Ein anderer Blick auf Syrien

Homburg · Der Ländertag am Homburger Mannlich-Gymnasium soll einmal im Jahr mit unterschiedlichen geografischen oder sprachlichen Schwerpunkten den multikulturellen Charakter der Unesco-Projektschule verdeutlichen. Diesmal wählte man Syrien als Thema.

 Die syrischen Mannlich-Schüler Molham Almousa, Mahmoud Narbi und Mhamoud Wesam (von links) zeigten beim Ländertag ihrer Schule auch mit Fotos aus der Vergangenheit ein Bild Syriens jenseits der nun herrschenden Verwüstungen und des Schrecken des Krieges. Foto: Thorsten Wolf

Die syrischen Mannlich-Schüler Molham Almousa, Mahmoud Narbi und Mhamoud Wesam (von links) zeigten beim Ländertag ihrer Schule auch mit Fotos aus der Vergangenheit ein Bild Syriens jenseits der nun herrschenden Verwüstungen und des Schrecken des Krieges. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

"Syrien ist das schönste Land auf der Erde! Es ist meine Heimat" Ein solcher Satz mag in Deutschland überraschen, kennt man zwischen Sylt und Füssen den Staat im Nahen Osten eigentlich nur als Kriegsgebiet, hat Bilder von zerstörten Städten vor Augen. Doch wenn der 16-jährige Mahmoud Narbi diesen Satz sagt, dann verschwinden diese Bilder für einen Moment - und schaffen Platz für ein Syrien der Vorkriegszeit.

Von genau diesem Syrien wollen Mahmoud und seine Freunde Molham Almousa und Mhamoud Wesam zusammen mit vielen weiteren syrischen Schülern beim Ländertag kurz vor den Weihnachtsferien am Homburger Mannlich-Gymnasium erzählen, mit Bildern, mit landestypischen Essen (gekocht auch zusammen mit Mannlich-Mensa-Chefin Claudia Schmitt), mit Erzählungen und Diskussionen. Stolz seien sie auf ihr Land, trotz des Krieges, erzählen die drei - allesamt Flüchtlingen und gerade mal seit einem Jahr in Deutschland (Molham sogar erst acht Monate) - auf Deutsch. Und dieser Stolz mischt sich im Gespräch mit unserer Zeitung mit einem Wunsch und einer nüchternen Gewissheit. "Wir träumen davon, nach Syrien zurückzukehren. Aber wir wissen auch, dass das wahrscheinlich nicht möglich sein wird", fasst Mhamoud Wesam, geflüchtet aus Aleppo, seine Gedanken in Worte. Und: Nein, die Bilder von der Zerstörung ihrer Heimat in den deutschen Medien wollen sie nicht sehen, "das ist sehr schmerzhaft", sagt Mahmoud Narbi traurig. Und sein Freund Molham ergänzt: "Unsere Freunde in Syrien: Alle weg, alle tot." Doch für eine Weile ist dies beim Ländertag am Mannlich-Gymnasium so weit entfernt wie möglich, "wir haben eine Wand mit Bildern gemacht, wir zeigen, wie Syrien früher ausgesehen hat. Und wir wollen heute nicht über Krieg sprechen."

Und wie schafft man diesen Spagat zwischen Gegenwart und Vergangenheit an einem Tag wie diesem? Mhamoud Wesam: "An dieser Schule gibt es viele freundliche Leute, hier finden wir Freiheit, wir können uns mit anderen unterhalten - das ist wirklich sehr schön." Für Molham Almousa ist Deutschland ein Land der Liebe, ein Land des Lernens, "hier kann man zur Schule gehen, man kann studieren".

An dieser Stelle schaltet sich Lehrer Jan Weißler, zusammen mit seinen Kollegen Carolin Welter und Kai Denkinger für den Syrien-Tag am Mannlich verantwortlich, ins Gespräch ein. "Wir werden ja immer wieder gefragt, warum wir so viele syrische Flüchtlinge als Schüler aufnehmen. Aber hier sieht man, welches Potenzial in den jungen Leuten steckt. Das sind nicht nur Jugendliche, die hier Schutz suchen - sie wollen auch ihren Beitrag leisten."

Und der ist groß, auch beim Ländertag 2016 am Mannlich. Dieser Tag soll einmal im Jahr mit unterschiedlichen geografischen oder sprachlichen Schwerpunkten den multikulturellen Charakter des Mannlich-Gymnasiums als Unesco-Projektschule verdeutlichen. "Dieser Tag ist eine Besonderheit unserer Schule", sagt Jan Weißler. In diesem Jahr habe man sich in Zusammenarbeit mit "Partnerschaft für Demokratie " in Homburg als Teil des Bundesprogramms "Demokratie leben" für Syrien als Thema entschieden - was angesichts der Lage dort ein "schwieriges Thema" sei, gesteht Weißler ein. "Dieses Land ist eben aktuell durch den Krieg geprägt. Doch ich haben durch dieses gemeinschaftliche Erlebnis bei der Gestaltung des Ländertages viel Neues gelernt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort