenz einen entspannten Charakter geben. Sichtlich entspannt zeigte sich dort auch Tom Steitz im Kreise seiner Forscherkollegen. Gefragt, was sich für ihn in den vergangenen Tagen seit Bekanntgabe der Gewinner verändert hatte, antwortete er mit einem deutlich wahrnehmbaren Augenzwinkern: "Ich habe den Eindruck, dass mich jetzt deutlich mehr Menschen kennen als vorher." Und noch etwas fiel ihm ein. "Mein Telefon klingelt ständig." Nachdem man nach der Bekanntgabe der Nobelpreisträger für Chemie bei den Organisatoren der Symposiums noch ein bisschen gezweifelt hatte, ob die beiden recht kurzfristig zu Ruhm und Ehre gekommenen Wissenschaftler tatsächlich nun auch an ihrem Termin in Homburg festhalten würden, so wurde man am Sonntag eines besseren belehrt. Das freute vor allem den Präsidenten der Saaruni, Professor Volker Linneweber. Der hob bei seiner Begrüßung den interdisziplinären Charakter moderner Forschung hervor und machte dies nicht zuletzt am Besuch von Steitz und Yonath in Homburg fest. Steitz selbst gab seiner Hoffnung Ausdruck, in Homburg Wesentliches zu erleben. "Ich denke, es ist eine gute Gelegenheit, hervorragende und hochkarätige Wissenschaftler zu treffen. Und ich denke, wir werden wechselseitig voneinander profitieren." Ada Yonath ordnete das Symposium in Homburg hoch ein. "Es ist superb." Und angesprochen auf die ersten Veränderungen in ihrem neuen Leben als Nobelpreisträgerin sagte sie mit einem Lachen: "Ich habe hier in Homburg fünf Minuten mehr Redezeit erhalten." Meinung

Spitzenforschung an der Saar

Von SZ-RedakteurinChristine Maack Forscher leben nicht auf einem anderen Stern, brüten im stillen Kämmerlein vor sich hin - und haben dann eine Idee, die ihnen den Nobelpreis einbringt. Wissenschaft lebt vielmehr vom Austausch, von Kontakten, von gegenseitigen Besuchen und von Fragen: "Wie macht ihr das?" "Wie kommt ihr voran?" Top-Wissenschaftler, die ein spezielles Gebiet beackern, sind am Ende gar nicht mehr so viele. Da kennt man sich. So wie die Forscher an der Saar und Gäste aus Amerika - darunter zwei Nobelpreisträger, die zum Kongress nach Homburg gekommen sind. Und die bleiben, was sie sind: sympathische Biochemiker, die ihre Kollegen besuchen und gemeinsam mit ihnen über die Geheimnisse des Lebens nachdenken. Gut zu wissen, dass Professoren im Saarland nicht abgekoppelt sind von der Spitzenforschung. Es gibt weltweit eben nur ein Top-Niveau. Da ist man drauf - oder man spielt nicht mit. Professor Zimmermann hat wohl kaum damit gerechnet, dass man öffentlich Notiz davon nimmt, in welcher Liga er spielt. Seit ein paar Tagen ist das anders!

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